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Digitalisierung im Bauwesen: Internationale Konferenz betrachtet Vorzeigeprojekte

Ein großer Präsentationssaal voller Menschen von hinten fotografiert. Vorne spricht ein Mann vor einer Leinwand hinter einem Rednerpult. Im Bildvordergrund steht ein Tisch mit Flaschen und Gläsern.

Zum fünften Mal fand die internationale 5D-Konferenz auf Initiative der HTWG statt. In diesem Jahr mit einem neuen Konzept: Vier BIM-Großprojekte wurden aus der Sicht der Projekthauptverantwortlichen vorgestellt.

Getreu dem Motto „Durch Kooperation zum Erfolg – Realisierung von BIM-basierten Vorzeigeprojekten“ wurden bei der diesjährigen Lake Constance 5D-Conference vier durchgängig realisierte BIM-Großprojekte vorgestellt. In diesem gemeinschaftlichen Ansatz konnten sowohl die Bauherrschaft, die Planer und wie auch die Bauunternehmen ihre jeweils eigenen Erfahrungen ausführlich beschreiben. Die Dauer der Einzelvorträge wurde deutlich erhöht, was den Projekten mehr Zeit und Raum gab, detailliert zu beschreiben, wie Prozesse in der Praxis umgesetzt werden können. Ebenfalls neu waren die Live-Demonstrationen, die in die Präsentationen integriert wurden und den Mehrwert durch BIM eindrucksvoll verdeutlichen konnten. In einer abschließenden Diskussion mit dem Publikum gab es die Möglichkeit, Fragen und Anregungen direkt an die Projektverantwortlichen zu stellen.

Was wurde präsentiert?

Zu Beginn des ersten Tages wurde der Neubau des Büroneubaus „Siemens Campus“ in Zug vorgestellt. Neben den Umsetzungsstrategien und Herangehensweisen des Projektes wurden die BIM-Anwendungsfälle ausführlich beschrieben und per Live-Demonstration dargestellt. Hier wurde unter anderem die Arbeit mit Virtual Reality, QR-Codes und der digitalen Kollisionsprüfung vorgestellt.
Am Nachmittag referierte Herr Prof. Martin Fischer von der kalifornischen Stanford University in seiner Keynote zum Thema „The value of integrated information in enabling high-performing project teams and buildings“. Er zeigte auf, welche Faktoren ausschlaggebend sind, um leistungsfähige Gebäude herzustellen zu können. Genau zu wissen, was der Kunde will und welche Ziele verfolgt werden, ist der Grundstein, um die richtige Baustrategie für ein Gebäude festzulegen. Grundlegend ist hierbei der durchgängige Informationsfluss über den gesamten Bau und die Betriebsphase hinweg. Prof. Fischer ermutigte zu einer Kultur des Lernens, die auch die Analyse bisheriger Projekte mit einbezieht. Für ihn bedeuten sie zu lernen, sich weiter zu entwickeln, zu verbessern und auf zukünftige Projekte das Gelernte anzuwenden.
Komplettiert wurden die Präsentationen des ersten Tages durch die Vorstellung des Hochhaus-Neubaus „Trinity Tower“ im Stadtviertel Le Défense in Paris. Als wichtige BIM-Werkzeuge kamen hier unter anderem eine Augmented Reality Hololense und ein Digital Totem in Livepräsentationen zum Einsatz.

Der zweite Tag begann mit der Vorstellung des Neubaus des Klinikums Frankfurt-Höchst, Deutschlands erstem Krankenhaus im Passivhaus-Standard. Eindrucksvoll dargestellt werden konnten unter anderem die Anwendungen mit On-Site-Tools, die das digitale Arbeiten auf der Baustelle deutlich vereinfachen. Als Abschluss der Konferenz wurde das Infrastrukturprojekt B87/ Eilenburg – Mockrehna vorgestellt. Ein Pilotprojekt, bei dem die Modellbildung und Linienführung der Trasse anhand eines digitalen Modells vollumfänglich realisiert wurde. In Livedemonstrationen wurden außerdem Möglichkeiten der Variantenfindung und der Automatisierung aufgezeigt.  

Die Neuerung im Konferenzkonzept fand in den Reihen der Konferenzteilnehmer großen Anklang, ebenso zeigten sich die Besucher von den fachlichen Inhalten der Konferenz begeistert, berichtet Prof. Dr. Uwe Rickers. Das Ambiente des Veranstaltungsortes, das Konzil-Gebäude in Konstanz mit seiner historisch wertvollen Bausubstanz und seiner wunderbaren Aussichtsterrasse, rundete die Veranstaltung ab. Ein weiterer Höhepunkt der Konferenz war das Social Event am Montagabend mit einer Schiffsrundfahrt auf dem Bodensee. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit Musik und Barbetrieb an Bord der MS Graf Zeppelin konnte der Konferenzgedanke der Vernetzung und des Austauschs gelebt werden.

Detaillierte Informationen zu den vorgestellten Großprojekten und alle Präsentationen finden sich auf der Konferenzseite

Fazit der Konferenz

BIM fördert die Partnerschaftlichkeit im Projekt, da Aufgabengebiete von Beginn an gemeinsam definiert, Zuständigkeiten vergeben und die Risiken zusammen getragen werden. BIM bedeutet das partnerschaftliche Engagement und die Einbeziehung aller in das Projekt. Dabei ist es wichtig, ein klares Verständnis zu schaffen, was Digitalisierung im Projekt für den Einzelnen bedeutet. Dementsprechend ist es notwendig, alle Beteiligten zu schulen, langfristig einzubinden und somit eine vertrauensvolle Basis zu gründen.
Wichtig ist auch die Offenheit und der Mut, von anderen zu lernen, um neue Prozesse und Arbeitsweisen zu entwickeln. Außerdem können mit geeigneter Technologie Verschwendungen eliminiert und Prozesse erleichtert werden, ganz im Sinne eines Lean Management.
Für Herrn Prof. Dr. Uwe Rickers, Professor für Baubetrieb an der Fakultät Bauingenieurwesen und Veranstalter der 5D Konferenz, war die Konferenz ein Erfolg. Durch eine stärkere Fokussierung auf die Inhalte der Projekte konnte praxisnah gezeigt werden, wie BIM heute realisiert wird und welche Defizite es noch gibt.
Die Konferenz dient ebenso als Plattform um sich über das Thema BIM auszutauschen und um neue Ideen bzw. Konzepte zu kreieren die eine Weiterentwicklung fördern. „Wenn die Konferenz bewirkt, dass sich zwei Partner finden und zusammen eine Idee entwickeln und das Thema BIM damit voranbringen, dann waren wir richtig gut“, meint Prof. Dr. Rickers. (ds)