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Exakte Dosierung für mehr CO2-bindendes Grün

Zwei Studenten stehen vor einem Traktor mit angehängtem Granulatstreuer auf einem grünem Acker.

Die Maschinenbau-Studenten Kai Müller und Stefan Maier haben einen Mikrogranulatstreuer für die ökologische Landwirtschaft konstruiert und gebaut. Er hat sich bereits im Einsatz auf dem Feld bewährt.

Ganz egal, ob Kleesamen oder sog. Zwischenbegrünungen auf dem Feld ausgebracht werden: Der Mikrogranulatstreuer von Kai Müller und Stefan Maier kann dank einer innovativen Einrichtung genau steuern, wieviel Menge des Materials auf der Fläche verstreut wird. Die beiden Studenten der HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung haben im Studiengang Maschinenbau Konstruktion und Entwicklung den Streuer zunächst am Computer konstruiert. Darauf folgte nun in den letzten Monaten der Bau des Streugerätes. Inzwischen hat auch der praktische Einsatz auf dem Feld gezeigt: Die Berechnungen waren korrekt. Der Streuer funktioniert.

Das Besondere: Die Granulate wie zum Beispiel Feinsämereien fließen aus dem großen Behälter in ein Rohr mit einer sich drehende Dosierschnecke. Über die Schubdichte der Schnecke bzw. ihre Drehzahl wird das Volumen des auszubringenden Materials reguliert. So entsteht eine große Bandbreite: Der Nutzer kann wählen, ob 1,5 Kilogramm oder bis zu 60 Kilogramm pro Hektar verstreut werden. Das Material fließt exakt dosiert auf die beiden Streuscheiben, die es gleichmäßig verstreuen. Der Mikrogranulatstreuer wiegt rund 20 Kilogramm und kann bis zu 100 Kilogramm laden.

„Gerade für das genaue Ausbringen solcher Feinsämereien gibt es eine Nische bei landwirtschaftlichen Geräten“, weiß Prof. Dr-Ing. Dr.sc.agr. Kurt Heppler, der auch über eine agrarwissenschaftliche Ausbildung verfügt. „Je mehr wir unsere Felder begrünen, d.h. nach der Ernte mit Zwischenfrüchten bestellen, umso mehr CO2 wird durch die zusätzliche Photosynthese gebunden, umso mehr Sauerstoff wird erzeugt.“

Er ruft seine Studierenden im Studiengang Maschinenbau Konstruktion und Entwicklung dazu auf, ein Projekt von Anfang bis Ende umzusetzen. Die beiden Studenten haben in diesem Rahmen den gesamten Streuer gebaut – zunächst in einem CAD-Programm am Rechner, dann mit dem entsprechenden Material im Labor. Dabei waren nicht nur Konstruktionskenntnisse gefragt, sondern auch Kenntnisse aus der Elektrotechnik, schließlich erfolgt die Ansteuerung der Schnecke über eine Platine. Der Antrieb der Schnecke erfolgt über die Bordelektronik des Fahrzeugs, an das der Streuer angebracht ist. Stefan Maier hat den Mikrogranulatstreuer bereits im heimischen landwirtschaftlichen Betrieb in Riedheim getestet und mit dem Traktor erfolgreich Senf- und Kleesamen ausgebracht.

Die größte Herausforderung? „Das waren die Kosten“, sagt Kai Müller. Hätten die Studenten das gesamte Material zahlen müssen, hätte ihr Gerät rund 1500 Euro gekostet – die Arbeitszeit nicht mitgerechnet. Dank ihres tatkräftigen Einsatzes und eines großen Netzwerkes mit hilfreichen Kontakten war es ihnen möglich, die Kosten auf 300 Euro zu drosseln. Für ihren Professor Kurt Heppler ist die besondere Konstruktion beachtlich: „Die beste Schweißkonstruktion hat keine Nähte, sagt man unter Maschinenbauern. Das ist hier fast der Fall. Das Metall ist sehr geschickt gebogen, so dass man fast ohne anfällige Schweißnähte auskommt“, lobt der Professor.
Bildtext: Die Maschinenbau-Studenten Stefan Maier (links) und Kai Müller (rechts) haben den Mikrogranulatstreuer entworfen und gebaut. Er hat sich im Einsatz bereits bewährt. (aw)