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„Jetzt ist sie für unsere Enkel interessant“

Eine Gruppe Senioren posiert auf einer Treppe vor einem HTWG-Gebäude fürs Foto.

Reise in die Vergangenheit: Absolventen aus dem Jahr 1968 haben die Hochschule besucht, an der sie vor einem halben Jahrhundert ihren Abschluss gemacht haben. Grund zum Feiern - und Staunen.

Seit 50 Jahren treffen sie sich einmal im Jahr: Die Absolventen des Studiengangs Elektrotechnik/Starkstromtechnik aus dem Jahr 1968 sind sich eng verbunden. Und natürlich sind sie auch der Institution verbunden, die sie zusammen geführt hat: der Staatlichen Ingenieurschule Konstanz, der heutigen HTWG. Ein Höhepunkt des dreitägigen Jubiläumstreffens, 50 Jahre nach dem Studienabschluss, war deshalb natürlich der Besuch auf dem Campus – einem Campus, den die Absolventen von 1968 kaum wiedererkannten. „Ein Kommilitone war tatsächlich vor 50 Jahren zum letzten Mal hier - der kam aus dem Staunen nicht mehr heraus“, erzählt Gerd Brombacher, der das Jubiläumstreffen organisiert hatte.

Andere Gerüche und Geräusche

Das Staunen überrascht nicht wirklich, sah doch das gesamte Areal am Konstanzer Seerhein in den 60er Jahren noch ganz anders aus. Der Schlachthof (Gebäude der heutigen Bibliothek) war noch im Betrieb, auf dem heutigen Forum stand eine Zentrale Schaltanlage-20 KV der Stadtwerke Konstanz, die rund um die Uhr besetzt war, und darüber befanden sich drei Wohnungen für die „Schaltwärter. Sie musste Anfang der 90iger Jahre weichen. Wo heute die Gebäude O und P stehen, florierte ein Schrotthandel. „Hier hat es oft übel gestunken“, erinnert sich ein 68er an Schlachtabfälle und übel riechenden Schrott. Einzig die heutigen Gebäude A, B und G waren vor 50 Jahren von der Ingenieurschule genutzt. Der Platzbedarf war noch geringer als heute: Lediglich knapp 1000 Studierende zählte die 1906 gegründete Hochschule, noch bestanden nur die Fakultäten Bauingenieurwesen, Elektrotechnik/ Starkstromtechnik, Nachrichtentechnik und Maschinenbau. Heute ist die Hochschule anders aufgestellt, „jetzt ist sie für unsere Enkel interessant“, hieß es in den Reihen der 68er.

Nach dem Abschluss in verschienen Branchen tätig

In den letzten fünf Jahrzehnten sind sie alle in verschiedenen Unternehmen und verschiedenen Regionen ihren Berufsweg gegangen. Lebenslanges Lernen ist für sie kein neues Schlagwort. Wer hätte sich im Abschlussjahr 1968 vorstellen können, einmal E-Mails zu verfassen, im Internet zu recherchieren, die Energiewende mitzugestalten oder autonom fahrende Fahrzeuge zu programmieren?
Die meiste Zeit ihres Studiums hätten sie im Gebäude A und seinem Anbau verbracht, erzählen die Jubiläumsgäste. „Lediglich zur Mensa sind wir gewechselt – ins heutige Gebäude B.“ Früher war dort der Haupteingang - die Treppe an der Brauneggerstraße lässt dies noch erahnen. Die Mensa befand sich in den Kellerräumen des Gebäudes und ähnelte eher einer Vesperstube. Prof. Dr. Gunter Voigt stand den Gästen bei einer unterhaltsamen Campusführung Rede und Antwort und verschaffte ihnen Einblicke in Labore und Hörsäle. Groß war die Überraschung, dass sich allem Wandel zum Trotz dies nicht geändert hat: In jedem Hörsaal finden sich immer noch Tafel und Kreide in verschiedenen Farben, Zirkel und Lineal. „Gerade für die Mathematik – und die wird nun mal in vielen Studiengängen benötigt – ist die Darstellung so immer noch wertvoll“, betont Prof. Dr. Gunter Voigt.

Führungen nicht nur auf dem HTWG-Campus

Die meisten Studierenden kamen in den 60ern aus Baden-Württemberg, und zwei aus der Schweiz. Doch auch damals war die Einrichtung schon international aufgestellt: „Wir hatten im Semester auch zwei Kommilitonen aus Nigeria, je einen aus Thailand, Griechenland und der Türkei“, erinnert sich Gerd Brombacher. Was aus ihnen geworden ist, wisse er allerdings nicht, der Kontakt sei abgebrochen, bedauert er sehr. Mit etwas Wehmut blickt er auch auf frühere Treffen zurück, bei denen immer wieder auch Lehrende von früher mit dabei gewesen waren. Inzwischen sind sie jedoch verstorben.
Die Semestertreffen haben Tradition. Ein Kommilitone war bei allen 50 Semestertreffen dabei. „Beim Studienabschluss waren wir 29 Personen. Zum 50sten Treffen waren zwölf dabei. Wir sind nicht nur Techniker, ein Beamter unter uns führt genau Buch und auf fast freiwilliger Basis wird jeweils einer bestimmt für das nächste Treffen“, sagt Gerd Brombacher.
Rund 20 Teilnehmer (mit den Partnerinnen der Ehemaligen) zählte das diesjährige Jubiläumstreffen der „Ing. (grad)“ – so der damalige Abschlusstitel, der nach 1980 in „Dipl.- Ing. (FH)“ umgewidmet werden konnte. Während der drei Tage besuchten sie nicht nur die HTWG, sondern unter anderem auch das Rosgartenmuseum und Rolls-Royce Power Systems/MTU in Friedrichshafen, wo Vorstandsvorsitzender Andreas Schell, ein Sohn eines inzwischen verstorbenen Kommilitonen des 68er-Jahrgangs, ihnen eine Werkführung ermöglicht hatte.

Das nächste Semestertreffen steht bereits fest: 2019 treffen sich die Absolventen im Mai in Rapperswil in der Schweiz.

Eine Gruppe Senioren posiert auf dem Hof der HTWG fürs Foto.