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Machtkämpfe im Body Palace

Schauspieler in Sportkleidung auf einer Bühne. Sie drängen sich zusammen und schauen alle in die gleiche Richtung.

Ausverkaufte Vorstellungen, begeistertes Publikum: Das Theater der Hochschule überzeugte einmal mehr und machte ein Konstanzer Fitnessstudio zur Bühne.

Alle Vorstellungen bereits im Vorfeld ausverkauft, ein Ensemble, das die Adaption von Shakespeares Richard III eigenwillig in Szene setzte und wieder einmal ein begeistertes Publikum – auch die neueste Produktion des HTWG-Theaters war ein durchschlagender Erfolg. Auch diesmal war der Ort der Aufführungen ungewöhnlich: die Sports Factory, ein Fitness-Studio im Konstanzer Industriegebiet.

Mit viel Verve, Einfallsreichtum, mit musikalischen, filmischen und schauspielerischen Einlagen, die vom Ernsten bis hin zum Witzigen und zum Slapstick reichten, haben die Studierenden den klassischen Stoff in die Gegenwart versetzt. Nicht mehr alleine der Aufstieg eines ebenso gerissenen wie skrupellosen missgebildeten Sonderlings an die Spitze des Königreiches wurde dargeboten, sondern mit dem heutigen Schönheits- und Fitnesswahn in Relation gesetzt. Im Fitnessklub Body Palace reißt Richy nach und nach die Macht an sich, bootet die Schönen, aber doch etwas Beschränkten aus, schmeichelt den nützlichen Idioten und serviert die Speichellecker gnadenlos ab, sobald er ihre Dienste nicht mehr braucht. Bis zu seinem Fall. Das alles durchsetzt von musikalischen Einlagen, einem Einspieler und ironisch gebrochen durch Einlagen, die an Slapstick-Einlagen, die an Hollywood-Komödien erinnerten. Nicht zu vergessen die saftigen Seitenhiebe auf die Biotope der Fitnessklubs, auch in den Nachbarstädten und auf die zunehmende Sensationsgeilheit der Lokalpresse, wenn es gilt, mehr oder weniger wichtige Skandälchen zu Affären hochzuschreiben.

Dafür, dass die Entwicklung des Stückes mit dem Tod von Felix Strasser, dem Leiter des HTWG-Theaters, Anfang Oktober 2017, völlig im Ungewissen lag, ist den Mitwirkenden ein Kraftakt gelungen, der von der Weiterentwicklung des Vorhandenen und dem Entstehung von Neuem geprägt war. Nachdem die erste Schockwelle über die über 40 Beteiligten hinweggefegt war, entschlossen sie sich, weiter zu machen. Mit der Theaterpädagogin Annika Stross, die bereits im Sommersemester 2017 unter Betreuung von Felix Strasser ihre erste große Inszenierung in Konstanz durchführte, stand eine Regisseurin bereit, die das Stück weiter bravourös zum Erfolg führte. Gemeinsam mit Dorit Binder und Benedikt Sienz feilte sie weiter am Skript, dramaturgisch unterstützt von Frido Weiner, der mit Felix Strasser etliche Projekte durchgeführt hat. Das Bindeglied zwischen dem Studium generale, unter dessen Ägide das HTWG-Theater agiert, und dem Ensemble war die Akademische Mitarbeiterin Kaddy Jödicke, die etliche Steine aus dem Weg räumte, nicht ohne die starke Unterstützung durch Professor Dr. Peter Franklin, dem Leiter des Studium generale.

Am Ende dieser sicher nicht leichten Monate, vor allem für die Studierende, die Felix Strasser nach wie vor verehren, standen die Inszenierung und der Erfolg. Das Großartige daran ist, dass sie es alle geschafft haben, eine unerwartet übernommene Blaupause in etwas Eigenes, Eigenwilliges und Erfolgreiches zu verwandeln – ohne Pathos, ohne missverständliche Emotionen. Emotional wurde es erst nach Ende der Aufführungen, als eine Eigenkomposition aus der Mitte des Ensembles in Erinnerung an Felix Strasser gesungen wurde. Da wurde deutlich, dass einer doch noch fehlt. ac

 

 


MITWIRKENDE
Leo Alliata , Rosalie Antes, Madlen Bereuter, Dorit Binder, Julian Buttenmüller, Vanessa Dinh, Jasmin Fink, Hadi Mohammad Ghorbanian, Epoupa Fatime Ornella Fiona Goundiam, Verena Graf, Fabian Greiner, Nader Halwani, Marco Hiller, Anton Hummel, Sophia Hummler, Ruben Hussong, Nathalie Jelitto, Angela Joos, Kaddy Jödicke, Céline Laabs, Ida Larsson, Jonas Lerch, Sebastian Manz, Manuel Mayer, Samuel Merkt, Joyce Michimani, Susanne Mielek, Valerija Overchuk, Felix Peter, Sonja Ramos, Felix Reisberger, Dominik Riether, Martha Riedle, Lisa Rommel, Maren Rommerskirchen, Sebastian Rust, Elaine Schauer, Esther Schoofs , Benedikt Sienz, Felix Strasser, Annika Stross, Anastasia Surikov, Dorothea Thyssen, Stephan Trube, Victor Venz, Janine Viljevac, Yannik Winter