Zurück zur Übersicht

Rein ins P-Gebäude, raus aus der Box

Zirka 20 knallbunte Sex-Toys hängen mit Perlonschnüren von der Decke.

Nach Präsentationen an verschiedenen Orten ist die Wanderausstellung „Raum für… Unboxing Heteronormativität!“ bis 11. Dezember an ihrem Entstehungsort HTWG zu sehen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung.

Anderssein sollte neugierig machen. So der Wunsch von Prof. Dr. Beate Bergé, Vizepräsidentin für Lehre und Qualitätssicherung an der HTWG bei der Vernissage von „Raum für…“. Doch eine gegenteilige Entwicklung sei zu beobachten: „Je näher wir uns dank einer globalisierten Welt kommen, desto größer ist scheinbar der Drang zur Abschottung“. Ihr Wunsch: Dass die Ausstellung „Raum für…“ Interesse am Fremden weckt, dass sie mit ihrem spielerischen Zugang dazu einlädt, eigene Positionen zu hinterfragen und neue Perspektiven einzunehmen. So soll die für eine Hochschule mit einem technischen Schwerpunkt ungewöhnliche Ausstellung möglich machen, „anders über Sex zu reden.“ Über mehrere Semester haben sich Studierende der HTWG und der Universität Konstanz mit der Normativität des Geschlechtlichen beschäftigt. Sie haben die Wanderausstellung erdacht und gestaltet. Mitgewirkt haben, unter der Leitung von Prof. Andreas P. Bechtold, Prof. Karin Kaiser und M. A. Martin Schneider, Studierende der Fachgebiete Kommunikationsdesign, Literatur- und Medienwissenschaften, Architektur und Genderstudies. Das Ergebnis sensibilisiert für einen kritischen Umgang mit heteronormativen Selbstverständlichkeiten und schafft Möglichkeiten für eine offene Haltung durch Denkräume aus dem Alltag.

Wer die acht telefonzellengroßen, weißen Boxen der Ausstellung »Raum für … Über heteronormative Selbstverständlichkeiten« betritt, wird mit den Geschichten von Menschen konfrontiert, die eben nicht »heteronormativ« sind. Menschen, die eigentlich nur nach ihrer je eigenen Façon ein Liebesleben und ein geschlechtliches Leben führen wollen, und denen das denkbar schwergemacht wird. Es geht um Macht, Privilegien, Vertrautes, Zwänge, Verluste und Gewalt.
„Die gesellschaftliche Norm sieht vor, dass wir uns über unser Geschlecht identifizieren“, erläuterte Gleichstellungsbeauftragte Prof. Dr. Kerstin Schaper-Lang bei der Vernissage. Wie sehr wir von den gesellschaftlichen Normen geprägt sind, zeige sich schon an den starren Konventionen zur Nutzung von öffentlichen Toiletten. Die Ausstellung lade mit überraschenden Konfrontationen dazu ein, stillschweigend übernommene Normen zu hinterfragen. Dabei mache sie es mit ihrem spielerischen Ansatz leicht, sich einem schwierigen Thema anzunähern, betonten die AStA-Vertreter Julia Leinweber und Anton Hummel. Sie machten anschaulich, wie schwer es bei dem von Emotionen besetzten Thema ist, die richtige Sprache zu finden - und wie gerade diese Normen festigt.

Vera Maier-Tragmann (links), Koordinatorin Gleichstellung und Diversity, bei der Vernissage der Ausstellung "Raum für...! Unboxing Heteronormativität."

Nach Präsentationen an der Universität Konstanz und im Bürgersaal Konstanz ist die Ausstellung nun auch an der HTWG zu sehen. Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm: Immer dienstags um 13.15 Uhr lädt Theaterpädagogin Anna Hertz zu Lunch Lectures „out of the box“ im Foyer des P-Gebäudes ein, kulinarische Pausenlesungen mit Suppe vom Café Sol. Kulinarisches spielt auch am Montag, 2. Dezember, eine Rolle, wenn Laura Haensler von der Zürcher Hochschule der Künste Einblicke in ihre Masterarbeit und in die Kunst gibt, über Food und Gender auf unkonventionelle Weise nachzudenken. Immer donnerstags um 13:15 Uhr und um 19 Uhr gibt es Führungen unter dem Motto „Heteronormativität für Anfänger", die im Zuge der Lehrveranstaltung "Unboxing diversity" im Studium Generale an der HTWG und in den Schlüsselqualifikationen an der Uni Konstanz konzipiert worden sind. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos und ohne Voranmeldung möglich. Zusätzlich sind Führungen auch nach Vereinbarung möglich.

Das Theater der Hochschule Konstanz spielte bei der Vernissage in einer Performance mit den Vorurteilen, die mit den Geschlechtern Mann und Frau verbunden werden.

Prof. Dr. Karin Kaiser freut sich, dass die Ausstellung auf großen Anklang stößt. Gruppen aus verschiedenen Institutionen haben sich bereits für Führungen angemeldet – vom Studienkolleg der HTWG bis zu Schulen aus der Region. Die Ausstellung schaffe es so, nicht nur gedankliche Grenzen zu überschreiten, sondern auch in den unmittelbaren Austausch mit anderen Gruppen zu kommen. Und auch hier gilt schließlich: Anderssein sollte neugierig machen.
Nach der Präsentation an der HTWG wandert die Ausstellung weiter. Einrichtungen, die die Ausstellung gerne zeigen würden, können sich an die unten genannten Kontaktpersonen wenden. Zur Verfügung steht bei Interesse eine bebilderte Einführungsbroschüre mit technischen Spezifikationen.

Weitere Informationen auf der Website der Ausstellung "Raum für..."
und auf Instagram: raum_fuer_unboxing

Projektkoordination:
Gleichstellung und Diversity,
Hochschule Konstanz
Vera Maier-Tragmann
vmaier@htwg-konstanz.de
+49 7531 206-726
Grit Roth
grit.roth@htwg-konstanz.de
+49 7531 206-388
 

Projektleitung:
Prof. Karin Kaiser
karin.kaiser@htwg-konstanz.de