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Big Data – Chance oder Risiko?

Drei Menschen sitzen auf einer Bühne vor Publikum. Hinter ihnen steht ein Bildschirm, vor ihnen ein Tisch mit Getränken.

(K)ein Traum von der digitalen Demokratie? Darüber diskutierte Prof. Dr. Jürgen Neuschwander, Dekan der Fakultät Informatik, mit Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ines Mergel. Kontrovers?

Was passiert mit unseren Daten? Hilft die Digitalisierung, demokratische Prozesse zu fördern oder ist sie eher eine Gefahr? Das Thema beschäftigt offensichtlich viele Bürgerinnen und Bürger. Zur jüngsten Veranstaltung in der Reihe Grenzgänger Wissenschaft machten sich zahlreiche Gäste ins Café Pano an der Konstanzer Marktstätte auf.

Bei einer spontanen Umfrage äußerte sich die Mehrheit der Gäste verhalten über die Chancen der Nutzung von Big Data. Die Erhebung ihrer Daten ganz zu verbieten – das wollte die Mehrheit allerdings auch nicht, schließlich könnten ja doch manche nützliche Schlüsse daraus gezogen werden. „Und viele nützliche Dienste würden dann nicht mehr kostenlos angeboten werden“, merkte Dr. Jürgen Neuschwander an, da das Tauschgeschäft Dienste gegen Daten dann unterbrochen wäre. Auch Dr. Ines Mergel sieht gerade für Kommunen und öffentliche Einrichtungen Chancen in der Nutzung von Daten. So könnten soziale Daten durchaus der öffentlichen Verwaltung helfen, Angebote zielgerichtet zu planen.

Allerdings appellierten beide Referenten daran, Erhebung und Nutzung von Big Data stets kritisch zu begleiten. Dazu gehöre, forderten beide, dass die Onlinekompetenzen in Deutschland dringend ausgebaut werden müssten. Schon Schüler sollten früh lernen, die Risiken und Chancen ihres „digitalen Lebens“ einzuschätzen. Gerade auch der Umgang mit Falschmeldungen, sogenannten Fake News, müsse eingeübt werden, betonte Mergel: „Es hilft bei der Einordnung oft schon, Texte zu lesen und nicht nur die Bilder im Netz anzuschauen.“

Doch auch alle Nutzer von Big-Data-Analysen sollten sehr genau prüfen, was die Daten tatsächlich aussagen. Prof. Neuschwander stellte klar, dass das neue Credo Korrelation statt Kausalität schnell irreführend sein kann: „Aus der Korrelation, dass in heißen Sommern mit hohem Speiseeisumsatz viele Sonnenbrände auftreten, kann man nicht schlussfolgern, dass Eisessen Sonnenbrand erzeugt“ nannte er als Beispiel. (aw)

Grenzgänger Wissenschaft

Die Veranstaltungsreihe wird gemeinsam von Universität Konstanz, Pädagogischer Hochschule Thurgau und der HTWG Konstanz mit Unterstützung der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) und der Stadt Konstanz organisiert. Sie lädt dazu ein, Grenzen zu überschreiten – sowohl Landesgrenzen, indem die Reihe im Wechsel in Deutschland und im schweizerischen Kreuzlingen stattfindet – wie auch zwischen Hochschultypen, indem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Hochschultypen wie Universität, Pädagogischer Hochschule und Hochschule für Angewandte Wissenschaften ihre Perspektiven diskutieren.

Die nächste Veranstaltung findet am 15. Mai im Café Six in Kreuzlingen statt. Das Thema: „Erst der Profit und dann die Moral? Demokratie und Verantwortung in Wirtschaft und Bildung. Seitens der HTWG wird Prof. Dr. Stefan Grüninger, Direktor des Instituts für Corporate Governance, auf dem Podium sitzen.
Weitere Informationen unter www.grenzgaenger-wissenschaft.de

Bildtext: Was passiert mit unseren Daten? Darüber diskutierte Moderatorin Hanna Kasper mit Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ines Mergel von der Universität Konstanz und Prof. Dr. Jürgen Neuschwander von der HTWG. Foto: Jochimsen/Universität Konstanz