Zurück zur Übersicht

Seuchen multimedial in Szene gesetzt

02.08.2021

Bis Oktober zu sehen: Ausstellung „Stayin‘ alive“ der HTWG, der Universität Konstanz und der Musikhochschule Trossingen zur Geschichte von Pandemien und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen.

Der erste Lockdown im März 2020 hatte gerade begonnen. Da haben Studierende und Dozierende der HTWG Konstanz, der Universität Konstanz und der Musikhochschule Trossingen entschieden, dass sie im Sommer 2021 eine Ausstellung zum Thema »Seuchen« eröffnen würden. Dass die Pandemie dann immer noch nicht vorüber sein würde, dass es bis dahin Tests und Impfungen geben würde, ein 3G-Konzept (geimpft, genesen, getestet) als Einlasskontrolle für kulturelle Veranstaltungen, das konnten sie alles zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Und sie konnten nicht wissen, dass sie sich erst zu Beginn des Aufbaus im Konstanzer »Turm zur Katz« zum ersten Mal live sehen würden.

Erfolg »trotz Seuche«

Die Ausstellung »Stayin‘ alive« ist so nicht nur ein Zeichen dafür, was interdisziplinäre Zusammenarbeit hervorbringen kann, sie zeigt auch, wie produktiv digitales Arbeiten sein kann. Ein Erfolg »trotz Seuche«, wie HTWG-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Rein bei der Eröffnungsfeier im Konzil betonte. Rein gehörte neben der Rektorin der Universität Konstanz Prof. Dr. Katharina Holzinger, der Kulturamtsleiterin Sarah Müssig, der Stadträtin Gisela Kusche, der Poetry Slamerin Marina Sigl, dem Verantwortlichen Prof. Eberhard Schlag und der Virologin Sabine Brunner – zu den Redner*innen des Abends, den das studentische Team ebenso professionell vorbereitet und inszeniert hat wie die Ausstellung an sich.

 

Von den großen Pestepidemien bis zur Coronapandemie

Im Turm zur Katz verbinden sich digitale und analoge Medien, visuell klare Gestaltung und Klangerlebnis zu einer Erzählung, die Jahrhunderte durchschreitet, von den großen Pestepidemien bis zur aktuellen Situation. Exponate im eigentlichen Sinne gibt es dabei kaum. Wie soll man sie auch zeigen, die Viren und Bakterien, die der Menschheit immer wieder beträchtlich zu schaffen machen? Ein historischer Luftfilter steht in einem Regal, chirurgisches Besteck in einem anderen. Ansonsten geht es um Wissensvermittlung – und dafür ziehen die Studierenden aus den fünf Fachrichtungen Architektur, Geschichte, Informatik, Kommunikationsdesign und Musikdesign alle Register.

Ein gläserner Patient mit Hilfe von Augmented Reality (AR)

Besucher*innen bekommen ein Tablet in die Hand, als Begleiter diverser multimedialer Stationen. Historische Dokumente sind darauf zu sehen. Kupferstiche. Zeitungsausschnitte. Porträts von Ärzten, Geschichten von Krankheitsverläufen. Eine Fülle an Informationen. Und immer wieder rückt das Geschehen in die so genannte Augmented Reality (AR). Man hält das Tablet vor eine Wand und erlebt animierte Infografiken, zum Beispiel von den Ausbreitungsszenarien der großen Pandemien. Ein Höhepunkt diesbezüglich ist sicherlich der »gläserne Patient«, eine Figur, die mit Hilfe von AR zum Interface wird und einen Blick auf ihre jeweilige Fieberkurve gibt. Derweil vermischen sich im Hintergrund Wortfetzen zu einer Komposition aus Pandemiebegriffen. Ganz oben läutet eine Kirchenglocke.

Die Macher*innen

Planung und Umsetzung einer Ausstellung ist an der HTWG Teil des interdisziplinären Masterprojekts »Design und Raum« der Fakultät Architektur und Gestaltung. Das Projekt, das regelmäßig in Kooperation mit dem Kulturamt Konstanz im »Turm zur Katz« der Konzilstadt realisiert wird, erstreckt sich insgesamt über vier Semester, Projektleiter an der HTWG ist Prof. Eberhard Schlag.
Weitere Dozierende an der Universität Konstanz und der Musikhochschule Trossingen, die dieses Projekt geleitet haben:
Prof. Dr. Diefenbach, Prof. Käppler, Prof. Dr. Mistretta, Prof. Dr. Reichardt, Prof. Dr. Reiterer, Prof. Dr. Schreiber, Prof. Dr. Signori, Daniel Fink, Jonathan Wieland

Gegen das Vergessen

»Stayin‘ alive« ist kein Gruselkabinett medizinischen Schreckens. Und auch keine reine Spielwiese dessen, was Ausstellungstechnik unterdessen alles kann. Der Gang durch die vier Stockwerke schafft vielmehr einen Eindruck davon, wie sehr das aktuelle Geschehen in einem historischen Zusammenhang steht. Der letzte Raum gehört dabei nicht den Viren, sondern den Menschen und ihrem Umgang miteinander und mit der Situation. Ein Plädoyer gegen das Vergessen und für den Zusammenhalt setzt den Schlusspunkt.

Zum Ausstellungsbesuch

Die Ausstellung ist bis 3. Oktober im Turm zur Katz zu sehen. Der Turm zur Katz befindet sich im Innenhof des Kulturzentrums (Wessenbergstr. 43 in Konstanz).

Die Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr; Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr.

Ticketpreise:

Erwachsene: 3 EUR, Ermäßigt: 2 EUR. Als ermäßigt gelten Kinder bis einschließlich 17 Jahre und Studierende mit gültigem Ausweis. Zudem freier Eintritt an jedem 1. Sonntag im Monat

Tickets sind im Museumsshop im Kulturzentrum am Münster erhältlich.

Weitere Informationen auf der Website der Ausstellung "Stayin' alive - Mit Seuchen leben" sowie auf der Website des Turm zur Katz.

Fotos: Robert Straubmüller