Fachgebiet Energieeffizientes Bauen

    Gewerbegebiete 4.0

    Wettbewerbs- und zukunftsfähige Unternehmensstandorte im Bodenseeraum

     

    Die Bodenseeregion ist ein dynamischer Wirtschaftsraum mit einer starken, wissensintensiven Industrie.

    Mit der Digitalisierung verändern sich Produktions- und Arbeitsformen (z. B. Industrie 4.0, Coworking) aber auch die Anforderungen an die Planung und das Management attraktiver Unternehmensstandorte. Gleichzeitig führt das anhaltende Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in diesem herausragenden Natur- und Landschaftsraum zu Konflikten in der Siedlungsentwicklung.

    Im Projekt Gewerbegebiete 4.0 werden in einer interdisziplinären Herangehensweise diese neuen Anforderungen an wettbewerbs- und zukunftsfähige Unternehmensstandorte mittels Trendanalysen und Fallstudien untersucht. Darauf aufbauend werden innovative Strategien und Instrumente für eine bedarfsgerechte und nachhaltige (Weiter-) Entwicklung von Gewerbegebieten in einem intensiven, bodenseeweiten Dialog mit Praxisakteuren aus Politik und Verwaltung, Unternehmen, Immobilienwirtschaft und Verbänden herausgearbeitet und zielgruppengerecht aufbereitet.

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    Artikel über das Projekt Gewerbegebiete 4.0 im Wirtschaftsmagazin Bodensee

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    Dokumentation Forum Gewerbegebiete 4.0

    Link zum "Webtool Gewerbegebiete der Zukunft"

    Rund 80 Teilnehmende aus dem ganzen Bodenseeraum und darüber hinaus konnte Prof. Thomas Stark am 20. September 2019 zum Forum Gewerbegebiete 4.0 an der HTWG Konstanz begrüßen. Er wies darauf hin, dass die Relevanz nachhaltiger und zukunftsfähiger Gewerbegebiete durch den an diesem Tag stattfindenden weltweite Klimastreik unterstrichen würde.

    Dr. Yvonne Schröder von der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) hob den Anspruch der Praxisrelevanz und der Umsetzungsorientierung der durch die IBH geförderten Regionalprojekte hervor. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf das große Interesse und die intensive Beteiligung von kommunalen und regionalen Akteuren am Projekt „Gewerbegebiete 4.0“.

    In ihrer Keynote warb die Cradle to Cradle-Expertin Katja Hansen für einen neuen Blick auf das Thema Gewerbegebiete. In Politik, Planung und Öffentlichkeit würden diese Gebiete meist vernachlässigt. Gewerbegebiete sollten jedoch als Orte der Innovation verstanden werden, die in vielerlei Hinsicht einen „positiven Fußabdruck“ hinterlassen könnten. Gewerbegebiete müssten als wirtschaftliches und soziales Ökosystem verstanden werden, in dem Innovationen positive Auswirkungen für Stakeholder in der gesamten Wertschöpfungskette generierten können. Sie illustrierte ihre These mit verschiedenen internationalen Beispielen für innovative Gewerbebauten und Gewerbeparks.

    Karl Langensteiner-Schönborn, Bürgermeister und Baudezernent der Stadt Konstanz, gab unter der Überschrift „Konstanz im Wandel“ einen Werkstattbericht über die Entwicklung von Gewerbegebieten in der Bodenseemetropole. Er zeigte auf, dass die Anforderungen hier sowohl in der Qualifizierung von Bestandsgebieten als auch in der – maßvollen – Neuentwicklung von Gebieten liegt. Dabei hat sich Konstanz im Handlungsprogramm Wirtschaft auf ehrgeizige Qualitätsziele, etwa im Hinblick auf den Einsatz erneuerbarer Energien auf Dach- und Fassadenflächen oder die Flächeneffizienz in Gewerbegebieten, verpflichtet.

    Nicole Conrad, HTWG Konstanz, Prof. Dirk Engelke, Hochschule für Technik Rapperswil und Daniel Zwicker-Schwarm, IMP-HSG Universität St.Gallen, berichteten von Ergebnissen und Erfahrungen aus dem Projekt „Gewerbegebiete 4.0“. Zielsetzung des Projekts war es, für die wirtschaftlich dynamische Bodenseeregion angesichts von Nutzungskonflikten und veränderten Standortbedarfen der Wirtschaft, Qualitäten zukunftsfähiger Gewerbegebiete herauszuarbeiten und innovative Strategien und Instrumente aufzuzeigen. Der intensive Austausch mit Politik und Verwaltung, Unternehmen und Kammern sowie Verbänden etwa aus dem Umweltbereich in Form von Experteninterviews, Fokusgruppen sowie einer Begleitgruppe (Sounding Board) war kennzeichnend für das Vorgehen im Projekt. Im Ergebnis wurden neun Handlungsfelder und dazugehörige Maßnahmen definiert. Im Webtool sind diese Handlungsfelder und Maßnahmen mit Beispielprojekten aus dem Bodenseeraum und darüber hinaus illustriert. Als Fazit lasse sich festhalten, dass nachhaltiges Planen und Bauen, die Nutzung der Chancen der Digitalisierung und das Standort- und Gebietsmanagement die zentralen Aspekte auf dem Weg zu zukunfts- und wettbewerbsfähigen Gewerbegebieten sind. In der Bodenseeregion gebe es bereits viele gute Beispiele, die Anregungen für die Praxis bieten – dabei gelte es in der Umsetzung den unterschiedlichen Gegebenheiten, Standortprofilen und -potenzialen gerecht zu werden.

    In der Pause hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, eine Beta-Version des Webtools „Gewerbegebiete 4.0“ zu testen und zu kommentieren. Das Tool ist unter www.gewerbegebiete-der-zukunft.info im Internet zu finden. 

    Nach der Mittagspause lud der „Markt der Möglichkeiten“ die Teilnehmenden zu einem Wissensaustausch mit Projektbeteiligten und Experten aus dem Bodenseeraum ein. Dabei wurden an verschiedenen Stationen einzelne Themen vertieft. Die Poster zu den Themen finden Sie unten zum Download.

    1. Regionales Gewerbeflächenmanagement
    Wilfried Franke, Verbandsdirektor, Regionalverband Bodensee-Oberschwaben stellte Regionale Schwerpunkte für Gewerbe vor; Markus Schmid, Amt für Wirtschaft und Arbeit, Standortförderung, Kanton St.Gallen, stellte die Arbeitszonenbewirtschaftung im Kanton St.Gallen vor.

    2. Ressourceneffiziente, nachhaltige und klimaresiliente Gebäude und Infrastruktur
    Michael Spiegel, Geschäftsführer Spiegel Medizintechnik, stellte das Plus-Energie-Firmengebäude in Fridingen/Donau vor.

    3. Energiemanagement
    Gerd Burkert und Johannes Walcher, Energieagentur Kreis Konstanz, informierten über das Angebot der Regionalen Kompetenzstelle Netzwerk Energieeffizienz (KEFF).

    4. Nachhaltige Mobilität
    Volker Schwarz, BODAN Großhandel für Naturkost GmbH, Überlingen, berichtete über Nachhaltige Logistik und Mobilitätslösungen des Unternehmens.

    5. Standort- und Gebietsmanagement und 
    6. Digitalisierung
    Prof. Dirk Engelke, Hochschule für Technik Rapperswil, stellte das Beispiel Verein Areal St.Gallen West – Gossau Ost (ASGO) und dessen Digitalisierungsaktivitäten vor.

    7. Wissensaustausch und Innovationsprozesse
    Timur Sagirosman, Stellvertretender Geschäftsführer Startfeld, St.Gallen, informierte über die Aktivitäten dieses Netzwerks und Innovationszentrums für Start-Ups. 

    8. Gewerbegebiete als Lebensorte
    Sven Schulz, Bodensee-Stiftung Radolfzell, stellte die Aktivitäten der Stiftung zur naturnahen Gestaltung von Unternehmensstandorten vor.

    9. Ganzheitlich planen und bauen
    Michael Duffner und Frank Perchtold, Stadt Radolfzell, informierten über das Gewerbegebiet BLURADO, Radolfzell.

    Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Podiumsdiskussion „Von der Theorie zur Praxis! Perspektiven für zukunftsfähige Gewerbegebiete im Bodenseeraum“. Wie Daniel Zwicker-Schwarm einleitend ausführte, sollten am Ende der Veranstaltung zwei Fragen nachgegangen werden: Welche neuen Ideen sind es wert, Eingang in die Praxis der Gewerbegebietsentwicklung zu finden? Welche Anreize und Unterstützungsangebote braucht es, damit neue Ideen auch vor Ort umgesetzt werden können?

    Volker Schwarz, Geschäftsführer BODAN Großhandel für Naturkost, wies am Beispiel der Umstellung des Unternehmensfuhrparks auf Biokraftstoffe darauf hin, dass Betriebe sowohl Motivation als auch geeignete politische Rahmenbedingungen benötigen. Entwicklungspotenzial sieht er auch bei einer stärkeren Vernetzung der Unternehmen am Standort. Mit der Öffnung der eigenen Betriebskantine für andere Beschäftigte im Gewerbegebiet hat BODAN bereits gute Erfahrungen mit dem „Sharing-Prinzip“ gemacht.

    Karl Langensteiner-Schönborn, Bürgermeister und Baudezernent der Stadt Konstanz, betonte, dass Kommunen bei der Entwicklung von Gewerbegebieten in Zukunft verstärkt auf Qualität achten müssten. Die Erwartungen von Unternehmen und ihren Beschäftigten an das Arbeitsumfeld, attraktive Freiräume, Infrastrukturen wie Kitas oder Sporteinrichtungen, seien gestiegen. Dies müsse man bei der Neuentwicklung von Flächen beachten, sei aber auch eine wichtige Aufgabe bei der Qualifizierung von bestehenden Gebieten.

    Wilfried Franke, Verbandsdirektor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, sieht die Notwendigkeit einer stärkeren interkommunalen Zusammenarbeit bei der Gewerbeflächenentwicklung. Schon jetzt hätten aber zahlreiche Kommunen in der Region keine Möglichkeit mehr, Gewerbeflächen auf der eigenen Gemarkung auszuweisen. Bei der aktuellen Fortschreibung des Regionalplans wurden daher erstmals regionalbedeutsame Gewerbeschwerpunkte festgelegt, die nun weitgehend interkommunal entwickelt werden.

    Klaus-Dieter Schnell, Geschäftsführer der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK), betonte, dass die Ergebnisse des Projekts „Gewerbegebiete 4.0“ sehr gut anschlussfähig seien an das Leitbild, das die Mitglieder der IBK Ende 2017 verabschiedet haben. Aktuell würden Diskussionen über ein gemeinsames Zielbild für die Raum- und Verkehrsentwicklung geführt. Auch in diesem Zusammenhang sei ein Erfahrungsaustausch über Qualitäten und praktische Lösungen der Gewerbeflächenentwicklung interessant.

    Katja Hansen, Cradle to Cradle-Expertin, wies auf zwei Aspekte hin, die aus ihrer Sicht die im Projekt identifizierten Handlungsfelder ergänzen könnten. Erstens sieht sie große Potenziale in Ansätzen der „Circular Economy“. Regionale Materialkreisläufe könnten gerade in und zwischen Gewerbegebieten erfasst und verbessert werden. Zweitens biete das Konzept der Kooperativen, das etwa in der Landwirtschaft und im Finanzsektor sehr erfolgreich ist, auch für Gewerbegebiete interessante Ansatzpunkte. Die heute vorgestellten Standortinitiativen, wie etwa der Verein ASGO in St.Gallen/Gossau, wiesen in die richtige Richtung.

    Im weiteren Diskussionsverlauf wurden noch weitere Aspekte angesprochen. So ergäben sich mit dem technologischen Wandel auch neue Möglichkeiten für einen Verbleib bzw. Reintegration von Produktion in die Stadt und neue Formen der Nutzungsmischung von urbaner Produktion, Dienstleistungen, Wohnen und Freizeit. Allerdings stünden in der Bodenseeregion viele Unternehmen, etwa im Bereich der Automobilwirtschaft, vor tiefgreifenden, noch nicht absehbaren Strukturbrüchen. Es würden auch zukünftig Flächen für die industrielle Produktion oder Logistik benötigt, bei denen keine Nutzungsmischung vorstellbar sei.

    Es wurde angemerkt, dass für die Umsetzung nachhaltiger und zukunftsfähiger Qualitäten ein klarer konzeptioneller Rahmen notwendig ist. So könne in Konstanz die Verwaltung die Politik und Investoren bei konkreten Entscheidungen auf das beschlossene Handlungsprogramm Wirtschaft und die darin verankerten Qualitätsziele verweisen. Um Unternehmen bei ihren baulichen Aktivitäten zu erreichen sei die Ansprache von Multiplikatoren wie Kammern und Verbänden ebenso wichtig, wie überzeugende Leuchtturmprojekte, die zum Nachahmen animierten.

    Zum Abschluss der Veranstaltung hob Prof. Thomas Stark, HTWG Konstanz, hervor, dass die Projektbeteiligten weiter an der Thematik Gewerbegebiete der Zukunft weiterarbeiten wollen und daher Rückmeldungen und Anregungen zu den bisherigen Ergebnissen, dem Webtool oder Möglichkeiten der Zusammenarbeit sehr willkommen sind.


    Forum Gewerbegebiete 4.0

     

    Forum Gewerbegebiete 4.0

    20.09.2019, 10:00 - 16:00 Uhr

    HTWG Konstanz, Gebäude P, Raum 001

    Auf dem Forum Gewerbegebiete 4.0 wurden die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Regionalprojekt vorgestellt. Keynotes aus der internationalen Wissenscommunity und der kommunalen Praxis ordneten die Projektergebnisse ein. 

    Das Forum lud zum Wissensaustausch und Networking ein: Im Rahmen eines «Markts der Möglichkeiten» waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, an Themenstationen verschiedene Strategiebausteine (z.B. Ressourcen- und Flächeneffizienz, Mobilität, Digitalisierung, attraktives Arbeitsumfeld, naturnahe Gestaltung, Standort- und Gebietsmanagement) und gute Beispiele für nachhaltige und zukunftsfähige Gewerbegebiete im Bodenseeraum kennenzulernen und zu diskutieren. 

    Einladung und Programm


     

    Fokusgruppen

    Im Rahmen des IBH-Regionalprojekts Gewerbegebiete 4.0 veranstalten die Projektpartner HTWG Konstanz, HSR Hochschule für Technik Rapperswil sowie Universität St. Gallen drei halbtägige Fokusgruppen, die zu einem fachlichen Austausch zu aktuellen Fragestellungen der Gewerbegebietsentwicklung in der Bodenseeregion beitragen sollen. Dabei werden die Themen Nachhaltigkeit (HTWG Konstanz), Digitalisierung (HSR Rapperswil) sowie Gewerbegebietsmanagement (Universität St. Gallen) behandelt.

    Die Fokusgruppen richten sich an die interessierte Fachöffentlichkeit auf kommunaler und regionaler Ebene, Kammern und Verbände sowie Unternehmen aus der Bodenseeregion. Die Teilnahme an den drei Fokusgruppen ist kostenlos. Um einen intensiven Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu ermöglichen, ist die Teilnehmerzahl beschränkt. Bitte melden Sie sich direkt bei den Organisatoren an.Wir freuen uns auf Ihr Kommen!



      Die Fokusgruppe „Standort- und Gebietsmanagement“ fand statt am Mittwoch, den 16.01.2019, von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr im Verwaltungsgebäude Laube, Untere Laube 24 - 30, 78462 Konstanz.


      Impulsvorträge



      Bericht Baustein 1

      Analyse Entwicklungstrends und Herausforderungen

      Der Bericht zum ersten Arbeitsbaustein des Projekts, in dem wir Herausforderungen und Entwicklungstrends für die Gewerbeflächenentwicklung in der Region beschreiben, steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung. Wir freuen und über Kommentare und Hinweise von Ihnen! 

      Download


      Projektpartner

      HSR Hochschule für Technik Rapperswil

      Universität St. Gallen

      HTWG Konstanz

      Förderung

      Internationale Bodenseehochschule

      http://www.bodenseehochschule.org/projects/gewerbegebiet-4-0/


      Ansprechpartner