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    Gründerteam erhält Stipendium

    100.000 Euro Starthilfe: HTWG-Team erhält Mindelseestipendium des Konstanzer Vereins „Unternehmer:innen für Gründer:innen“. Ein Gesundheitsinformatiker ist Teil des Teams. Gesundheit und Gemeinwohl stehen im Fokus des Projekts.

    Wenn das keine Motivationsspritze ist: Das Team „Eversion Technologies“ hat den Zuschlag für das Mindelsee-Stipendium bekommen, das der Konstanzer Verein „Unternehmer:innen für Gründer:innen e.V.“ (UfG e.V.) zum ersten Mal vergeben hat. Die HTWG-Studierenden David Melzer, Studiengang Gesundheitsinformatik, Timon Sutter, Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau, Julia Zimmermann, Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Bau, Maximilian Starkmann, Studiengang Sportwissenschaften an der TU München sowie Orthopädieschuhtechniker Wolfgang Triebsteinder und der Mechatronik-Ingenieur Thomas Taube konnten die Jury in mehreren Runden von ihrer Idee und ihrem Konzept zur Umsetzung überzeugen.

    100.000 Euro erhält das Team nun als Starthilfe. Ehrlich gesagt: Eine Motivationsspritze hatten die Studierenden eigentlich gar nicht nötig. Sie brennen für ihren Plan, mit Hilfe einer innovativen Ganganalyse und entsprechend individuell angepasster Sohlen Mitmenschen von Gelenk- und Muskelschmerzen zu befreien. Sie verknüpfen dabei auf beeindruckende Weise die Möglichkeiten der Digitalisierung mit der Gesundheitsvorsorge auf der Basis von Gemeinwohlorientierung. Die Finanzspritze hilft ihnen nun, die nächsten Schritte zu gehen. „Das Team von Eversion hat uns nicht nur mit seiner inhaltlichen Idee überzeugt, sondern auch mit seinem Engagement, der Lernorientierung und der ausgewogenen und zugleich diversen Teamzusammensetzung“, berichtet Antje Freyth vom Vorstand des UFG e.V.

    Ihre Idee gründet vor allem auf drei innovativen Schritten. Ziel ist nicht die Korrektur der Fußstellung, wie dies herkömmliche Einlagen tun, sondern die Korrektur des Schuhs. Durch die Nutzung einer individuell angepassten Sohle sollen Gelenke entlastet und Muskulatur gestärkt werden. „Der Fuß soll nicht gestützt, sondern mobilisiert werden“, erläutert David Melzer. Er studiert im siebten Semester Gesundheitsinformatik und ist der „Mann rund um die Software“.

    So funktioniert’s
    Am Anfang steht die Analyse: Mit Hilfe einer mit Sensorik ausgestatteten Einlegesohle wird der Gang der*s Kund*in erfasst. „Dabei ist uns wichtig, dass wir umfassende Daten erhalten, also nicht nur einen kurzzeitigen Eindruck“, sagt Timon Sutter. Das heißt: Kund*innen von Eversion sollten im besten Fall vergessen, dass sie gerade auf einer Sensorsohle gehen, um einen möglichst realitätsnahen Eindruck zu hinterlassen. Das Handling ist ganz einfach: Eversion schickt die Sensorsohle, der*die Kund*in verbindet sie mit dem Handy und ergänzt Daten zum getragenen Schuhtyp, Schuhgröße und weiteren Informationen. Ein*e virtuelle*r Assistent*in begleitet die Nutzer*innen über den gesamten Prozess.

    Die Daten, die von der Sensorsohle in rund acht Stunden gesammelt werden, machen möglich, Verformungen des Schuhs und Abweichungen des Gangs abzubilden. Die Auswirkungen auf die Muskeln und Gelenke des Körpers werden dank der Algorithmen über eine 3D-Körper-Simulation visuell dargestellt. Und zwar ganz anschaulich in einer App. Hier können die Kund*innen erkennen, wo ihre Schwachstelle ist bzw. sind. „Ich zum Beispiel hatte über Monate Hüftschmerzen, für die die Ursache nicht gefunden werden konnte“, erzählt Teammitglied Julia Zimmermann. Nach der Ganganalyse konnte sie in der 3D-Simulation sehen: Eine Überbelastung der Muskulatur im linken Hüftgelenk und dadurch provozierte Schmerzen.

    Die Lösung: Eine Einlegesohle, die die Schwächen des jeweiligen Schuhes so ausgleicht, dass minimale Fußfehlstellungen und eine Überbelastung von Gelenken und Muskeln vermieden wird, um ein optimales gesundes Gangbild zu erreichen. Das Geschäftsmodell der Studierenden sieht dabei vor, den Kund*innen den Zugang so leicht wie möglich zu machen. Schon vor der Nutzung der Einlegesohle soll die App über Füße, Skelett und Schuhtypen aufklären. Erst wenn man sich für die Erstellung der individuellen Sohlen entscheidet, werden die Einnahmen für Eversion kostendeckend, „erst, wenn der Kunde wirklich von unserem Produkt überzeugt ist“, erläutert Timon Sutter.

    Gemeinwohlorientierung und Nachhaltigkeit
    Zu Beginn ihres Studiums hätten sie alle nicht gedacht, dass es mit einer solchen Perspektive für sie enden wird. Auf Jobsuche geht Julia Zimmermann, die während ihres Studiums bei der Gründerschiff UG arbeitete und dort Lust aufs Gründen bekam, nicht: „Ich glaube jetzt einfach an meine Träume“, sagt sie lachend. Dazu gehört auch die Haltung: „Uns ist wichtig, ein gemeinwohlorientiertes Startup zu sein“, betont Julia Zimmermann. Das heißt zum Beispiel: Die Sensorsohle wird nach der Nutzung von den Kund*innen wieder zurückgeschickt und immer wieder verwendet. Die Einlegesohlen werden ressourcenschonend hergestellt, das Material kann wiederverwertet werden, erläutert Timon Sutter.

    Erfolg von Pitch zu Pitch
    Mit ihrem Konzept haben die Gründer*innen übrigens schon eine erste kleine Karriere hinter sich: Nachdem sie den ersten Platz bei der Bodensee Startup School belegt hatten, sicherten sie sich auch bei den jährlichen Kilometer1 Awards den ersten Platz in der Kategorie Student Innovation. 1000 Euro war damals die Summe des Preisgelds. Noch viel schwerer wog für sie aber das Gefühl: „Das könnte wirklich eine Sache sein, die es lohnt weiterzumachen“, sagt Julia Zimmermann.

     

    Mehr erfahren
    Wie sich die Teammitglieder gefunden haben, wie ein Gründungsthema zur Thema der Abschlussarbeit wird, Hintergrundinformationen zum Mindelseestipendium des gemeinnützigen Vereins „Unternehmer:innen für Gründer:innen“ und vieles mehr können Sie im Bericht des HTWG-Magazins erfahren.
    Mehr zum Gründungsprojekt finden Sie auf der Webseite von Eversion Technologies.

     

    Foto: v.l.n.r.: Maximilian Starkmann, der an der TU-München Sportwissenschaften studiert, sowie die drei HTWG-Studierenden David Melzer, Studiengang Gesundheitsinformatik, Julia Zimmermann, Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Bau, und Timon Sutter, Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau

    Text: Anja Wischer