Architektur

    Bachelor und Master

    Dekoratives grafisches Element

    Als Architekt die Welt retten


    (12/19) Unter dem Motto „als Architekt die Welt retten“ berichtete Till Gröner von Supertecture in unserer Vortragsreihe „POSITION.EN. eigenwillig. eigensinnig. eigenständig“ vor zahlreichen Studierenden über die Arbeit dieser non-profit Bewegung junger Architekten. Nachdem er in Berlin sein Architekturstudium abgeschlossen hatte war ihm schnell klar, dass er soziale Architektur in Afrika und Asien machen möchte. Er hatte die Gelegenheit mit Rupert Neudeck in Afrika eng zusammen zu arbeiten und dort in Tansania einen Kindergarten neben einem Gefängnis und eine Gebetsstätte für die Insassen zu realisieren. Spannend an der Gebetsstätte ist, dass der Grundriss die Grundform einer Kirche und einer Moschee miteinander kreuzt. Es entstand so ein Gotteshaus für fünf verschiedene Religionen.

    Nach diesen ersten Erfahrungen entstand Supertecture, eine Bewegung ehrenamtlicher junger Architekten, die er als „Familie“ bezeichnet. Dabei arbeiten alle Familienmitglieder nach den gleichen Prinzipien: große bauliche Anlagen werden unterteilt in kleine Räume. Die einzelnen Mitglieder entwerfen und bebauen dann einen dieser Räume mit ihrem eigenen Haus, ihren eigenen Ideen und Vorstellungen und eigenen Materialien. So entstehen einzelne „Raumhäuser“, wie Till Gröner diese nennt. „Dadurch entsteht eine ungeheuerliche Identifikation mit der Arbeit,“ schwärmt er, „denn sein eigenes Haus zu bauen ist besonders reizvoll.“

    Ein weiteres Prinzip von Supertecture ist die Langfristigkeit: sie arbeiten genau an zwei Orten in Nepal und Tansania und bleiben dort so lange wie möglich. Nur so sei es ihnen möglich, durch  ihre Arbeit zu lernen und diese auch zu evaluieren. So sehe man vor Ort, wie und ob die Projekte von den Einheimischen angenommen und letztendlich genutzt würden.

    Als bauliches Beispiel zeigt er die „First community Lodge“ in Dhoksan, Nepal. Hier wurde ien bestehendes Gebäude erweitert. Je länger die jungen Architekten dort waren, umso mehr haben sie die vielen Möglichkeiten und Ressourcen des Landes entdeckt und diese lieben gelernt.

     

    Der Wunsch sei es gewesen, sich nicht auf eine Technologie zu beschränken, sondern eine bauliche Vielfalt zu bieten. So hat jeder Mitstreiter einen Teil des Anbaus verwirklicht und sein eigenes Haus gebaut. Dabei nutzten sie Materialien, die nach dem Erdbeben 2015 sowieso auf den zahlreichen Ruinen vorhanden waren: Bambus, Zement, Naturstein, Schiefer, Fenster und Ziegel. Ein Haus wurde mit Plastik-Schindeln aus geschmolzenen Plastiktüten verkleidet. „Wir haben zwei Tonne Plastiktüten dort vor Ort eingesammelt, die überall herum lagen und diese dann verbaut“, so Till Gröner.

    Eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort ist den jungen Architekten dabei besonders wichtig.  

    Die anschließende Fragerunde wurde vor allem von den Studierenden rege genutzt. Till Gröner gab gerne Auskunft und lud die Anwesenden zum Mitmachen ein. (Text: Conny Lurz)