Architektur

    Bachelor und Master

    Dekoratives grafisches Element

    Bachelor 8 Thesen

    Prof. Oliver Fritz


    Der Anspruch an die Planung und Gestaltung von Lernräumen hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Hervorragende Beispielschulen, häufig aus dem Ausland (z.B. skandinavischen Ländern) haben gezeigt, wie der gebaute Raum das Lernen beeinflussen kann. Dadurch angestoßen werden in den kommenden Jahren in Deutschland unzählige Schulen und andere Bildungsorte an die Ansprüche einer zeitgemäßen Pädagogik und der Öffnung zur Stadtgemeinschaft angepasst werden müssen. 

    Doch wie kommen Bauherr/ -innen und Nutzer/innen gemeinsam zu einem zukunftsweisenden Raumprogramm, das die Planung erleichtert? Wer definiert die Ansprüche der Nutzer/innen und wie fließen sie in den Bauprozess ein? Welche Techniken und Arbeitsweisen haben sich bei der Erarbeitung dieser Grundlagen bewährt? 

    Wie lässt sich ein Schulgebäude – das eine Nutzungsdauer von mehr als 50 Jahren haben soll – zukunftsorientiert gestalten, obwohl sich die Anforderungen an die Schule auch weiterhin kontinuierlich verändern? Bei aller Prognostizierbarkeit von zukünftigen Veränderungen ist doch unvorhersehbar, was diese im Detail sein werden. Deshalb stehen Schulen nachvollziehbar unter Handlungsdruck. Sie brauchen für ihr jetziges Kollegium ein brauchbares Gebäude, möglichst gleich zum nächsten Schuljahr. Oft werden dann die Nutzeranforderungen an die Architektur bei Bau und Umbau mit dem Kriterium einer »möglichst hohen Flexibilität« formuliert. Diese wird aber häufig nur unzureichend präzisiert, um möglichst viele Optionen offen zu lassen. Das kann bei den Bauverantwortlichen dazu führen, dass Vorstellungen von Schule umgesetzt werden, die sich vor allem auf die eigenen Erfahrungen beziehen. So werden unter Umständen 40 Jahre pädagogischer Entwicklung einfach ausgeblendet. Soll diese unbefriedigende Situation nicht weiter fortgeschrieben werden, müssen im Sinne der Qualitätssicherung für einen Investitionsbereich, der ein Viertel der kommunalen Aufwendungen ausmacht, Nutzeranforderungen und Flächenbedarfe im Dialog zwischen Nutzer/innen auf der einen Seite, Verwaltungen, Architekt/innen und kommunalen politischen Gremien auf der anderen gemeinsam definiert werden.

    Ziel dieser Entwurfsaufgabe ist es eine zukunftsfähige Typologie für Lehrräume zu entwickeln, die einen klaren Gegenpol zu den überholte Klassenraum-Flur-Schulen bildet. Themen wie Inklusion, lebenslanges Lernen und Projektlehre spielen ebenso eine Rolle, wie die Digitalisierung der Lehre. Insofern kann und soll das vorgegebene Raumprogramm infrage gestellt und neu interpretiert und umgestaltet werden. Hierzu sind objektive Fakten und klare Argumentationen notwendig. Die Worte „ich finde, dass“ sind zu schwach für eine so wichtige und schwierige Aufgabe. 

    Im Münchener Stadtteil Pasing an der Peslmüller Straße liegt in innerstädtischer Lage ein Schulzentrum bestehend aus einer denkmalgeschützten Grund- und Mittelschule aus den 60/70iger Jahren und aus einem in die Jahre gekommenen Gymnasium.

    Die Schulanlage: Die denkmalgeschützte Grund- und Mittelschule in der Nachbarschaft besteht aus 3 Baukörpern und muss vollständig erhalten werden. Sie ist also kein aktiver Teil des Entwurfs und wird erst in den kommenden Jahren saniert, bzw. umgebaut. Das sich im Nordwesten befindliche Gebäude hat einen T-förmiger Grundriss mit vorgezogenen abgerundeten Treppentürmen in Stahlbetonskelettbauweise. nach Süd Westen bestehend aus einem Klassentrakt, einem viergeschossigen Terrassenbau mit erdgeschossigen Höfen, nach Nordosten aus einem Sporttrakt, ein zweigeschossiger Sheddachbau und nach Südosten aus einem Fachklassentrakt einen zweigeschossigen Flachdachbau, von Helmut und Klaus Winkler 1971-74.

    Der im Nordosten liegende langgestreckte temporäre Flachbau hat einige Räume, die von beiden Schulen gemeinsam genutzt werden. Dieser kann abgerissen werden und lediglich die innenliegende Mensa mit Nebenräumen muss im oder neben dem  zu entwerfenden Gymnasium ersetzet werden. Das gleiche gilt ebenso für das Hausmeisterhaus im Nordosten. 

    Das bestehende Gymnasium im Süden ist nach gründlicher Untersuchung und Abwägung als nicht mehr wirtschaftlich sanierbar eingeschätzt worden. Stattdessen soll ein Neubau entstehen, der mit Vorbildfunktion als ein Prototyp für die Schule der Zukunft verstanden werden soll. Für die Bachelor Thesis kann die Unterbringung der Schüler während der Bauphase vernachlässigt werden. 

    Julie Siebels - voneinander lernen - neues Bertolt-Brecht-Gymnasiun München

    Das Konzept verfolgt die Idee des Lernens voneinander, für welches die Architektur eine geeignete Behausung schaffen soll. Der flache, längliche Baukörper wird durch einzelne Kuben und Höfe gegliedert und schafft öffentliche Räume im innen wie außen Bereich. Diese sollen eine Bereicherung für die bestehenden Lehrbauten der Umgebung, und den Stadtteil bilden. Die drei Lernhäuser grenzen sich gegen den öffentlicheren Baukörper ab und öffnen sich zum bestehenden Grünraum hin, sie basieren auf dem Prinzip der Cluster Schule. 

    Der öffentliche Baukörper wird über eine Nord-Süd Achse strukturiert, welche als Hauptbewegungsachse der Schule fungieren soll und alle Nutzungen erschließt. Über zwei Erschließungshöfe gelangen die SchülerInnen zu den Treppenhäusern, welche die Kontaktpunkte zwischen den Lernhäusern und dem Längsbau bilden. Diese schieben sich in die Fuge beider Nutzungseinheiten und sollen als Orte der Verknüpfung zwischen den Lernhäusern dienen. Die großzügige Dachlandschaft bildet eine Ergänzung zum Schulhof, die sich nicht nur in der Höhe von den umliegenden Freiflächen absetzt.

    Katharina Albrecht - Naturnah Lernen: Bertolt-Brecht-Gymnasium

    Konzept
    Im Münchner Stadtteil Pasing entsteht ein Neubau für ein 3-zügiges Gymnasium. Dabei sollen innovative Lernkonzepte entwickelt und architektonisch umgesetzt werden. 
    Das Konzept der Schule basiert auf einer naturpädagogischen Herangehensweise. „Naturnah Lernen“ bedeutet auf der einen Seite die Integration von Natur und Grün in den Schulalltag, auf der anderen Seite aber auch die Berücksichtigung natürlicher Entwicklungsprozesse junger Menschen, um den Lernerfolg und das Wohlbefinden der Schüler zu fördern. Ersteres wird umgesetzt durch eine gestaltungsbestimmende Fassadenbegrünung, bepflanzte Atrien im Innenraum, einen Schulgarten und großzügige naturnahe Außenräume. Anhand von direkten Naturerfahrungen wird das Bewusstsein der Schüler gegenüber ihrer natürlichen Umwelt gestärkt und die kindliche Entwicklung gefördert. Aber auch nur die bloße Anwesenheit von Grün fördert die Konzentration, das Wohlbefinden und somit den Lernerfolg.
    Das Lernkonzept geht in besonderer Weise auf die Entwicklungsstadien der Schüler ein und passt sich dem jeweiligen Entwicklungsstand an. Je älter die Schüler, desto offener und selbstständiger wird die Unterrichtsgestaltung, was auch architektonisch umgesetzt wird. 

    Städtebau
    Wichtiger Bestandteil des Entwurfs war es naturnahe Grünflächen im Außenraum zu erhalten und zu schaffen. Entstanden ist dadurch die kompakte mehrgeschossige Gebäudeform, die einen verhältnismäßig geringen Fußabdruck hat. 
    Umgeben von Grünraum positioniert sich der Baukörper selbstbewusst auf dem Grundstück und bildet ein Gegenstück zur bestehenden Grundschule. Ein überdachter Gang verbindet die beiden Gebäude miteinander und lässt den oberen und unteren Schulhof ineinander übergehen. Östlich der Schule befindet sich ein großer städtischer Grünraum, der möglichst naturnah belassen werden soll und als Naturerlebnisraum genutzt werden kann. Dieser Grünstreifen wird im Süden aufgenommen und erweitert und fasst das Gebäude ein. Hier wurde zudem ein natürlicher Abenteuerspielplatz eingeplant. 
    Die zurückgenommene Zufahrt im Norden der Schule ermöglicht den Zugang zum nördlichen Schulhof, wo auch die PKW-Stellplätze untergebracht sind. 
    Die Eingangssituation wurde mit zwei gleichwertigen Haupteingängen gelöst, wodurch sowohl nach Osten und Westen eine klare Adresse gebildet wird. Durch Rücksprünge im Gebäude wird man direkt in die Schule geleitet und hat zudem einen überdachten Vorbereich. Direkt beim östlichen Eingang sind auch die Fahrradstellplätze angelegt.

    Architektur
    Der 4-geschossige Holzskelettbau überzeugt durch seine leichte Erscheinung, trotz der kompakten Kubatur. Die rundum verglaste Fassade lässt das Gebäude mit der Umgebung verschmelzen und ermöglicht eine optimale Belichtung im Inneren. Charakteristisch ist der vorgesetzte Laubengang, der um das gesamte Gebäude verläuft und so die Horizontale und die Leichtigkeit betont. Diagonale Stahlseilstreben erzeugen ein interessantes Fassadenbild und bieten Kletterpflanzen Halt. Während sich das Gebäude von außen klar und geradlinig präsentiert, ist es im Innenraum aufgelockert und verspielt. Fünf große Atrien durchlöchern die Horizontalen und weiten sich nach oben hin auf, was sowohl der Belichtung, als auch der Belüftung zugute kommt. Diese Auflockerung nach oben spiegelt zudem das immer offener werdende Lernkonzept wieder.Im EG befindet sich die Aula, die Schulverwaltung und die Mensa und in den oberen Geschossen befinden sich die Lernbereiche. Die Struktur basiert auf einer Dreiteilung. Auf drei Geschoßen gibt es drei Lernhäuser mit jeweils drei Clustern und drei Klassen. Nach oben und von Stufe zu Stufe wird der Grundriss immer offener und freier. Die Flächen sind flexibel nutzbar für zum Beispiel Inputveranstaltungen, Gruppenarbeit, Einzelarbeit, aber auch zum Entspannen und Pause machen.  Die Fachräume sind auf die obersten beiden Geschosse verteilt und generieren so eine Durchmischung unter den Stufen und Klassen.  

     

    Niklas Frank - Raumtausch

    Das pädagogische, wie auch architektonische Konzept der Schule "raumtausch" setzt sein Hauptaugenmerk auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Schüler*innen. Unterschiedliche Lernmöglichkeiten für Einzelarbeit, Gruppenarbeit, wie auch für Besprechungen, bilden eine optimale Lernatmosphäre.
    Städtebaulich setzt sich der Neubau bewusst von dem denkmalgeschützten Gebäude ab und spannt dadurch eine Vorzone zwischen beiden Schulen auf, welche als Gemeinschaftsfläche genutzt wird. Der kleine Fußabdruck und die effiziente Vorfertigung der HBV-Elemente, bilden das ökologische Grundkonzept des Gebäudes.
    Im Inneren werden verschieden nutzbare Räumlichkeiten, große, offene, wie auch kleine, geschlossene Bereiche gestaltet und in den einzelnen Geschossen verteilt. Mit Hilfe von Schiebewänden und rollbaren Tischen können die einzelnen Räume dabei variabel verändert werden.