Kommunikationsdesign

    Masterstudiengang

    Dekoratives grafisches Element

    Fotos: françoise.baussan©Provence-Alpes-Côted'Azur

    Wenn ein Haus den Anker lichtet

    Studierende entwickeln Konzepte für ein Hafengebäude in Marseille

    Ein Künstler in Bordeaux, eine Gruppe Studierender in Konstanz – und ein heruntergekommenes Gebäude in Marseille: Aus dieser Konstellation ist im Sommersemester 2020 eine Kampagne zur Rettung des Bâtiment Paquet im alten Hafen der südfranzösischen Metropole entstanden. Ziel der Designstudierenden und ihrer Professorin Judith M. Grieshaber ist es, aus einem Haus mit Geschichte einen Hafen für die Kultur zu machen.

    Die Vorgeschichte der grenzüberschreitenden Initiative basiert auf der Freundschaft zwischen Judith Grieshaber und dem Künstler Hartmut Bosbach. Der Bildhauer war bereits als junger Mann nach Frankreich ausgewandert und hatte über 30 Jahre lang Atelier und Wohnung im geschichtsträchtigen Bâtiment Paquet an der Mole des alten Hafens von Marseille. Ende 2019 musste Bosbach das Haus räumen, nachdem es die Behörden als einsturzgefährdet eingestuft hatten. Seither setzt er sich für den Erhalt des Bâtiment Paquet ein, das als Kulturdenkmal geradezu symbolische Bedeutung für die Stadt hat: Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, gehörte es einst zur Reederei Paquet. Deren Gründer Nicolas Paquet hat die Hafenstadt durch die Etablierung unterschiedlicher Schiffslinien nach Afrika wesentlich geprägt – bis heute ist der Name Paquet den alteingesessenen Bürgern von Marseille ein Begriff.

    Industriecharme mitten auf dem Wasser
    Die besondere Atmosphäre des Hauses hat bereits früh nach der Abwicklung der Geschäfte Künstler angezogen und inspiriert: Der Maler und Zeichner Alfred Hofkunst hat so unter anderem einige Zeit hier verbracht und dem Gebäude mehrere Arbeiten und eine Ausstellung gewidmet. Die lichtdurch-fluteten Räume und die Lage direkt auf der Mole des alten Hafens machen das Haus zu einem idealen Ort für die Kunst. »Im Bâtiment hat man den Eindruck, als sein man auf einem Boot, das in jedem Moment den Anker lichtet um wegzufahren«, so Hartmut Bosbach.

    Nutzung als Kulturzentrum
    Der Künstler möchte das Haus nicht für sich selbst zurückhaben, sondern denkt an die Einrichtung eines Kulturzentrums, in dem auch andere Künstler die Gelegenheit zu Atelieraufenthalten bekommen sollen. Nun geht es darum, Stadtverwaltung und Hafenverwaltung von dieser Idee zu überzeugen. 17 Studierende haben sich mit Judith M. Grieshaber und Studiengangsreferentin Bettina Schröm dieser Aufgabe gewidmet. Sie haben recherchiert, versucht sich aus der Ferne einzufühlen, ein langes Interview mit Bosbach geführt und unterschiedliche Konzepte erstellt, die zum einen eine neue Nutzung in einem sanierten Gebäude vorsehen, und die zum anderen gleich ein visuelles Erscheinungsbild für das Kulturzentrum mitliefern. Alle Entwürfe sehen Atelierräume für ein Artist-in-Residence-Programm vor, ebenso wie Ausstellungsflächen, Gemeinschaftsräume und eine Nutzung der Mole vor dem Gebäude.

    Prämierte Entwürfe
    Bei der finalen Präsentation mit Hartmut Bosbach als Gast wurden folgende Konzepte prämiert:
    1. Platz: Bâtiment Paquet – Port de la culture
    2. Platz: Paquet – Créativité, Culture, Communauté
    3. Platz: BP – Bâtiment Paquet

    Im nächsten Schritt wird ein Internetauftritt für die Initiative entwickelt – und hoffentlich bald kann die Gruppe auch einmal nach Frankreich reisen.

    1. Port de la Culture

    2. Communauté, Culture, Créativité

    3. BP – Bâtiment Paquet