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Lehre mal anders: Poetry Slam in der Hochschulbildung

30.10.2023

Am 15. November findet der Tag des Lernens und Lehrens an der HTWG statt. Neben einem Barcamp zum Thema KI ist ein Teaching Slam geplant. Was das Potenzial kreativer Wissensvermittlung ist, erklärt Poetry Slammer Marvin Suckut.

Dass Wissenschaftskommunikation vom Poetry Slam profitieren kann, hat schon Mai Thi Nguyen-Kim bewiesen. Bevor die Wissenschaftsjournalistin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes auf YouTube und im TV durchstartete, war die promovierte Chemikerin als Science Slammerin unterwegs. Aber wieso sind gerade Poetry Slam Methoden für die Wissensvermittlung und damit auch für die Hochschulbildung nützlich? Das haben wir Marvin Suckut gefragt.

Marvin Suckut ist, wie er sagt, „aus Versehen“ zum Poetry Slam gekommen. Er hat schon zu seiner Schulzeit Kurzgeschichten und Gedichte geschrieben, wusste zu dieser Zeit aber noch gar nicht, was Poetry Slam ist. Eine Freundin von ihm hat ihn damals einfach ohne sein Wissen bei einem Poetry Slam in Stuttgart angemeldet und schon stand er auf der Bühne. Diese hat er seitdem auch nicht mehr verlassen und mehr als 500 Wettbewerbe, unter anderem die baden-württembergischen u20-Meisterschaften im Poetry Slam, gewonnen.

Herr Suckut, was ist das Besondere an der Ausdrucksform Poetry Slam?
M.S.: Das Besondere ist für mich das Zusammenspiel zwischen Text und Publikum. Das direkte und der absurde Gedanke man könnte Kunst bewerten. Beim Poetry Slam sind sowohl inhaltlich als auch stilistisch keine Grenzen gesetzt. So kann man natürlich anfangen, mit verschiedenen Literaturarten zu experimentieren.

Welche Elemente machen Poetry Slam für die Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten und Botschaften wertvoll?
M.S.: Was Poetry Slam von herkömmlichen Vorträgen unterscheidet, ist vor allem die Art und Weise wie vorgetragen wird. Viele Science- oder Poetry Slam Beiträge arbeiten mit Humor, Perspektivwechsel oder einem dramaturgischen Aufbau, der sich auch stark von klassischen Vorlesungen unterscheidet. Es sind oft persönliche Geschichten, die erzählt werden. Und wenn man es schafft eine persönliche Geschichte mit Humor zu erzählen und dabei der Schwerpunkt auf Wissensvermittlung liegt, ist das wesentlich interessanter und für das Publikum auch greifbarer.

Welchen Slam-Stil finden Sie für die Wissensvermittlung besonders interessant?
M.S.: Ich hätte mir zum Beispiel zu meiner Schulzeit viel mehr Gedichte gewünscht, die als eine Art Eselsbrücke fungieren und helfen mir Dinge zu merken.

Was können sich Hochschullehrer*innen von Poetry Slammer*innen abschauen?
M.S.: Beim Poetry Slam merkt man, dass die Leute auf der Bühne für das brennen, was sie erzählen. Das sollte auch bei Lehrenden so sein.

Gibt es Themen, die sich besonders zum Slammen eignen?
M.S.: Welche Themen sich eignen? Alle! Man muss nur eine neue Herangehensweise für dieses Thema finden.

Wie glauben Sie, reagieren Studierende, wenn ihre Lehrpersonen plötzlich slammen?
M.S.: Manche werden es albern und unnötig finden und manche werden es total feiern, dass ihre Lehrpersonen ein bisschen „out of the box“ denken und sich mit Alternativen zum klassischen Vortrag beschäftigen. Egal was davon eintritt, es wird etwas untereinander zu reden geben und das ist ja meistens etwas Positives.

Was raten Sie den Teilnehmer*innen des Teaching Slams am 15. November an der HTWG?
M.S.: Ich denke, was Poetry Slam und Lehre gemeinsam haben ist, dass dem Publikum manche Textarten, Lehrmethoden oder auch einfach nur Vortragende besser gefallen als andere. Man darf also nie erwarten, dass das, was man tut, allen im Raum gefällt. Manche werden den einen Stil nicht gut finden, die anderen werden einen bestimmten Rededuktus nicht gut winden. Und das ist ok. Man sollte nie den Anspruch haben, dass bei allen immer das ankommt, was man sagen möchte und man allen gefällt.

Und was darf das Publikum an diesem Abend erwarten?
M.S.: Ich habe in 15 Jahren Poetry Slam noch nie einen Abend erlebt, nach dem mir jemand aus dem Publikum gesagt hat, dass ihm oder ihr die Veranstaltung nicht gefallen hat. Es ist immer für jeden und jede etwas dabei.

Wo können sich alte und neue Fans von Poetry Slam in Konstanz treffen?
M.S.: Wir sind immer am letzten Mittwoch im Monat zum Poetry Slam im Kula. Vorbeischauen lohnt sich wirklich. Und wer selbst mal auftreten möchte, schreibt mir und zack, geht‘s auf die Bühne.

 

Teaching Slam beim Tag des Lernens und Lehrens

Der vierte Tag des Lernens und Lehrens, den eine Gruppe aus Lehrenden, Mitarbeiter*innen und im AStA engagierten Studierenden am 15. November auf dem Campus der HTWG organisiert, beginnt um 15 Uhr. Ab 18 Uhr haben alle Mitglieder der HTWG im OTL (F007) die Möglichkeit, sich als Slammer*innen auszuprobieren.

Und so läuft das Ganze ab:
Maximal 6 Minuten stehen für den Beitrag zur Verfügung, Hilfsmittel oder eine Visualisierung in Form einer Präsentation o.ä. sind nicht erlaubt. Moderiert wird der Slam vom Hochschultheater. Die Bigband-Combo "HTWG4" übernimmt die musikalische Umrahmung. Nach einer Runde stimmt das Publikum über den unterhaltsamsten Beitrag ab und es folgt die Preisverleihung. Mit einem kleinen Apéro lassen wir den Abend in geselliger Form ausklingen.

Coaching mit Marvin Suckut:
Tipps und Tricks für Ihren Teaching Slam-Moment auf der HTWG-Bühne gibt es am 6. November beim Teaching Slam Workshop von Marvin Suckut.

Bei Interesse und Fragen wenden Sie sich bitte an: tdll@htwg-konstanz.de