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AIV-Schinkel-Wettbewerb: Gleich drei Preise für Architekturstudierende der HTWG

Dieses Jahr haben acht Architekturstudierende der HTWG beim AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021 so richtig abgesahnt: 14 Arbeiten junger Planer*innen wurden insgesamt für die Aufgabe „grossWEST Berlin - Die Stadt als Ressource“ ausgezeichnet. Davon konnten die angehenden Architekt*innen der HTWG gleich drei Preise mit nach Hause nehmen.

Erstmals 1854 ausgelobt, gehört der vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin-Brandenburg e.V. (AIV) ausgerichtete Schinkel-Wettbewerb zu den ältesten und renommiertesten Nachwuchswettbewerben im Bauwesen. Er richtet sich jährlich an junge Planer*innen bis 35 Jahre, die für verschiedene Orte in Berlin in unterschiedlichen Disziplinen Ideen entwickeln sollen.

Die eingereichten Arbeiten junger Planer*innen aus ganz Deutschland befassten sich 2021 mit dem Areal zwischen der Berliner Stadtautobahn A100 und dem Westhafenkanal im Norden sowie S- und Fernbahngleisen im Süden. Hier zieht sich trotz verkehrsgünstiger und relativ zentrumsnaher Lage eine weitgehende „Terra Incognita“ im Stadtkörper entlang: Westhafen, Berliner Großmarkt, Kleingarten- sowie Gewerbegebiete. Diese „Terra Incognita“ birgt spannende Gegensätze und große Herausforderungen – die Gebiete sind weitgehend unbekannt, undurchlässig und bislang wenig klimarelevant, durchgrünt und durchlüftet. Die einzelnen Wettbewerbsaufgaben griffen aus den funktionalen, baulichen und logistischen Anforderungen vielfältige Fragestellungen heraus. Das Thema war in die Fachsparten Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung, konstruktiver Ingenieurbau und Freie Kunst unterteilt. Unter Vorsitz der AIV-Schinkel-Ausschuss-Mitglieder Gesche Gerber und Ernst-Wolf Abée zeichnete die Jury von 90 eingegangenen Beiträgen insgesamt 14 aus.

In der Fachsparte Städtebau lag der Fokus auf dem Großmarkt zwischen der Beusselstraße im Osten und dem Verbindungskanal im Westen. Die Student*innen befassten sich dabei mit folgenden Fragestellungen: Wie kann der Berliner Großmarkt trotz seiner räumlichen Schranken zu einem Ort werden, an dem die Verteilungs- und Ernährungsfragen der Zukunft diskutiert werden? Wie könnten Anbindungen zu den benachbarten (Wohn-)Quartieren aussehen, wo sind sie lokalisiert und wie sind sie zu gestalten? Es sollte ein öffentlicher Ort entstehen, der die Wahrnehmung der Berliner*innen für diese Fragen und ihre Identifikation mit dem Ort durch eine innovative Nutzungsmischung stärkt. Der Großmarkt sollte zumindest teilweise zu einem Ort werden, der nicht alleine den Händlern und Gewerbetreibenden vorbehalten ist, sondern auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Es sollten Räume entstehen für Bildung, Freizeit und Kultur.

Die Aufgabe der Fachsparte Architektur beinhaltete die Entwicklung eines Innovations- und Kompetenzzentrums (INKORE-Berlin) für die (Bau-)Kreislaufwirtschaft im Westhafen. Das INKORE-Berlin soll die am Standort vorhandene logistische Kapazität und Kompetenz nutzen, Bauteile und Baustoffe unter Einsatz neuer Möglichkeiten und Technologien der Digitalisierung (wieder) aufbereiten, (neu) kombinieren, wieder in Wert setzen und beispielhaft neue innovative Produkte prototypisch entwickeln und testen.

Die Preisträger der HTWG Konstanz Isabel Ohorn, Benedict Hofmann und Simon Denkinger erhielten den Anerkennungspreis Städtebau für ihre Arbeit „Weiche Schale, harter Kern“. Betreut wurden sie von Prof. Franziska Hauser und Prof. Leonhard Schenk.

Dem Team Judith Blatter, Johanna Kuder und Katharina Straub wurde der 1. Diesing-Preis für ihre Arbeit „Dock of Berlin“ verliehen. Die Preisträgerinnen der HTWG Konstanz (von links): Johanna Kuder, Katharina Straub und Judith Blatter. Betreut wurden sie von Prof. Franziska Hauser und Prof. Leonhard Schenk (nicht im Bild).

Michelle Kaszàs und Tanyel Yelkenkayalar erhielten den 3. Diesing-Preis für ihren Entwurf „Berlin between green“. Betreut wurden sie von den Architekturprofessor*innen Franziska Hauser und Leonhard Schenk.

Die Pläne aller Arbeiten sind auf den Seiten des Fachgebietes Städtebau der HTWG zu sehen.

Die Jury bewertete die Arbeiten wie folgt:

„Weiche Schale, harter Kern“ (Simon Denkinger, Benedict Hofmann und Isabel Ohorn)


Mit einer einfachen städtebaulichen Setzung gelingt es den Verfassern die gewünschte Vernetzung und Öffnung des Areals des Berliner Großmarktes zu erreichen. […] Der Entwurf besticht durch seine große Klarheit. Die Jury würdigt die hohe Anziehungskraft des neuen Ortes mit seinen neuen öffentlichen Räumen, seiner Dimensionierung und Nutzungsverteilung. […] Das sehr stimmige Konzept zeigt eine realistische Strategie zur Weiterentwicklung des Geländes auf.
(Tom Hobusch, Mitglied der Jury)

„Dock of Berlin“ (Judith Blatter, Johanna Kuder und Katharina Straub)


Der Entwurf überzeugt mit einem 4-geschossigen kompakten Baukörper, der die Bau- und Kreislaufwirtschaft erlebbar machen will. Er setzt stringent und gekonnt den selbst formulierten Anspruch um, einen authentischen Ort zu schaffen, der von Hafen- und Industriecharakter geprägt wird.
Wie ein Containerschiff ist das Gebäude parallel zur Wasserkante ausgerichtet. Es bietet alle Funktionen unter einem Dach. Im Erdgeschoß ist es nach Westen mittels Unterführung geradlinig mit dem Großmarkt verbunden. […] Der Bezug auf die Krananlagen des Hafens und ihr gekonnter Dreiklang mit den vorhandenen Gebäuden und dem Wasser wird mit großem Nachdruck gewürdigt.
(Prof. Gisela Glass, Mitglied der Jury)

„Berlin between green“ (Michelle Kaszàs und Tanyel Yelkenkayalar)


Die Konzeptidee ist eine Architektur, die sich in Volumen und Footprints an die bestehenden Strukturen und der historischen Formsache anlehnt. […] Der Entwurf beantwortet viele Fragen, die in der Aufgabenstellung benannt wurden und zeigt ein angedachtes Energie- und Materialkonzept. Der architektonische Entwurf ist von der städtebaulichen Setzung, zur Kubatur über die Zonierung bis zur Detailkonstruktion nachvollziehbar und stilsicher durchgearbeitet und überzeugt durch die Klarheit des Entwurfs und die Lesbarkeit der Darstellung. Sie binden das Gebiet in den städtebaulichen Kontext ein und wagen einen Blick in den Kontext Berlins.
(Yvonne Corinna Paul, Mitglied der Jury)

Text: Cornelia Lurz

Foto oben: Foto: Giorgio Trovato/Unsplash