Zurück zur Übersicht

HTWG-Professor in G20-Expertengruppe

Die Expertise des Bauingenieurs Prof. Dr. Michael Bühler ist bei der Vorbereitung des diesjährigen G20-Treffens gefragt: Er ist Mitglied des Global Infrastructure Hub Academic Advisory Panel und steuert in der Gruppe der T20 einen Policy-Brief bei, den er gemeinsam mit zwei weiteren Wissenschaftlern verfasst hat.

Prof. Dr. Michael Bühler lehrt seit 2019 Bauwirtschaftslehre, Bauökonomie und Bau(geschäfts)prozessmanagement an der HTWG. Seine Forschungs- und Lehrinteressen konzentrieren sich auf die Planung und Entwicklung der Infrastruktur, die Zukunft des Ingenieurberufs angesichts komplexer globaler Herausforderungen und Chancen wie des Klimawandels und der vierten industriellen Revolution.

Seine Expertise ist nun bei der Vorbereitung des diesjährigen G20-Treffens gefragt. Er ist Mitglied des akademischen Beratungsgremiums „globales Infrastrukturzentrum der G20“ (G20 Global Infrastructure Hub Academic Advisory Panel). Außerdem steuert er in der Gruppe der T20 gemeinsam mit Prof. Dr. Konrad Nübel, Ordinarius am TUM-Lehrstuhl für Bauprozessmanagement und Immobilienentwicklung, und mit Dr. Thorsten Jelinek, Europe Direktor Taihe Institut, zur Task-Force 7 (Infrastructure Investment and Financing) den gemeinsam verfassten Policy-Brief „Infrastructure 4.0 – Value Chain Integration Through Federated Digital Platforms“ bei. Der Beitrag ist aus einer Vielzahl von Einsendungen ausgewählt worden.

Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der G20-Länder wird dieses Jahr am 30. und 31. Oktober in Rom stattfinden. Die Präsidentschaft hat 2021 Italien inne. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits. Insgesamt elf Task-Forces befassen sich vertieft mit speziellen Themen, darunter zum Beispiel Gesundheit, Handel, digitale Transformation, Migration – und Infrastruktur.

Die Think20 (T20) ist ein internationales Netzwerk der G20, das führende Think Tanks und Forschungszentren weltweit zusammenbringt. T20 ist unabhängig von nationalen Regierungen und dient als „Ideenbank“ der G20. Die Arbeit der T20 zielt darauf ab, den Regierungen der G20 forschungsbasierte politische Empfehlungen von hochrangingen Expert*innen zu geben. Diese unterstützen die G20-Regierungen bei der Entwicklung konkreter und nachhaltiger politischer Maßnahmen. Jedes Jahr richtet die T20 unter einer neuen G20-Präsidentschaft Task-Forces ein, um ihre Vorschläge nach den kritischsten Themen zu strukturieren und politische Innovationen voranzutreiben.

Das Forscherteam mit Prof. Bühler schlägt in der Task-Force „Infrastrukturinvestitionen und -finanzierungen“ die Vereinbarung übergreifender Richtlinien vor, um der „Fragmentierung der Wertschöpfungskette“ entgegenzuwirken. Prof. Bühler erläutert: „In der Automobilindustrie gibt es strategische Partnerschaften, die gibt es so bei Infrastrukturprojekten nicht.“ Dies führe dazu, dass Projekte immer wieder von Null an aufgesetzt werden – eine Ursache von Fehlplanungen, Kostenüberschreitungen und Zeitverzügen. „Alle Mega- und Großprojekte haben darunter zu leiden. Die Problematik gibt es nicht nur beim Berliner Flughafen, sondern auch bei Projekten im Ausland“, ergänzt Bühler.

Ein konventioneller Planungsprozess sei der Komplexität von Großprojekten nicht mehr gewachsen, Unwägbarkeiten würden oft zu spät erkannt. Dies wiederum führe zu sinkender Akzeptanz von Großprojekten in der Bevölkerung. Deshalb plädieren die Wissenschaftler für die stärkere Nutzung des technologischen Fortschrittes im Infrastruktur-Sektor, für Transparenz und auch die frühzeitige Beteiligung von Bürger*innen, „die Steuerzahler*innen sind schließlich die Kunden.“ Die konsequente Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte von Beginn der Planung an sorge auch für Investor*innen für Planungssicherheit, die dann auch über Legislaturperioden hinweg gegeben sein müsse.

Die Wissenschaftler stellen ihren Beitrag in der Task Force zur Diskussion und arbeiten weiter daran. Bis Mitte April wird die Empfehlung für den G20-Gipfel fertiggestellt. Der nächste Schritt wird ein Workshop im März sein, in dem die Autoren den Policy Brief den Task Force-Mitgliedern vorstellen. Organisiert wird dieser Workshop vom TUM-Lehrstuhl für Bauprozessmanagement und Immobilienentwicklung, von der HTWG Konstanz, dem Bayerischen Bauindustrieverband, dem Leonhard Obermeyer Center an der TUM sowie dem Taihe Institut.

Mehr Informationen zum G20-Gipfel 2021

Abstract des Policy-Brief:
21st century infrastructure needs to respond to changing demographics, become climate neutral and resilient, economically affordable, while remaining a driver for development and shared prosperity. Infrastructure is a priority for the G20 and has led to the establishment of the Global Infrastructure Hub, the Global Infrastructure Connectivity Alliance, G20 Principles for Quality Infrastructure Investment, and the G20 InfraTech agenda. However, the infrastructure sector remains one of the least innovative and digitalized, plagued by delays, cost overruns, and benefit shortfalls. The root cause is the existing fragmentation and lack of cooperation within the infrastructure value chain. Sequential (waterfall) planning and resource-efficiency (within silos) are still common practice, compared to flow-efficiency and agility (across the value chain), preventing a more impactful realization of broader goals.

To overcome the shortcomings and lack of progress, an integration of the value chain is needed. This could be achieved through the creation of open and federated digital platforms that are applied to (trans)national infrastructure programs. Such platforms enable full-lifecycle participation and responsible infrastructure governance thereby reducing risks and increasing return and investment security. The application of new technologies and federated data spaces would support data sharing within and across national boundaries, improve participation of smaller firms, and foster innovation.

The G20 could reach consensus on a shared vision for socially and environmentally sustainable infrastructure and become the forerunner of Infrastructure 4.0 by using the existing hubs and alliances to promote policies, standards, and technologies needed to blueprint and implement open and federated digital platforms.

The policy brief contributes to the T20 “Task Force 7: Infrastructure Investment and Financing” and the areas “digital infrastructure”, “infrastructure governance”, and “technological advances.” This policy brief also builds upon the "G20 Principles for Quality Infrastructure Investment" and the “G20 Infratech Agenda” and would contribute to the G20 Infrastructure Working Group.