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Namaste: Im vernetzten Klassenzimmer mit Indien

Vier Studierende bei einer Videokonferenz: Sie sitzen an einem Tisch, auf dem ein Laptop steht und schauen auf den Bildschirm. Darauf zu sehen sind drei weitere Personen.

Studierende der HTWG bei der Projektarbeit mit Kommilitonen aus Indore.

„Es ist eine Möglichkeit, Menschen über Kontinente hinweg zusammenzubringen“, bilanziert Prof. Dr. Konstantin Hassemer die Erfahrungen des „Connected Classroom“-Projekts, das er mit seinen Studierenden im Sommersemester erstmals durchführte.

Prof. Dr. Konstantin Hassemer lehrt Internationales Management an der HTWG Hochschule Konstanz und ist Studiendekan der Asienstudiengänge der HTWG. „Das frühzeitige Arbeiten in gemischten Arbeitsgruppen ist für unseren Studiengang wesentlich. Dabei entstehen wichtige Lerneffekte“, sagt er.

Bachelor-Studierende im Studiengang „Wirtschaftssprache Asien und Management“ der HTWG und indische Studentinnen und Studenten der privaten Symbiosis University of Applied Sciences in Indore bearbeiteten in seinem Marketing-Seminar im Sommersemester ein gemeinsames Thema: „Base of Pyramid Marketing“, also Marketingstrategien für diejenigen Menschen, die in der Wohlstandspyramide ganz unten angesiedelt sind. Über Skype, Email und WhatsApp tauschten sich die Arbeitsgruppen miteinander aus. Am Ende fassten sie die Ergebnisse ihrer Projektarbeit in einem kurzen Bericht zusammen. Auf Englisch – der gemeinsamen Arbeitssprache.

Hat es funktioniert? Abgesehen von manchen Tücken der Technik, etwa wenn der Ton am Bodensee mal wieder später ankam als das Bild, bewerteten die Studierenden das Projekt positiv. Die Konstanzer machten die Erfahrung, dass das Englisch ihrer indischen Kommilitoninnen und Kommilitonen zwar sehr gut ist, man sich an die Sprachmelodie aber erst gewöhnen muss. Die indischen Studierenden wiederum freuten sich, durch das Projekt die für ihren Lebenslauf wichtige „international exposure“ gewinnen zu können – und bestätigten ein altes Klischee: „Ihr Deutschen, ihr braucht immer ein wenig länger, aber ihr arbeitet ganz schön gründlich.“

Professor Hassemer hob vor allem die authentische Lernsituation hervor: „Die Herausforderungen und möglicherweise auch Probleme, die bei solch einem Projekt entstehen, begegnen unsere jungen Leute später auch Berufsleben wieder. Denn viele Arbeitssituationen unserer Studierenden sind in einem globalisierten Kontext mit internationalen Teams angesiedelt. Da muss ich schnell gemeinsam arbeitsfähig sein. Das konnten die Studierenden hier üben.“

HTWG lotet Kooperationen aus

Für ihn stellt das „Connected Classroom“-Projekt einen Schritt auf dem Weg zu einem vertieften Austausch mit Indien dar. Ein Austausch, der in Zukunft langsam, aber kontinuierlich wachsen soll. Deshalb nutzt der Marketing-Professor die Semesterferien für einen dreiwöchigen Studienaufenthalt. Im August wird er an der Symbiosis Hochschule in Indore unterrichten und seine Projektarbeiten zum „Base of Pyramid Marketing“ weiterführen. Seit 2017 besteht zwischen der HTWG und dieser Hochschule, deren didaktisches Modell mit dem einer deutschen HAW vergleichbar ist, ein „Memorandum of Understanding“. Im Frühjahr 2019 soll dort dann eine knapp zweiwöchige Summer School mit Masterstudierenden der HTWG stattfinden.  

Um die Summer School vorzubereiten, aber auch um das indische Hochschulsystem noch besser kennenzulernen, ist Hassemer vor Ort. „Ich will herausfinden, was die indischen Hochschulen bieten, auf welchem Niveau sie unterrichten. Ob sie für unsere Studierende für einen Austausch geeignet sind. Mich interessiert aber auch besonders die Begegnung mit den Studierenden selbst und die Frage: Wie sehen sie ihr Land?“ Seine Reise führt ihn auch zu Hochschulen in Pune und Bhopal, um mögliche Kooperationen auszuloten. Denn Hassemer ist davon überzeugt, dass die Bedeutung Indiens, auch als Absatzmarkt, in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen wird. Seine Studierenden sollen rechtzeitig und gut vorbereitet sein.