Wirtschaftsrecht
... schließt die Lücke zwischen Jura und BWL.
Erste Promotion eines Wirtschaftsrechtsabsolventen
Lieber Herr Dr. Biberacher, zunächst möchten wir Ihnen nochmals ganz herzlich zu Ihrer sehr erfolgreichen Dissertation mit der Note "summa cum laude" gratulieren! Ihre Doktorarbeit wurde im Nomos Verlag veröffentlicht, ein sehr renommierter Verlag für juristische Publikationen. Herzlichen Glückwunsch!
Sie haben ein sehr herausforderndes Thema gewählt mit dem Titel "Kryptotoken und Geldwäsche - Die geldwäscherechtliche Verpflichtetenstellung von Kryptointermediären im europäischen sowie deutschen Recht" (www.nomos-shop.de/isbn/978-3-7560-1214-5). Können Sie uns kurz erläutern, worum es in der Arbeit konkret geht und wie Sie zu diesem Thema gekommen sind?
Die Aufmerksamkeit der Geldwäscheprävention ist insbesondere auf technologische Innovationen zu richten, deren möglichen Ausformungen eine erhöhte Geldwäscheaffinität immanent ist. Eine dieser technologischen Innovationen repräsentiert das Kryptotokensystem. Dieses bietet nicht nur technologieaffinen Personen die Möglichkeit, in Kryptotoken zu investieren oder diese als Tauschmittel einzusetzen, sondern vielmehr auch Kriminellen, welche sich das System inhärenter Pseudonymität oder auch Anonymität für rechtswidrige Handlungen zu eigen machen wollen, diverse Opportunitäten der Geldwäsche. Das übergeordnete Ziel meiner Arbeit war es daher zu analysieren und evaluieren, inwiefern auf europäischer sowie nationaler Ebene eine effektive Geldwäschebekämpfung sowie ‑prävention durch Verpflichtung von Kryptointermediären de lege lata geschaffen wurde und identifizierte Lücken durch Formulierung von Empfehlungen de lege ferenda zu schließen.
Bereits meine Bachelor-Thesis an der HTWG Konstanz habe ich zum Thema „Geldwäscheprävention im Finanzsektor“ bei Frau Prof. Dr. Klodt-Bußmann erstellt, da ich zum einen mein Wissen aus meiner Tätigkeit bei einem Kreditinstitut nutzen wollte und zum anderen mich Geldwäsche und insbesondere deren Verhinderung als wesentlich für ein effektives Strafrecht erachte.
Warum sind Sie den Weg der Promotion gegangen?
Es waren verschiedene Faktoren, welche mich dazu bewegt haben, den Weg der Promotion zu gehen. Allem voran war es mein Wunsch mich mit einem spezifischen Thema über längere Zeit befassen zu können und selbst einen wissenschaftlichen Beitrag im Bereich der Geldwäscheprävention zu leisten. Ich hatte nach dem Masterstudium zudem das Gefühl, dass mein akademischer Weg noch nicht zu Ende sein soll.
Würden Sie Ihre ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen, sowie die zukünftigen Absolventinnen und Absolventen auch ermutigen, diesen Weg zu gehen? Dürften Sie bei Fragen auf Sie zukommen?
Wer sich für das wissenschaftliche Arbeiten begeistern kann und insbesondere schon bei der Erstellung seiner Bachelor- und Master-Thesis viel Freude bei der Erstellung hatte, sollte sich definitiv mit dem Thema Promotion auseinandersetzen. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass eine Promotion sich stark von einem Studium unterscheidet, da man selbst der Experte für ein Themengebiet wird und nicht Wissen von einem Dritten transferiert bekommt. Gerade das macht jedoch eine Promotion aus meiner Sicht so spannend, aber auch herausfordernd. Sehr gerne stehe ich jederzeit für Fragen zur Verfügung – Wissen wird schließlich mehr, wenn man es teilt! Meine Kontaktdaten können gerne im Studienbüro angefragt werden. Alternativ können Sie mich auch gerne über LinkedIn oder XING kontaktieren.
Konnten Sie im Promotionsverfahren auch auf Wissen und Methoden aus Ihrem Bachelorstudiengang Wirtschaftsrecht an der HTWG zurückgreifen?
Hier fällt mir ein Zitat von Konfuzius ein: „Gib jemanden einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Bring ihm das Angeln bei und du ernährst ihn sein Leben lang.“ Das Studium an der HTWG Konstanz hat zum einen meine Leidenschaft für die Juristerei geweckt und zum anderen mir das Handwerkszeug mit auf den Weg gegeben, welches für eine juristische Arbeitsweise erforderlich war. Der Rest war für mich vor allem „learning by doing“.
Wir wünschen Ihnen alles erdenklich Gute für die Zukunft und bedanken uns ganz herzlich für das Interview!

Kurze Info zu Person und Werdegang:
Aufgewachsen ist Dr. Simon Biberacher in Jettingen-Scheppach (Landkreis Günzburg). Der gelernte Bankkaufmann und Bankfachwirt studierte Wirtschaftsrecht an der HTWG Konstanz (Bachelor) sowie Technischen Hochschule Aschaffenburg (Master) und verbrachte ein Auslandssemester an der Tongji University in Shanghai. Seit April 2018 lebt Dr. Simon Biberacher in Frankfurt am Main und ist dort bei einer internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft im Bereich Financial Services Compliance@Sustainability tätig. Neben seinem Beruf promovierte er an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster zum Thema Kryptotoken und Geldwäsche.
Das Interview führte Katrin Klodt-Bußmann.