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Für die Mobilität der Zukunft

24.05.2022

Die Mobilität der Zukunft ist dekarbonisiert und digitalisiert. Absolvent*innen des Studiengangs „Intelligente Mobilitätssysteme (IMS)“ sind auf die Herausforderungen der Verkehrswende perfekt vorbereitet.

Kaum eine Branche ist derzeit so stark im Umbruch wie die Mobilität. Digitalisierung und Dekarbonisierung verändern Verkehrsmittel und Infrastruktur. Die Entwicklung betrifft einzelne Fahrzeuge, darunter ganz massiv das Auto. Immenses Potential für die Zukunft bietet aber auch die Vernetzung der Verkehrsmittel unterschiedlicher Art, sowohl untereinander, als auch zu Verkehrsleitsystemen, Ladesystemen und Serviceanbietern. Durch die Verbindung von automatisiertem Fahren und vernetzten Systemen werden zukunftsfähige und nachhaltige Mobilitätssysteme designt. Noch mehr als bereits in den vergangenen Jahren, ist das Knowhow in den Bereichen Elektrotechnik und Informatik das Schlüsselelement für die erfolgreiche Transformation.

Wie die Mobilität nachhaltiger, sicherer und komfortabler werden wird, werden Absolvent*innen des Studiengangs Intelligente Mobilitätssysteme (IMS) mitgestalten. Der Studiengang startet im Wintersemester 2022/23 an der HTWG. Der interdisziplinäre Studiengang bereitet auf Tätigkeiten an der Schnittstelle von Elektrotechnik und Informatik vor, wo die reale technische Welt mit der digitalen informationstechnischen Welt verknüpft wird.

Trends der Branche spiegeln sich im Curriculum wider

IMS ist die Weiterentwicklung des bisherigen Studiengangs Automobilinformationstechnik, den die HTWG 2008 startete. Die Studiengangsverantwortlichen verfolgen seitdem intensiv die Entwicklungen in der Branche und stehen mit künftigen Arbeitgeber*innen im Austausch. Regelmäßig wird das Studienangebot entsprechend überarbeitet. „Mit der aktuellen Anpassung gehen wir noch stärker auf die Trends hin zum autonomen Fahren und zu vernetzten Systemen ein. Weitere Schlüsselinhalte im Pflichtcurriculum sind Sicherheitsaspekte und maschinelles Lernen“, erläutert Studiengangsleiter Prof. Dr. Florian Lang. Neben den technischen Themen werden auch Inhalte wie „Nachhaltige Mobilität und Ethik autonomer Systeme“ in einem eigenen Modul intensiv beleuchtet. Individuelle Schwerpunkte wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, Internet of Things oder Elektromobilität können durch entsprechende Profilrichtungen gesetzt werden.  Prof. Lang betont: „Vor allem war uns wichtig, die durch den bisherigen Namen suggerierte Fokussierung auf das Auto zurückzunehmen, da die Inhalte für Mobilitätssysteme jeglicher Art angewandt werden können.“ Die Absolvent*innen der Studiengangs AIT gestalten moderne Mobilität bereits im Automobil und weit darüber hinaus.

 

Anwendungsbeispiel: Schienenfahrzeuge

Den Beweis hierfür führen Absolvent*innen des Studiengangs AIT, die heute beim Schweizerischen Unternehmen Stadler beschäftigt sind. Sie arbeiten bei der Entwicklung, Produktion und Betreuung moderner Schienenfahrzeuge, von Triebzügen, Strassenbahnen und Metros sowie Zahnradbahnen mit. „Ich konnte mir im Studium manchmal nicht vorstellen, dass ich alle Inhalte wirklich werde brauchen können. Aber der Berufsalltag zeigt, dass mich der Studiengang super auf die vielseitigen Tätigkeiten vorbereitet hat“, sagt Dennis Wehrle. Er arbeitet seit 2019 bei Stadler in Bussnang in der Softwareentwicklung.
Neben dem Bau von Schienenfahrzeugen unterstützt Stadler auch Bahnbetreiber, die Instandhaltung einzelner Fahrzeuge oder ganzer Flotten effizient zu organisieren. Das bedeutet: Daten sämtlicher Schienenfahrzeuge von Zahnradbahnen über Straßenbahnen bis zu Triebfahrzeugen können in Echtzeit erfasst und ausgewertet werden. Lokführer*innen und Servicepersonal erhalten die Daten visuell aufbereitet beispielsweise im Bordcomputer oder aufs Dienstsmartphone. Die Softwareerstellung für die Datenauswertung und –aufbereitung gehört zu den Aufgaben von Dennis Wehrle.

Das umfassende Diagnosesystem verarbeitet riesige Datenmengen – vom Wasserfüllstand für die Bordtoiletten, über den Zustand der Bremseinrichtungen bis zum Abnutzungsgrad von Radscheiben. Die Datenanalyse hat nicht nur zum Ziel, die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen zu optimieren, sondern soll auch Kosten senken und die Verfügbarkeit erhöhen. Wenn im Fahrtverlauf wegen eines verspäteten vorausfahrenden Zuges auf der Strecke Änderungen nötig sind, können Lokführer*innen Empfehlungen erhalten, wie die Geschwindigkeit des Zugs anzupassen ist, um die Fahrt energiesparend fortzusetzen. „Die Digitaltechnik und Diagnosesysteme sind ein Stück weit das Gehirn des Zuges“, sagt Henri Höse, der den Master Elektrische Systeme an der HTWG abgeschlossen hat.

Interdisziplinarität des Studiengangs zahlt sich aus

Höse ist Teamleiter und schätzt die vielseitigen Kompetenzen seiner drei Kollegen mit AIT-Abschluss – so sehr, dass nun im Mai eine weitere AIT-Absolventin in seinem Team in Bussnang den Berufseinstieg absolvieren wird. Das Team arbeitet für die Bereitstellung der nötigen Software, setzt also vor allem die Informatikanteile des Studiengangs ein. „Aber“, räumt Marc Ulbrich, ebenfalls AIT-Absolvent, ein, „wir sind nicht reine Programmierer. Wir haben viele Schnittstellen zu anderen Teams bei Stadler“. Der interdisziplinäre Studiengang aus Elektrotechnik und Informatik habe das nötige Knowhow vermittelt, um sowohl die Sprache als auch den Bedarf der Kolleg*innen aus den anderen Abteilungen zu verstehen. Entsprechend wird auch der künftige Studiengang IMS die Inhalte Regelungs-, Digital-, Elektro- und Fahrzeugsystemtechnik, Kommunikationsnetze, Software Engineering, Physik und Sensorik umfassen. Einen noch größeren Stellenwert als bislang wird Embedded Security spielen. Schließlich gelten nicht nur im Zugverkehr als kritische Infrastruktur sehr hohe Sicherheitsanforderungen.

Der Studiengang Intelligente Mobilitätssysteme (IMS)

Der Studiengang IMS vermittelt Informatik und Elektrotechnik interdisziplinär. Der Anwendungsschwerpunkt sind intelligente Mobilitätssysteme, die vernetzte Verkehrsträger und Infrastruktur sowie Möglichkeiten autonomer Fahrzeuge nutzen. Intelligente Systeme machen Mobilität sicherer, komfortabler und nachhaltiger. Absolvent*innen des Studiengangs sind exzellent qualifiziert für alle Aufgaben an der Schnittstelle zwischen Informatiker*innen und Ingenieur*innen und um die Mobilität der Zukunft zu gestalten.
Der Studiengang bereitet auf ein internationales Arbeitsumfeld vor. Er ist international ausgerichtet, bietet Veranstaltungen in englischer Sprache an und selbstverständlich haben Studierende die Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt in das Studium zu integrieren – an einer der über 80 Partnerhochschulen der HTWG weltweit oder auch im Praxissemester. Die Betreuung in Kleingruppen ist intensiv und die Praxisnähe hoch. Im Hauptstudium ist eine individuelle Spezialisierung durch Wahlpflichtfächer und Profilrichtungen möglich.
Der Bedarf an Spezialist*innen im Bereich der Intelligenten Mobilitätssysteme ist außerordentlich hoch, die Verdienst- und Karriereaussichten hervorragend. Innovative Entwicklungen im Mobilitätssektor werden den Bedarf in Zukunft voraussichtlich weiter ansteigen lassen. Darüber hinaus ermöglicht der Bachelorabschluss in IMS die Zugangsvoraussetzung für die Aufnahme eines Masterstudiums. Die Hochschule Konstanz bietet unter anderem die Masterstudiengänge Elektrische Systeme (EIM) und Informatik (MSI) an, für die der Abschluss sehr gut vorbereitet.
Der Studiengang umfasst 7 Semester. Bewerbungsschluss für das Wintersemester ist der 15. Juli des jeweiligen Jahres. Ein Vorpraktikum ist nicht nötig.
Weitere Informationen auf der Seite des Bachelor-Studiengangs Intelligente Mobilitätssysteme.


AIT-Student Fabian Maier-Hasselmann ist Werkstudent in der Abteilung Systems Engineering im Stadler-Werk St. Margrethen. Aktuell arbeitet er daran, die Diesel-Triebzüge der Metro in Liverpool durch vollelektrische Akku Züge zu ersetzen. Die Integration verschiedener Systeme erfordert sowohl elektrotechnisches Wissen wie auch Programmierkenntnisse, erläutert er. „Schließlich muss viel berücksichtigt werden, damit der Akku zum Zug passt“, sagt er. Zum Beispiel müsse einerseits die Software für die Temperaturregelung des Akkus bereitgestellt werden, andererseits müssten die elektrischen Anschlüsse stimmen.

In Produktentwicklung von Anfang an involviert

Die AIT-Absolventen sind von Beginn der Entwicklung eines Schienenfahrzeugs an involviert. „Das macht den Job unglaublich abwechslungsreich“, sagt Henri Höse. Jeder Kunde habe seine individuellen Wünsche. Dementsprechend unterscheidet sich die Entwicklung von Auftrag zu Auftrag. „Die Projektspezifität, dass jedes Fahrzeug anders konfiguriert wird, macht für mich den großen Unterschied zur Arbeit in der Automobilindustrie aus“, erläutert Dennis Wehrle. Auch Fabian Maier-Hasselmann schätzt die Arbeit am Schienenfahrzeug: „Wir arbeiten nicht an einem kleinen Teil, das irgendwo verbaut wird, sondern sehen das große, das ganze Produkt.“ Und auch Marc Ulbrich ist für die Arbeit motiviert: Schienenfahrzeuge seien „ein cooles Produkt“: „Sie sind für alle zugänglich, anders als eine S-Klasse.“ Die Arbeit bleibe auch künftig spannend: „Machine Learning zum Beispiel wird uns noch Riesenmöglichkeiten in der Datenauswertung bringen“, sagt Henri Höse begeistert.
Zur Arbeit an Schienenfahrzeuge gehört, dass sie gerade im Hinblick auf Normen sehr spezialisiert ist. Dennoch: Viele der Erfahrungen, die sie hier sammeln, könnten die AIT-Absolventen auch auf andere Mobilitätssysteme transferieren, gleich, ob Radlader, Flugzeuge, in der Raum- oder Schifffahrt.

Attraktiver Arbeitsplatz und Internationalität als I-Tüpfelchen

Neben ansprechenden Aufgaben und einer attraktiven Vergütung bietet der Arbeitsplatz bei Stadler für die HTWG-Absolventen noch einen weiteren Reiz: Sie widmen sich nicht nur in Bussnang oder St. Margrethen den modernen Mobilitätssystemen, sondern sind selbst mobil: Aufgrund der starken internationalen Präsenz von Stadler haben die Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, Kund*innen auf verschiedenen Kontinenten zu besuchen, um ihre individuell angefertigten Produkte vor Ort zu testen, zu präsentieren oder weiterzuentwickeln.