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Außergewöhnliche Karriewege in und mit Asien

Ein junger Mann mit Brille und dunklen Haaren steht vor einer Backsteinwand und schaut direkt in die Kamera. In seinen Händen hält er ein weißes Blatt Papier mit drei runden schwarzen Punkten in einer Linie.

Studienabschluss. Und dann? Alumni der asienbezogenen Studiengänge gaben einmal mehr in der AS-Dialogues-Konferenz Einblicke, was nach dem Abschluss an der HTWG folgte: Spannende Karrierewege in und mit Asien.

Zum dritten Mal fand die von Prof. Peter Franklin organisierte AS-Dialogues-Konferenz online statt. Während die Veranstaltung in den letzten Semestern dank des digitalen Formats einen großen Teilnehmerzuwachs erfahren hat, konnten sich in diesem Semester erstmalig auch alle ehemaligen Studierenden mit dazu schalten. Somit wurde die derzeitige Situation mit der Pandemie – ganz im Sinne des daoistischen Verständnisses von der Beschaffenheit der Dinge – nicht nur als Risiko wahrgenommen, sondern auch als Chance genutzt und das Beste daraus gemacht: ein lebendiges Online-Event mit bis zu 175 Teilnehmer*innen, welches internationaler war denn je zuvor.

Eine internationale Konferenz mit Perspektivenvielfalt  

Geladen waren dieses Mal vier Alumni, die sich live von vier verschiedenen Standorten aus dazu schalteten. Es waren Alumni mit ganz außergewöhnlichen Karrierewegen, die sehr unterschiedlich sind und die doch eines vereint: ihre Proaktivität und Zielstrebigkeit. Sie wissen ganz genau, wer sie sind, was sie wollen und wie sie proaktiv ihre Träume verwirklichen. Wie sie das genau gemacht haben und was ihnen dabei am meisten geholfen hat, teilten sie im Rahmen von Vorträgen und Interviews.

Zwischen diesen inspirierenden Beiträgen, gab es immer wieder Einschübe von studentischen Erfahrungsberichten der 29 Rückkehrer*innen aus dem Praxissemester, welche den unteren Semestern als Orientierung für ihr eigenes, noch anstehendes Praxissemester dienten.

Vom Träume verwirklichen in Singapur

Gleich zu Beginn startete die Veranstaltung mit einem von Prof. Peter Franklin geleitetem Gespräch mit der sehr mutigen Alumna Jennifer Eisenecker, die sich gleich zweimal in Singapur selbstständig gemacht hat, nachdem sie sich zunächst als junge AS-Absolventin im Finanz- und Immobilien-Business behauptet hat. Begonnen hat sie ihre Karriere zunächst als Assistentin in einer Privatbank in Hong Kong, baute später als Property-Consultant in Berlin Geschäftsbeziehungen zu deutschen, asiatischen und arabischen Investoren auf und startete später dann, getrieben von der Lust sich auszuprobieren und etwas Eigenes aufzubauen, richtig durch.

Interessant für Student*innen: Das AS-Studium an der HTWG habe ihr so richtig etwas gebracht, als sie angefangen hatte, sich selbstständig zu machen. Weil es inhaltlich sehr breit aufgestellt ist, konnte sie von allem Gelernten etwas gebrauchen.
 
Im Jahr 2013 machte sich Jennifer Eisenecker zum ersten Mal mit dem Beratungsunternehmen JIA Advisors selbstständig. Begonnen hätte es mit der Beratung für eine italienische Luxusmarke, die nach Asien expandieren wollte. In Singapur entdeckte sie alsbald, dass es dort noch kaum Heilpraktiker*innen gibt. Sie füllte diese Marktlücke im Jahr 2018, indem sie Panakaya Singapore gründete. So wurde sie auch ihrem früheren Wunsch, Medizin zu studieren gerecht. Der Standort Singapur macht es mit seinem hervorragenden Ease-of-doing-business-Index möglich, Träume zu verwirklichen.

Interkulturelle Magie

Nach der Mittagspause verzauberte der interkulturelle Zauberkünstler Tobias Grünfelder (Foto) das Publikum live aus Litauen mit seinen Kartentricks und Anekdoten von Auftritten in Kenia. “See the unimaginable” war das Motto seines Auftritts, bei dem er unter anderem unsichtbare Karten durch den Bildschirm reichte, von einer Studentin mischen ließ, wieder zurücknahm und sichtbar machte. „It is always about the context and the power comes from sharing information”, verriet er das Geheimnis seiner „Zauberkräfte“.  Er verdeutlichte seine interkulturelle Botschaft auf zauberhafte Weise mit der Eselsbrücke M-A-G-I-C:

- Mindfulness (to be present in a moment without judgment)
- Awareness that all being is relational and all cultures exist in relation to each other
- Get together and grow with each other while staying unique and different
- Identify commonalities (common interests and projects)
- Create new commonalities

Ein Leben zwischen Business-Krawatte und Glitzer im wunderschönen Taiwan

Weiter ging es mit einem Vortrag von Alumna Sarah Westenberger, die 2014 ihren Bachelor-Abschluss an der HTWG erworben hat und seitdem in Taiwan lebt und arbeitet. Die
naturbelassenen Strände und Berge sowie die indigenen Kulturen Taiwans haben es ihr im Auslandsjahr angetan, sodass sie sofort nach dem Studium zurückkehrte. Doch der Anfang war nicht leicht. Die erste Zeit musste sie sich mit Nebenjobs als Model und Hostess durchschlagen und studierte nebenbei noch den Master Humanity and Environmental Science an der National Dong Hwa University, bis sie endlich einen Job fand, den sie auch wirklich machen wollte.

Einen Fokus auf Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien, den sie bereits in ihrem Studium an der HTWG gelegt hatte, wollte sie nicht missen. Man müsse seine Nische finden, war die Botschaft von ihr an die Student*innen. Im Jahr 2017 begann sie dann ihre Karriere als Sales Managerin für das deutsche Windkraftunternehmen Enercon und setzte ihre Karriere nun im Jahr 2021 als Business Development Managerin für das britische Unternehmen Aggreko in Taiwan fort.

Es wäre vor allem das Studium an der HTWG gewesen, welches ihr den Zugang zu diesen Jobs ermöglicht hätte, weil das Studium so viele verschiedene Inhalte von Sprache und Kultur über BWL und Recht vermittle, und auch die Möglichkeit biete, die eigenen Schwerpunkte im Rahmen von Wahl- und Zusatzfächern zu wählen. Wichtig wäre letztlich auch, dass man sich selbst und seinen Wert kenne und sich nicht unter Wert verkaufe, legte sie den Student*innen nahe.

Als Taiwan-Botschafterin gab sie den Student*innen exklusive und interessante Einblicke in den taiwanesischen Arbeitsmarkt, seine Konditionen und die Vielfalt der taiwanesischen Kultur. Das Leben in Taiwan wäre so vielfältig und schön, dass Sarah Westenberger sich ein Leben in Deutschland nicht mehr vorstellen könne. Dabei verriet sie auch, dass sie zwar morgens gerne mal mit Business Kleidung und Krawatte ins Büro gehe, aber in der Nacht dann gelegentlich doch mit glitzernden Paillettenkostümen und Federn auf den Partys und Laufstegen tanze. Auch Spaß im Leben dürfe neben der Karriere nicht zu kurz kommen.  

Nachhaltigkeit nach Südostasien gebracht

An ein paar Erfahrungsberichte der jüngsten Rückkehrer*innen aus dem Praxissemester schloss sich ein von Prof. Dr. Christian von Lübke geleitetes Gespräch mit Alumna Kathrin Pape an, die derzeit als Development Advisor for Employment in Sustainable Tourism, Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Lombok in Indonesien arbeitet.

Ähnlich wie Sarah Westenberger hat auch Kathrin Pape ihren Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit gelegt. Sie berichtete, dass sie lange Zeit für Reiseunternehmen mit Sitz in Laos gearbeitet und als Produktmanagerin Hotels, Restaurants und Aktivitäten getestet und ausgewählt hätte, aber den Bezug zur Nachhaltigkeit vermisst hätte. Diesen brachte sie dann selbst in ihr Berufsleben, indem sie noch ein Online-Studium im Bereich nachhaltiger Tourismus absolvierte und währenddessen auf Eigeninitiative hin nachhaltige Departments in fünf asiatischen Ländern aufbaute.

Vor allem die Regionalkenntnisse aus dem AS-Studium hätten ihr hierbei sehr geholfen. Was auf jeden Fall bei einem Karrierestart in Südostasien helfe, seien laut Kathrin Pape, persönliche Mentor*innen, die bei der Jobsuche, Beurteilung von Stellenanzeigen, Verhandlung von Konditionen und der Identifikation von Weiterbildungsoptionen in Asien helfen könnten.

Aber die wichtigste Zutat für ihre Karriere scheint Kathrin Papes proaktives Verhalten gewesen zu sein. Sie hätte damals einfach selbst nachgefragt, ob sie nicht Nachhaltigkeits-Departments aufbauen könne. Ähnlich wie Jennifer Eisenecker hat sie somit eine Marktlücke erkannt und dann selbst proaktiv gefüllt. Im Jahr 2019 ist sie dann mit der GEZ nach Lombok gegangen, um dort den nachhaltigen Tourismus weiter zu bringen.

Steile Karriere in Malaysia – ein Bericht von positiven Zahlen und veränderten Prozessen

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein von Prof. Dr. Konstantin Hassemer geleitetes Gespräch mit Alumnus Jürgen Mayer, Head of International Sales der Würth Industrie Service GmbH & Co. KG in Bad Mergentheim zum Thema International Sales bei Würth (und anderswo) - vor, während und nach der Pandemie. Jürgen Mayer hat, ähnlich wie Alumna Sarah Westenberger, gleich nach seinem Studium im Jahr 2009 als Business Development Manager gestartet.

Seine internationale Karriere ging dann ganz steil nach oben und ein Jahr später führte er bereits als Managing Director eine Niederlassung für die Würth Gruppe in Malaysia. Im Jahr Jahr 2013 wurde er Head of Intercompany Sales and Coordination sowie Head of International Key Account in Bad Mergentheim. Heute ist er Head of International Sales.

Liefersicherheit und das damit verbundene Unsicherheitsmanagement wären in der letzten Zeit ein großes Thema gewesen, doch die Zahlen seien weiterhin positiv und keine Trendwende in Sicht, berichtet Jürgen Mayer. Die Pandemie hätte zudem einen Trend in Richtung digitale Meetings mit sich gebracht und quasi als Katalysator für die Digitalisierung gewirkt. In dem Gespräch berichtet er, wie sich interne und externe Prozesse verändert hätten.

Den Gästen haben die Einblicke in die verschiedenen Karrierewege nach dem AS-Studium sehr gefallen und ihnen gezeigt, was für unterschiedliche Möglichkeiten ihnen nach dem Studium offenstehen. Die Konferenz war wieder eine gute Gelegenheit für die Studierenden, sich mit den Alumni zu vernetzen und sich Inspiration, Ideen und Motivation für die eigene Karriere und zukünftige Praktika zu holen.  (mp)