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Betreten ausdrücklich erwünscht

Ein Schüler liegt auf dem Rücken auf einer großen Papierfläche. Drei Schüler knien um ihn herum und zeichnen seine Konturen auf das Papier ab.

Fläche oder Raum? Beim Zeichnen von Körpern und ihren Bewegungen eröffnet die virtuelle Realität im wahrsten Sinne des Wortes neue Welten. Prof. Katrin Günther hat Schülerinnen und Schüler in einem Workshop in diese Welten entführt.

Hier eine Schülerin, die in dynamischen Bewegungen ihrem Mitschüler mit einem Controller über den Haarschopf streicht und so eine dreidimensionale Abbildung seines Kopfes in der virtuellen Welt zeichnet. Dort ein Schüler, der mit ausgestreckten Beinen und Armen auf einem riesigen Blatt Papier liegt und seine Gliedmaßen Zentimeter für Zentimeter langsam an den Körper rückt. Zwei Mitschüler halten jede Position seiner Arme und Beine mit einem schwarzen Stift auf dem Papier fest, so dass seine Körperbewegung nach und nach auf der Fläche sichtbar wird. Alle Teilnehmer des Workshops wechseln anscheinend mit Leichtigkeit zwischen dem dreidimensionalen Raum und der zweidimensionalen Fläche, um die Möglichkeiten der Darstellung von Körperlichkeit und Bewegung zu erproben. „Es ist einfach toll zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler intuitiv die neue Technologie nutzen“, sagt Dominik Vukovic. Er ist Architektur-Student an der HTWG und leitet die Schüler mit einem Kommilitonen in der Anwendung von VR-Controllern und VR-Brille an. Sie sind Teilnehmer eines Workshops des Humboldt-Gymnasiums und des Hegau-Bodensee-Seminars im Rahmen der Projektwoche „Konstanz, Kreuzlingen und ich“. Ziel der Projektwoche ist es, dass die Schülerinnen und Schüler der achten Klasse durch die Arbeit an verschiedenen außerschulischen Lernorten, Konstanz und Kreuzlingen besser kennenlernen. Und so auch den Kunstverein und die HTWG.

Prof. Katrin Günther, Professorin für Darstellen und Gestalten in den Architektur-Studiengängen, leitet gemeinsam mit dem Wissenschaftler Robert Patz den Workshop im Kunstverein Konstanz. Umgeben ist die Szenerie von ihren großformatigen Tusch-Landschaftszeichnungen, die derzeit in der Ausstellung „Mega_Cities“ zu sehen sind. Die Ausstellung zeigt auch Werke, die im Forschungssemester von Katrin Günther entstanden sind. In einem künstlerisch experimentellen Kooperationsprojekt zwischen der HTWG Konstanz mit der Universität der Künste Berlin zur empirischen Untersuchung virtueller Arbeitsumgebungen im zeichnerischen Prozess haben Katrin Günther und Robert Patz gemeinsam ein Jahr gearbeitet. Es ist ein Experiment des Erlebens der eigenen Entwürfe in den Zeichnungen im Maßstab 1:1, des Generierens von Raum, das Experiment einer generellen Erfassung von Stadt-Land-Welt an sich. Eine Ahnung davon vermittelte sie den Schülerinnen nun im Workshop. Welche Rolle spielt der Körper in einem grenzenlosen Raum? Wie lassen sich Bezugspunkte und Begrenzungen schaffen? Wie kann ich den im virtuellen Raum recht leichten Perspektivenwechsel auf ein zweidimensionales Blatt übertragen?

„Der Kurs hat mich interessiert, weil ich selbst gerne auch in meiner Freizeit künstlerisch tätig bin. Es hat Spaß gemacht zu erleben, wie man sich im virtuellen Raum verlieren kann“, sagt eine Schülerin. Ein Mitschüler, der schon vor dem Workshop mit der VR-Technik in Berührung gekommen war, fand dagegen die Darstellung auf der riesigen zweidimensionalen Fläche spannender. Entstanden ist auf dem Papier schließlich ein Pool mit Fischen, aber auch Tigerköpfen, einer Prinzessin, Schmetterlingen, Quallen und dem eigenen Körper, in den das Auge abtauchen kann – ganz ohne VR-Brille.

Im Rahmen der Projektwoche war die HTWG noch an anderen Workshops beteiligt:

Prof. Dr. Tobias Raff von der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik leitete den Workshop „Kommunikation heute“, in dem er die Technik hinter smarten Systemen wie Staubsaugerroboter oder Smartphone vorstellte und mit den Schülerinnen und Schülern eine transparente Bouetooth-Lautsprecherbox baute.
Prof. Dr. Maike Sippel vom Studiengang Bauingenieurwesen leitete den Workshop „Schulstreik für das Klima - und was kann ich noch selber tun?“ Sie lud die Schülerinnen und Schüler zur #climatechallenge ein, ein 30-tägiges Experiment, das dabei unterstützen soll, den eigenen Alltag durch aktives Tun klimafreundlicher zu gestalten und durch Verhaltensänderungen den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. (aw)