Zurück zur Übersicht

China ohne Filter

Eine Gruppe von zirka 20 Menschen steht im Halbkreis dem Fotografen zugewandt.

Firmenbesuche, Hochschulleben, Austausch mit Chinesinnen und Chinesen: Studierende der HTWG erlebten all das bei einer Exkursion des China-Zentrums. Diese Erfahrungen haben ihr Bild von China verändert.

„Die Reise war unglaublich sinnvoll und ich kann jedem und jeder nur empfehlen, unbedingt bei der nächsten Gelegenheit daran teilzunehmen“, sagt Manuel Weber. Er studiert Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau und ist einer der begeisterten Teilnehmer der Exkursion, die das China-Zentrum der HTWG für Studierende angeboten hatte. In den knapp zwei Wochen besuchten die Studierenden in Peking und Shanghai viele Firmen und Institutionen, sie diskutierten mit Alumni der Asienstudiengänge der HTWG, die vor Ort arbeiten und leben und belegten gemeinsam mit Chinesinnen und Chinesen einen interkulturellen Workshop. Auch die Sehenswürdigkeiten der beiden Metropolen haben sie entdeckt.

Besonders Studierende der technischen Studiengänge waren zu der Reise eingeladen. Schließlich hat sich das vom Bundesforschungsministerium geförderte China-Zentrum die Aufgabe gestellt, die Chinakompetenz derjenigen zu erhöhen, die in ihrem Berufsleben im besonderen Maße mit chinesischen Kommunikationspartnern zusammenarbeiten werden. „Ich war schon vor der Reise überzeugt, dass China ein bedeutender Player ist und es bleiben wird, deshalb wollte ich mit“, sagt Max Pabst, der ebenfalls Wirtschaftsingenieurwesen studiert und schon vor der Einrichtung des China-Zentrumseinen Chinesisch-Sprachkurs besucht hatte. Carina Opaczek vom Masterstudiengang Business Information Technology hatte sich dagegen bisher wenig mich dem Riesenreich beschäftigt. „Ich hatte immer noch das Bild im Kopf, dass China die Werkbank der Welt ist. Bei unseren Gesprächen mit Firmenvertretern vor Ort wurde ich eines Besseren belehrt: China ist Deutschland technologisch in so vielen Dingen schon unglaublich weit voraus“, sagt sie. Den Deutschland-China-Vergleich stellte die Exkursionsgruppe bei ihren Besuchen in Peking und Shanghai immer wieder an. „Wir haben sehr viel darüber diskutiert, warum in China vieles möglich ist, was in Deutschland undenkbar wäre und ob wir für den Fortschritt all das in Kauf nehmen würden“, sagt Manuel Weber.

Die Exkursion war eingebettet in einen Kurs, den Dr. Helena Obendiek, eine der Leiterinnen des China-Zentrums über das Semester hin anbietet: „Chinakompetenz in China“. Landeskunde wie auch interkulturelle Herausforderungen sind Themen der Veranstaltung. „So waren wir schon sehr gut auf das Land und seine Besonderheiten vorbereitet“, sagt Manuel Karger, der zum Beispiel ein Referat über Umweltproblematiken und Elektro-Mobilität in China gehalten hatte. Die kulturellen Differenzen dann im Alltag vor Ort zu erleben, sei eine tolle Ergänzung gewesen. „Es gab ein paar Erlebnisse, die mir anschaulich gezeigt haben, was es bedeutet, wenn unsere direkte Kommunikation auf das Bemühen der Chinesen trifft, ihr Gesicht nicht zu verlieren,“, erzählt Max Pabst. Dazu hat auch der interkulturelle Workshop, den die beiden Leiterinnen des China-Zentrums Prof. Dr. Gabriele Thelen und Dr. Helena Obendiek am Beijing Institute for Technology gegeben haben, beigetragen. Hier arbeiteten die Exkursionsteilnehmer mit Maschinenbaustudierenden aus China, aber auch aus Südafrika, Simbabwe, Pakistan, Mauritius, Nigeria, Tunesien und Äthiopien zusammen.
Bei der einem spontanen gemeinsamen Ausflug zu den Pekinger Sehenswürdigkeiten nach Abschluss des Kurses konnten sie gleich ihre interkulturelle Kompetenz beweisen.

Trotz der intensiven Vorbereitung kamen während  der Reise viele Fragen rund um China und seine gesellschaftliche Entwicklung auf. „Ich war wirklich froh, dass meine erste Reise in das Land über das China-Zentrum möglich war“, sagte Laurin Siefermann. Die Organisatorinnen Dr. Helena Obendiek und Xiaoyu Zhao waren kompetente Begleiterinnen, die mit ihrem Fachwissen unmittelbar Erklärungen geben konnten. Obwohl selbst Xiaoyu Zhao, die neben der Tätigkeit im China-Zentrum ihren Master an der HTWG macht, gestehen musste, dass sie sich bereits nach nur einem Jahr Abwesenheit aus ihrem Heimatland angesichts der neusten technologischen Entwicklungen im chinesischen Alltag wie ein Landei vorkomme .

Wie es ist, als Expat in dem sich rasant entwickelnden Land zu arbeiten, konnten die Exkursionsteilnehmer bei Besuchen von Firmen, wie zum Beispiel Daimler Greater China, Würth oder der Multivac Group, aber auch von Institutionen wie der Außenhandelskammer hören. Zum Teil sind dort nun Absolventinnen und Absolventen der Asien-Studiengänge der HTWG in leitender Funktion beschäftigt, die einen authentischen Blick in ihren Arbeitsalltag eröffneten. Auch Umweltfragen im Agrarbereich waren Thema. Beim Besuch des German-Sino-Agricultural Center an der chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften referierte Dr. Eva Sternfeld über Fragen der Lebensmittelsicherheit, ein Thema, das vor allem die chinesische Mittelschicht in den chinesischen Metropolen derzeit stark beschäftigt.

Wie es ist, in China zu studieren, das konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion von Kommilitonen der HTWG vor Ort erfahren. Am Abend trafen sie sich mit Studierenden der Asienstudiengänge zum Essen und Feiern und lernten dabei auch das Nachtleben chinesischer Metropolen kennen.

Was alle Teilnehmer mitgenommen haben: Ein noch größeres Interesse an China – und der Wunsch, dass die Exkursion nicht der letzte Besuch dort war. Die Bewerbungen um ein Auslandssemester, ein Praxissemester oder einen Sprachkurs laufen bereits. „Ich lese Nachrichten zu China nun mit einem ganz anderen Hintergrundwissen und habe Lust, mich noch weiter mit dem Land zu beschäftigen“, sagt Carina Opaczek. Die vielen Widersprüchlichkeiten haben ihr Interesse nachhaltig geweckt. Und ihre Reisepartner stimmen zu, als Manuel Weber sagt: „Ich habe zwar im laufenden Semester in den knapp zwei Wochen einigen Stoff an der Hochschule verpasst, aber die Einblicke, die ich auf der Exkursion gewonnen habe, sind mir noch viel mehr wert.“ (aw)


Schwäbische Qualität in China: Christoph Dirr (Mitte), Head of Sales Controlling China and APAC Industry at Würth Group begrüßte die HTWG-Gruppe (von links) Manuel Karger, Manuel Weber, Max Pabst, Carina Opaczek und Laurin Siefermann.