Erfolg für Tourismusforschung an der HTWG
Um die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Tourismusbranche in Baden-Württemberg abzuschwächen, fördert das Wissenschaftsministerium mit dem „Brückenprogramm Touristik“ die Vernetzung von Hochschulen und Unternehmen. Die HTWG ist mit sieben unter den rund 25 geförderten Projekten vertreten.
Die Folgen der Corona-Pandemie belasten die Tourismusbranche Baden-Württembergs schwer. Mit dem „Brückenprogramm Touristik“ erleichtert das Wissenschaftsministerium den Zugang zum Innovationspotenzial der Hochschulen. Das mit einer Million Euro dotierte Programm unterstützt Absolvent*innen, ihre Expertise und Kreativität in unternehmensnahen Innovationsprojekten der Hochschulen einzusetzen (Pressemitteilung des Wissenschaftsministeriums).
Die interdisziplinäre Forschungsgruppe Tourismuswissenschaft an der HTWG hat aus dem Brückenprogramm den Zuschlag für insgesamt sieben Forschungsprojekte erhalten. „Das Brückenprogramm Touristik verbindet innovative Tourismusforschung in Baden-Württemberg mit beruflichen Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler*innen. Das Ziel ist, in der Corona-Krise völlig neue Ideen zu entwickeln und smarte Geschäftsmodelle zu etablieren, die nicht nur nachhaltig und digital sind, sondern die im Zuge der zu erwartenden post-pandemischen Nachholeffekte im Tourismus- und Kultursektor auch zukünftig Bestand haben“, sagt Prof. Dr. Tatjana Thimm, die die Forschungsgruppe leitet.
Florian Eitzenberger, Sabrina Lindemann, Luzie Kromer und Victoria Mayer gehören zu den akademischen Mitarbeiter*innen, die die Projekte durchführen. Die Praxispartner*innen der Forschungsprojekte kommen aus den Bereichen Hotellerie, Festival, Museum, Reiseveranstalter und Destinationsmanagementorganisation. Prof. Tatjana Thimm erläutert: „Während der Projektkonzeptionen wurden kreative Dienstleistungsansätze mit den Praxispartner*innen entwickelt, die jetzt im Rahmen angewandter Forschung in der Realität getestet werden – auch Tourismus muss man neu denken und die Krise für zukunftsfähige Chancen nutzen.“
Im Rahmen des Programms des MWK hat sich die Forschungsgruppe Tourismuswissenschaft an der HTWG auch mit anderen Hochschulen in Baden-Württemberg vernetzt, um die Tourismusforschung auf Landesebene zu stärken. „Wir möchten ‚Post-Corona-Denken‘ und dass die Absolventinnen und Absolventen über den Tellerrand hinausschauen. Die Projekte sollen kreative Ideen generieren, wie Unternehmen die Krise bewältigen und Strategien für die Zeit nach Corona entwickeln können,“ so Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in einer Pressemitteilung des Wissenschaftsministeriums.
Die Projekte der HTWG:
RESTART: SUSTOUR - Ein nachhaltiger Tourismusneustart in der Region Westlicher Bodensee
Projektpartner: REGIO Konstanz-Bodensee-Hegau e.V.
Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer ganzheitlichen Tourismusstrategie, die einen nachhaltigen Tourismus unter Berücksichtigung der ökologischen Aspekte (z. B. Erhalt der natürlichen Grundlagen), die Verbesserung und Sicherung der ökonomischen Effekte des Tourismus sowie der sozialen Aspekte (z. B. Gestaltung attraktiver Arbeitsbedingungen für die im Tourismus Beschäftigten) in der westlichen Bodenseeregion aktiv fördert und die Veränderungen durch die Corona-Pandemie berücksichtigt. Dies geschieht auf Basis einer umfassenden Analyse des Status-Quo eines nachhaltigen Tourismus in der westlichen Bodenseeregion. Ein Transfer der Projektergebnisse auf die gesamte Bodenseeregion ist nach der Projektlaufzeit denkbar.
CompuRama virtuell - Erweiterung eines analogen Technikmuseums durch virtuelle und digitale Strategien
Projektpartner: Verein CompuRama-Radolfzell e.V.
Ziel des Projekts ist, die Attraktivität des Museums „CompuRama“ langfristig durch die Implementierung von digitalen und virtuellen Strategien zu steigern. Das digitale Ausstellungskonzept soll in der Post-Pandemiephase im Rahmen dieses Projektes mit einer zu entwickelnden digitalen Marketingkampagne verknüpft werden, um auch gezielt ein jüngeres Publikum anzusprechen. Ein Transfer der Projektergebnisse auf andere ähnliche Museen in Baden-Württemberg ist nach der Projektlaufzeit denkbar.
Lockdown Hotel
Projektpartner: RADHotel und Restaurant Einkehr am Gleis. Markelfingen
Das Hauptziel des Projekts ist es, gemeinsam mit dem „RADHotel“ und dem darin befindlichen Restaurant „Einkehr am Gleis“ in Markelfingen eine alternative Angebotspalette und erweiterte Nutzung der hauseigenen Ressourcen zu ermöglichen, damit diese in einer erneuten Lockdown-Situation und in der Nebensaison davon profitieren können. Diese Angebote müssen kurzfristig einsetzbar und langfristig anwendbar sein. Darüber hinaus wird über eine Bedürfnisanalyse unter der Einbeziehung von lokalen Stakeholdern, wie Anwohnern und klein- und mittelständischen Unternehmen, ein kreatives und lokal gefragtes Angebot über den Lockdown hinaus generiert. Ferner sollen die in diesem Pilotprojekt angewandte Strategie sowie die Fragebögen und das Buchungsportal für andere Hotels in einer ähnlichen Situation zugänglich sein. Diese ziehen Nutzen aus den Erkenntnissen und Erfolgen dieses Forschungsprojektes.
Bodensee Retreat - Kraftschöpfen in der Schönheit der Stille
Projektpartner: Reiseveranstalter BlassTravel GmbH, Singen am Hohentwiel
Ziel des Projektes ist der unter den Bedingungen der Corona Pandemie entwickelte Einsatz von innovativen, branchenübergreifenden und entschleunigenden Tourismusangeboten abseits des Massentourismus. Bei der Gestaltung der Reisepakete wird verstärkt auf den Gesundheits- und Erholungsaspekt der Reiseangebote wert gelegt. Die Angebote sollen Menschen, die besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden, entlasten und somit psychische Folgeschäden der Pandemie vorbeugen. In Hinblick auf eine Lockerung der Reiseeinschränkungen sowie eine Stabilisierung des Tourismussektors werden Personen von den Reisepaketen angesprochen, die bisher nicht dem typischen Segment der Bodenseeregion angehörten. Hierzu zählen junge Menschen aus Großstädten oder internationale Reisende, denen man so abseits des Tourismusmainstreams die Vorzüge des vielfältigen Bundeslandes Baden-Württemberg sowie der Vierländerregion Bodensee aufzeigt. Diese Angebotserweiterung, insbesondere auch für die Nebensaison, soll im Sinne einer nachhaltigen regionalen Tourismusentwicklung stattfinden und langfristig weitere Partner aus der Bodenseeregion für die Erstellung von Angeboten für die Reisepakete gewinnen. Die Einbeziehung weiterer Praxispartner aus der Region wird angestrebt sowie eine ökonomische Spillover-Wirkung durch die Projekterfolge auf die gesamte Bodenseeregion erhofft.
FlamencoFestival: Reborn - Neukonzipierung des Stuttgarter Flamencofestival als Tourismusattraktion
Projektpartner: Catarina Mora, Stuttgarter Flamenco Festival
Ziel des Projektes ist es, das Stuttgarter Flamencofestival so neu zu konzeptionieren, dass eine Durchführung auch unter Pandemiebedingungen im Sommer 2021 stattfinden kann. Dabei ist insbesondere von Interesse, inwiefern und unter welchen Bedingungen Festivals auch in Krisenzeiten als Tourimsusattraktionen fungieren können und welche allgemeinen Implikationen sich aus dem Projekt ableiten lassen, um Festivals zukunftsweisend auszurichten. Dabei sollen etablierte Formate und Arbeitsweisen hinterfragt und neu beleuchtet werden. Ziel ist zudem die Prüfung der Tourismuspotentiale des Flamencos für die Stadt Stuttgart auch über das Festival hinaus. Ein Transfer der Projektergebnisse auf andere Festivals ist erklärtes Projektziel.
KulTOUR - Bewusstes Reisen und Museum
Projektpartner: Linden-Museum Stuttgart
Innovative Veranstaltungsformate sollen dazu beitragen, das Thema Tourismus jenseits der regionalspezifischen Vermittlung stärker in der Museumsprogrammatik zu verankern. Dabei sollen auch Möglichkeiten der Nachnutzung und Verstetigung angedacht werden, indem die Veranstaltungen begleitend reflektiert und evaluiert werden. Die Veranstaltungsformate sollen zu einer kritischen Reflexion über Tourismus im Allgemeinen und die Entwicklung neuer Perspektiven auf das Reiseverhalten anregen. Das Linden-Museum sieht sich in diesem Zusammenhang als Impulsgeber für soziale Netzwerke, die aus diesen Veranstaltungen entstehen und als Plattformen für Austausch dienen können.
Für die wissenschaftliche Durchführung des Projektes ist eine Stelle zu besetzen (weitere Informationen zur Stellenausschreibung)
Hotel 4.0 - Ein nachhaltiger und digitaler Neustart – Strategische Neuausrichtung auf einen postpandemischen Tourismus in Baden-Württemberg
Projektpartner: Hotel Mayer’s Waldhorn, Mähringen
Ziel des Projektes ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Hotels „Mayer’s Waldhorn“ durch eine strategische Neuausrichtung langfristig zu steigern und einen nachhaltigen und digitalen Neustart aus der Krise heraus zu ermöglichen. Dabei liegt der Fokus sowohl auf der Implementierung von Nachhaltigkeit als auch auf der innovativen Neuausrichtung des bestehenden Geschäftsmodells durch digitale Maßnahmen. Anschließend soll eine Marketingstrategie entwickelt werden, die es dem Hotel ermöglicht, neue Kundensegmente zu erschließen, die einen langfristigen Unternehmenserfolg sichern. Das Projekt hat insofern Pilotcharakter, da die sich abzeichnende Abnahme von Geschäftsreisen eine anhaltende Auswirkung auf die Hotellerie haben wird. Ein Transfer der Projektergebnisse auf ähnliche Hotels ist somit vorstellbar.
Bildquelle: mantas-hesthaven_unsplash