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Gründerteam erhält weitere Förderung

Das Gründerteam, das Ingenieurwissen für ein soziales Projekt nutzen will (von links): Christoph Hoser, Nikil Abraham und Diya Anna Abraham.

Das Startup i-CRS will erschwingliche Kindersitze für Autos in Schwellenländern herstellen. Die Idee hat überzeugt: Das Gründerteam wurde nach einem einjährigen EXIST-Stipendium nun auch in das Landesprogramm „Junge Innovatoren“ aufgenommen.

Mit dem Förderprogramm ‚Junge Innovatoren‘ unterstützt das Wissenschaftsministerium Unternehmensgründungen aus baden-württembergischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit jährlich bis zu 1,3 Millionen Euro. Das Programm richtet sich an junge wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Absolventinnen und Absolventen baden-württembergischer Hochschulen und öffentlich grundfinanzierter außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg. Mit der finanziellen Unterstützung sollen Produkt- oder Dienstleistungsideen aus der Wissenschaft zeitnah auf den Markt kommen. Dabei erhalten die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer neben einer Sicherung ihres Lebensunterhaltes auch Sach- und Coachingmittel und können die Forschungsinfrastruktur ihrer Hochschule kostenfrei nutzen.

Produkt ist ein neuartiger Kindersicherheitssitz

Das Gründerteam arbeitet an der Entwicklung und Vermarktung eines neuartigen Kindersicherheitssitzes speziell für Schwellenländer. „Wenn Kinder in Indien sterben, dann ist die Todesursache bei jedem zweiten Kind ein Verkehrsunfall“, sagt Nikil Abraham. Eine der Hauptursachen für schwerwiegende Verletzungen und Todesfälle ist, dass kaum jemand Sicherheitssitze für Kinder nutzt. Oft sind sie schlicht zu teuer. Dagegen möchte das Team von i-CRS etwas tun. Nikil Abraham, Diya Anna Abraham, Christoph Hoser und weitere Unterstützerinnen und Unterstützer arbeiten an der Entwicklung und Vermarktung eines innovativen Kindersitzes für Autos und Busse, der in Schwellenländern finanziell erschwinglich und dennoch sicher sein soll.

„Save lives through research“

Das Konzept hat bereits mehrfach überzeugt: Das Team bekommt nun im Anschluss an ein EXIST-Stipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie eine weitere Förderung über das Landesprogramm Junge Innovatoren. Die nötige Begleitung, Unterstützung und Tipps für die Antragstellung hatte Christina Ungerer von der Gründerinitiative Kilometer1 der HTWG und der Uni Konstanz geleistet. „Das Team hat bereits im Vorfeld ungewöhnlich viel Vorarbeit geleistet. Es ist ein sehr gut aufgestelltes Team, das mit seiner interdisziplinären Zusammensetzung ideal die verschiedenen gefragten Kompetenzen mitbringt“, sagt die Gründerberaterin. Gerade in der Entwicklung der Technologie und in der Forschung sei es weit. Das ist schließlich der Leitsatz des Teams: „Save lives through research“, prangt auf der Website.
Weil derzeit noch Formalia zu klären sind, kann das Team zu seinem Produkt noch nicht viel verraten. Aber: Der Prototyp 1 ist bei DEKRA bereits positiv getestet worden. „Derzeit sind wir dabei, das Produktdesign zu finalisieren“, verrät Christoph Hoser. Allerdings ist auch das Gründerteam von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Wichtige Tests konnten erst verspätet durchgeführt werden, da Prüflabore geschlossen waren. Dank des Engagements von Christina Ungerer konnte erwirkt werden, dass die EXIST-Förderung um zwei Monate verlängert wird.

"Das ist ein soziales Projekt"

So viel sei zum Kindersitz verraten: Er wird an die Größe des Kindes anpassbar sein. Die Verwendung soll unkompliziert sein. „Selbst bei hochpreisigen Kindersitzen in Europa werden viele Anwendungsfehler gemacht, die dann doch wieder die Sicherheit des Kindes gefährden“, sagt Christoph Hoser. Er hat an daer HTWG BWL studiert und im Anschluss den Masterstudiengang Unternehmensführung. Im Team von i-CRS übernimmt er alle Aufgaben im Bereich Finanzplanung und Marketing. Christoph Hoser sieht im Startup i-CRS nicht nur eine Chance, den Wunsch nach einer Ausgründung auszuleben, sondern ist überzeugt: „Das ist ein soziales Projekt!“

Großes Interesse an Fahrzeugsicherheit

Seine Mitgründer, Nikil Abraham und Diya Anna Abraham, sind beide im südindischen Kerala geboren. Sie kamen zum Studium nach Deutschland. Nikil Abraham hatte schon immer großes Interesse an Sicherheit im Fahrzeugbau. Nach dem Masterabschluss in International Automotive Engineering an der FH Aachen und ersten beruflichen Erfahrungen hat der Ingenieur das nach dem Motorsportsicherheitspionier Prof. Sid Watkins benannte Watkins Stipendium 2017 erhalten. Dieses beinhaltete eine einjährige Anstellung am „Global Institute für Motor Sport Safety“, dem Forschungspartner des Weltmotorsportverbandes „Fédération Internationale de L’Automobile“ (FIA). Davor hatte sich Abraham bereits während eines Praktikums bei Toyota Motor Europe in Belgien mit Verletzungen durch Auffahrunfälle auseinandergesetzt. Während seiner Zeit am Trinity College in Dublin untersuchte er Fahrzeugunfällen im Zusammenhang mit Leitplanken. Am Global Institute arbeitete Abraham zuletzt in einem Forschungsprojekt zur Motorsportsicherheit bei allen von der FIA organisierten Wettbewerben. Ziel dieses Projektes: weniger Todesfälle im Motorsport durch erhöhte Sicherheit der Rennstrecken, Fahrzeuge und Ausrüstung.

Anatomie von Kindern ist besonders

Ergänzt wird die betriebswirtschaftliche und technische Kompetenz von Christoph Hoser und Nikil Abraham von Diya Anna Abraham. Sie hat Biotechnologie studiert und bringt ihr Wissen von der Anatomie des menschlichen Körpers und seiner Empfindlichkeit sowie Belastbarkeit ein. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, betont sie. Damit sie nicht verletzt werden, sind andere Kriterien zu erfüllen. Gemeinsam haben sie den Kindersitz entwickelt. Derzeit durchläuft er sämtliche Tests zur nötigen Zertifizierung. Das Team strebt das orangene ECE R44 Zulassungsetikett an. Es garantiert, dass der Autokindersitz den Mindestanforderungen der EU-Sicherheitsverordnung ECE R44 entspricht.

Christoph Hoser betrachtet den Kindersitz zwar als soziales Projekt, betont aber auch: „Wir sind kein gemeinnütziger Verein.“ Selbstverständlich sei auch ein Ziel, Geld zu verdienen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Entwicklung von günstigen, aber sicheren Kindersitzen sinnvoll. Davon ist das Team überzeugt.

Um auch Kundinnen und Kunden mit geringerem Einkommen die Möglichkeit zu geben, ihren Kinder Sicherheit zu gewährleisten, soll der von i-CRS entwickelte Kindersitz für einen den Einkommensverhältnissen angemessenen Betrag verkauft werden. Um ihre Pläne noch weiter konkretisieren zu können, benötigt das Team allerdings Investoren. Die Gründer haben konkrete Vorstellungen: „Der Investor soll ein strategischer Partner sein“, betont Christoph Hoser. Seitens der HTWG erhält das Gründerteam hierbei Unterstützung. So war es bereits Gast beim German Indian Round Table, den Prof. Dr. Beate Bergé, Vizepräsidentin für Lehre und Qualitätssicherung, in Konstanz ins Leben gerufen hat. Er hat zum Ziel, Unternehmer, die in Indien aktiv sind, die indische Community der Bodenseeregion und Indieninteressierte zusammenzubringen. Über dieses Netzwerk hat das Team bereits eine Einladung zum indischen Konsulat in München erhalten.
Als Mentor betreut Prof. Dr. Klaus Schreiner, Dekan der Fakultät Maschinenbau, das Team. Bei steuerlichen Fragen werden sie von Prof. Dr. Werner Volz aus dem Studiengang BWL unterstützt. (aw)

Weitere Informationen auf der Website von Aase/ i-CRS

Bildtext: Das Gründerteam, das Ingenieurwissen für ein soziales Projekt nutzen will (von links): Christoph Hoser, Nikil Abraham und Diya Anna Abraham. Bildquelle: HTWG