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HTWG erfolgreich in Leichtbau-Innovation-Challenge

Blick aus der Vogelperspektive auf ein Flipchart. Zu sehen ist der Rücken einer Frau mit einem blonden Pferdeschwanz, die in Großbuchstaben "Leichtbau" auf das Papier schreibt.

Ein Konsortium erforscht die Wirkung von Grünbrücken zur Wertschöpfung und -steigerung in Städten.

Grünbrücken sind bisher vor allem an Autobahnen bekannt, um Wildtieren das Queren von Verkehrswegen zu ermöglichen. Ein Forschungsprojekt, an dem Wissenschaftler*innen der Fakultät Bauingenieurwesen der HTWG Hochschule Konstanz beteiligt sind, untersucht die Wirkung von Leichtbau-Grünbrücken in der Stadt, wie zum Beispiel ihren Beitrag zur Erhöhung der Lebensqualität, zur Klimaresilienz einer Stadt sowie zur Wertschöpfung bzw. –steigerung in der Immobilienwirtschaft. Das baden-württembergische Wissenschaftsministerium unterstützt das Projekt mit einer Laufzeit von einem Jahr mit knapp 130.000 Euro.

Für Dr. Michael Bühler, Professor für Bauwirtschaftslehre, Bauökonomie und Bau(geschäfts)prozessmanagement an der HTWG ist die Forschungsfrage attraktiv, da er bereits in anderen Projekten untersucht, welche Maßnahmen Städte ergreifen müssen, um den Folgen des Klimawandels standzuhalten. Beispielsweise erschweren große versiegelte Flächen die Bewältigung von Sturzfluten und enge Betonbebauung die Abkühlung in heißen Wetterphasen. „Wenn innerstädtische Verkehrsschneisen an besonders geeigneten Abschnitten mithilfe einer Grünbrücke überspannt werden, kann diese zum einen das urbane Klima positiv beeinflussen und darüber hinaus durch Emissionsschutz und erhöhte Aufenthaltsqualität zur Wertschöpfung benachteiligter Stadtteile beitragen“, erläutert Prof. Bühler.

Blick auf ein Rendering einer Stadt. Die Stadt wird durch eine Autobahn geteilt. Über der Autobahn verläuft eine bebaute Grünbrücke.

Beispiel aus dem Vorhaben Freiraum für Freiberg.

Die Forschung wird von einem Konsortium aus einem privatwirtschaftlichen Ingenieurbüro und der Hochschule Konstanz durchgeführt, im Unterauftrag wird die HTWG auch durch ein Immobilienberatungsunternehmen unterstützt. Die str.ucture GmbH aus Stuttgart, ein Ingenieurbüro für Leichtbaulösungen, digitale Planungs- und komplexe Berechnungsverfahren, hatte mit anderen Unternehmen aus Baden-Württemberg ihre Ideen, für deren Umsetzung sie externe Forschungspartner benötigt, bei einer vorwettbewerblichen Leichtbau-Challenge eingereicht.
In einem Hackathon präsentierten unterschiedliche Hochschulinstitute ihre Ideen und Lösungen. Im Anschluss konnten die Unternehmen mit den Instituten Konsortien bilden und einen Projektplan samt Kostenkalkulation erstellen sowie sich mit einem ersten Gebot am Bieterverfahren beteiligen. „Mit diesem niederschwelligen Format stärken wir die agile und innovationsorientierte Kooperation zwischen unseren Hochschulen und den Unternehmen im Land“, erläuterte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer das Förderformat bei Bekanntgabe der geförderten Konsortien.

„Die Förderung des Projekts durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg eröffnet uns die Möglichkeit, in einer groß angelegten Studie basierend auf wissenschaftlichen Methoden eine Auswahl evaluierter Standorte zu definieren“, sagt Prof. Dr. Michael Herrmann, Partner und Geschäftsführer bei str.ucture und führt aus: „An diesen Standorten kann dann in einem nächsten Schritt die von str.ucture entwickelte Planungsvision einer bewohnten leichten Überdeckelung vertieft untersucht werden. Die Idee, Wohnschneisen mit Wohn- und Grünbrücken in Leichtbauweise zu überspannen, ist so einleuchtend wie technisch faszinierend und anspruchsvoll. Dies macht für mich den Reiz des Projekts aus.“

Wo ist der Bau von Grünbrücken technisch möglich, wo sozio-ökologisch und ökonomisch sinnvoll und effektiv? Für die Beantwortung dieser Fragen wollen die Forscher eine wissenschaftlich fundierte und zugleich anwendungspraktische Methodik entwickeln. Die Werkzeugbox soll weitgehend autonom, eventuell mit Hilfe Künstlicher Intelligenz, zeiteffizient eine Vielzahl in Frage kommender Flächen analysieren. Dabei soll sie öffentlich zugängliche Daten kombinieren wie Geoinformationssysteme zu Temperaturen und Emissionen, offen zugängliche Straßenkarten und Statistiken zu Immobilienpreisen. „So möchten wir automatisiert auf der Basis vieler verschiedener Faktoren die charakteristischen Merkmale von Standorten, die sich für eine Umsetzung besonders eignen, definieren“, erläutert Prof. Dr. Michael Bühler. Im Rahmen der abschließenden Evaluation wird die exemplarische Umsetzung für beispielhaft gewählte Gebiete angestrebt.

„Dringend benötigter finanzierbarer Wohnbedarf und die Ressourcenknappheit fordern neue Wege und Ansätze in der Realisierung bei der Nachverdichtung und bei wohnungswirtschaftlichen Projektentwicklungen. Durch unseren technischen Ansatz der Bewertung der ökonomischen Fragestellungen unterstützen wir die Analysen der Grünbrücken zur Marktfähigkeit“, erläutert Dr. Johannes Hawlik vom Immobilienberatungsunternehmen octopus GmbH. „Um die Synergien der gewachsenen Stadt zu nutzen, scheint die Doppelnutzung des Straßenraums mit Verkehr, Grünanlagen und Wohnraum in der dritten Dimension der nächste Schritt der Stadtentwicklung.“
Die Hochschule hat für das Projekt eine Stelle ausgeschrieben (Link zur Stellenausschreibung SuLiVaCo – Sustainable Lightweight Value Connect: Leichte Grünbrücken als Schlüsselelement zur Wertschöpfung und -steigerung städtischer Bestandsräume

Bildquelle: Lichtgut, Leif Piechowski