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HTWG-Rennmotorrad unter den Top 10

Eine Gruppe junger Frauen und Männer steht auf einer Rennstrecke um ein Motorrad. Die Gruppenmitglieder blicken lächelnd zur Kamera.

Großer Erfolg für das eLaketric-Team der HTWG: Mit dem selbst konstruierten und gefertigten Rennmotorrad mit Elektroantrieb hat sich das interdisziplinäre Studierendenteam im internationalem Wettbewerb MotoStudent durchgesetzt. Es sicherte sich mit der „Amperia21“ souverän den 8. Platz.

Bis zur letzten Minute haben sie Daten überprüft, geschraubt und programmiert. Die Mühe und Aufregung hat sich für das rund 30-köpfige Studierendenteam der HTWG Hochschule Konstanz namens eLaketric gelohnt. Die Maschine „Amperia21“, ein Rennmotorrad mit Elektroantrieb, hat sich im internationalen Wettbewerb MotoStudent in allen geprüften Disziplinen konstant zuverlässig gezeigt. Im spanischen Aragon konkurrierte sie mit 45 Teams internationaler Hochschulen und Universitäten. „Es ist ein toller Erfolg, dass es unsere Studierenden geschafft haben, trotz Pandemieeinschränkungen nicht nur ein fahrtüchtiges Motorrad zu konstruieren, sondern sich damit auch noch unter die Top 10 einzureihen“, sagt Dr. Florian Lang, Professor für Fahrzeugsystemtechnik und Angewandte Physik an der HTWG sowie Initiator und Betreuer des eLaketric-Teams, und resümiert: „Das spricht für das Engagement und den Zusammenhalt im Team.“

Seit 2008 treten studentische Ingenieurteams beim Wettbewerb „MotoStudent“ im Zwei-Jahres-Rhythmus mit selbst entwickelten Motorrädern an, um ihr Können in Konzeption, Konstruktion und Fertigung unter Beweis zu stellen. 2016 hat das HTWG-Team als erstes deutsches Team im Wettbewerb zum ersten Mal teilgenommen. 2018 hatte es den ersten Platz in der Kategorie „Innovation“ belegt.

Ein anstrengendes, aber gelungenes Event

Auch die aktuelle Maschine meisterte mit Bravour die verschiedenen Disziplinen wie Rennen, Geschicklichkeits- oder Bremstest. Bevor überhaupt die dynamischen Tests gestartet werden durften, mussten die Teams sämtliche Daten gründlich überprüfen lassen und die Maschine Sicherheitschecks durchlaufen. „Allein das hat schon für einige der gemeldeten Teams das Aus bedeutet“, berichtet Julien Frey. Er studiert den Masterstudiengang Business Information Technology und freut sich, dass er sein Wissen aus dem Studium nicht nur im Teammanagement einbringen konnte. Auch bei der Erstellung des Business-Plans, einer bewerteten Disziplin im Wettbewerb, war sein Knowhow gefragt. „Es war sehr anstrengend, aber ein sehr gelungenes Event“, sagt er.

Ein Motorrad liegt in der Kurve umgeben von Pilonen.
Geschicklichkeit: HTWG-Maschinenbaustudentin Hannah Schienle lenkt die Amperia21, ein von Studierenden konstruiertes Rennmotorrad mit Elektroantrieb, souverän durch den Geschicklichkeitsparcours. Nach Tests wie diesen folgte im internationalen Wettbewerb MotoStudent ein Rennen über 30 Kilometer.

"Die Stimmung im Team war spitzenmäßig"

Auch die Maschinenbaustudentin Hannah Schienle blickt begeistert auf den Wettbewerb zurück. Sie hat die Amperia21 als eine der wenigen Fahrerinnen im Wettbewerb gesteuert. Dabei hatte sie großes Vertrauen in die Arbeit ihrer Kommilitonen. „Die Stimmung im Team war spitzenmäßig und ich war mir sicher, dass jeder sich beim Bau der Maschine seiner Verantwortung bewusst war“, sagt sie. Das Team hat die Ergonomie und das Fahrwerk auf die Fahrerin abgestimmt. Andere Hochschulteams kaufen sich semiprofessionelle Rennfahrer ein. „Ich freue mich sehr, dass wir mit Hannah Schienle intern eine erfahrene Fahrerin haben, so dass Maschine und Fahrerin zusammenwachsen konnten“, sagt Prof. Dr. Florian Lang. Trotz viel Fahr- und Rennerfahrung sei sie „superaufgeregt“ gewesen, erinnert sie sich und erläutert: „ich dachte, ich darf jetzt nicht die Arbeit des Teams der letzten Jahre aufs Spiel setzen.“

Beispiel für motivierende und interdisziplinäre Projektarbeit

Prof. Dr. Gunnar Schubert, Vizepräsident Forschung, Transfer und Nachhaltigkeit, freut sich über die erfolgreiche Arbeit des Teams: „Die Studierenden haben mit ihrer Entwicklung einmal mehr gezeigt, wie fruchtbar und motivierend die interdisziplinäre Projektarbeit an der HTWG sein kann.“ Prof. Dr. Florian Lang ergänzt: „Bezeichnend für das eLaketric Team und die Amperia 21 waren großer Einsatz und pragmatische Lösungen, womit ausnahmslos in allen Disziplinen respektable Punktzahlen erzielt wurden.“ Lediglich beim Beschleunigungswettbewerb erlebten die Studierenden eine kleine Enttäuschung. Die Maschine sei für den 150-Meter-Sprint aus dem Stand hervorragend ausgelegt und beschleunigt in unter 4 Sekunden auf 100 km/h. Durch einen kurzzeitigen Fehler in der Steuerung schaltete der Motorcontroller jedoch im Test nach etwa der halben Distanz ab. Dass selbst mit der ausrollenden Maschine die 150-Meter-Distanz noch in 7,7 Sekunden zurückgelegt und Platz 10 in dieser Disziplin erreicht wurde, zeige, was möglich gewesen wäre. Im Bremstest belegte die Amperia21 Platz 6, im Geschicklichkeitsparcours Platz 12.

Datengestützte Optimierungen dank umfangreicher Messtechnik

Zwei junge Männer stehen hinter einem Laptop und blicken konzentriert auf den Bildschirm.Die Studierenden Frederik Poschmann (links) und Marc Winter (rechts) analysieren die Telemetrie- und Leistungsdaten des Rennmotorrads, um es noch weiter zu optimieren.

Das Team ist stolz, die aktuelle Maschine im Vergleich zur Vorgängerin nochmals „massiv verbessert“ zu haben. Dank umfangreicher Messtechnik an Bord konnte das Verhalten des rund 140 Kilogramm schweren Motorrads präzise erfasst werden. Dies ermöglichte ganzheitliche datengestützte Optimierungen – und Fernwartungen von Konstanz aus. Da wegen der Pandemieeinschränkungen nur ein kleines Kernteam zum Wettbewerb reisen konnte, verfolgte der Großteil des Teams den Wettbewerb online. Vor dem Rennen wurden die Daten aus dem Qualifying in Konstanz intensiv analysiert. Mit dem damit verbesserten Setup konnte die Amperia 21 von Startposition 19 im Rennen über 30 km noch auf Platz 11 nach vorne fahren.

eLaketric-Team war das einzige deutsche Team im Wettbewerb Elektroklasse

Obwohl der Austausch mit anderen Teams, der den Wettbewerb üblicherweise bereichert, in diesem Jahr kaum möglich war, „war die Stimmung klasse“, sagt Fahrerin Hannah Schienle. Die Studierenden waren begeistert, auch in der Pandemie an einem anwendungsorientierten, interdisziplinären Projekt arbeiten zu können, selbst wenn dies nur eingeschränkt und unter strengen Hygienemaßnahmen möglich war.
Das eLaketric-Team war das einzige Team einer deutschen Hochschule in der Elektroklasse des Wettbewerbs. In der Kategorie mit 250 ccm Verbrennungsmotoren waren die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) und die Hochschule Stralsund (HOST) am Start. „Die Gesamtplatzierung auf Position 8 in den Top 10 ist eine fulminante Leistung, vor allem wenn man vergleicht, welche Universitäten auf den vorderen Plätzen liegen“, betont Prof. Lang. In die Gesamtplatzierung fließen neben den dynamischen Disziplinen (Beschleunigungstest, Bremstest, Geschicklichkeitsparcours und Rennen) die Designdokumente und CAD-Modelle, die Dokumentation des Entwicklungsprozesses, das Innovationsprojekt und der Businessplan ein. Auf den ersten drei Plätzen waren die Teams der Universität Bologna, der Politechnischen Universität Madrid und der Universität Modena und Reggio nell’Emilia. Auf Rang 8 liegt das HTWG-Team vor Teams wie der Politechnischen Universität Katalonien (EEBE), der Universität Rioja, der John von Neumann Universität Kecskemét und der Technischen Universität Prag.

Bild oben: Der Erfolg des eLaketric-Teams ruht auf vielen Schultern. Nur ein Kernteam konnte am Wettbewerb vor Ort teilnehmen. Das interdisziplinäre Studierendenteam hat sich mit der selbst konstruierten und gefertigten Maschine Amperia21 im internationalen Wettbewerb den 8. Rang gesichert. Bildquelle: eLaketric/HTWG