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Internationalisierung Zuhause

Aneinandergereihte Portraifotos in verschiedenen Blautönen bilden eine Weltkugel. Im Hintergrund der Weltkugel ist eine blaue Weltkarte zu sehen.

Auslandsaufenthalte sind seit dem Beginn der Corona-Pandemie eingeschränkt. Wie „Internationalization at home“ an Hochschulen dennoch gelingen kann, zeigte die HTWG bei einer internationalen Konferenz.

Hochschulen aus aller Welt waren beim zweitägigen Kongress von „bw-i Baden-Württemberg International“, der baden-württembergischen Gesellschaft für internationale wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit, zu Gast. Sie waren der Einladung der baden-württembergischen Hochschulen gefolgt, die ihre jeweiligen internationalen Partner auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht hatten. Teilnehmende Partnerhochschulen der HTWG waren die Southern Taiwan University of Science and Technology (STUST) in Tainan City (Taiwan), die Pontificia Universidad Católica Argentina in Buenos Aires (Argentinien), die Pontifícia Universidade Católica do Rio de Janeiro, die Pontifícia Universidade Católica do Paraná, in Curitiba, (beide Brasilien), die Universidad Técnica Federico Santa María in Valparaíso (Chile), die Kettering University in Flint (USA) und die Stellenbosch University, in Stellenbosch (Südafrika).

Ziel der Veranstaltung war, trotz der aktuell eingeschränkten Reisemöglichkeiten die Kontakte zueinander zu pflegen und auszubauen. In Workshops wurden Herausforderungen der Internationalisierung von Hochschulen allgemein und insbesondere zu Pandemiezeiten diskutiert.
Die HTWG leitete den Workshop „How to Level Up Internationalization at Home for Students“. Moderiert von Verena Gründler, Leiterin des Akademischen Auslandsamts der HTWG, präsentierten Prof. Dr. Gabriele Thelen, Studiengangsleiterin des Studiengangs Wirtschaftssprache Deutsch und Tourismusmanagement (WDT), Andreas Heller, Übersetzer an der HTWG Konstanz und freiberuflicher Kommunikationstrainer  Andreas Heller wie auch Chiao-Hua Lin, Koordinatorin des International Office der STUST, ihre Erfahrungen.

Zusammenarbeit ist kein Selbstläufer

Das effektivste Mittel für die Internationalisierung heimischer Student*innen in Deutschland wie in Taiwan sei, sie mit ausländischen Student*innen zusammenzubringen und gemeinsam an einem Projekt arbeiten zu lassen. Nur: Wie können die ersten Schritte dazu gelingen? „Taiwanesische Studierende sind sehr nett, aber schüchtern“, erläuterte Chiao-Hua Lin. Und auch Prof. Thelen berichtete davon, dass ein Mischen der Studierendengruppen kein Selbstläufer ist. Sie schilderte die komfortable Situation der HTWG: Während im Studiengang WDT nur Studierende aus asiatischen Ländern eingeschrieben sind, lernen in den weiteren Asienstudiengängen der HTWG (Wirtschaftssprachen Asien und Management Chinabzw. Wirtschaftssprachen Asien und Management Südost- und Südasien sowie im Master International Management Asia-Europa) junge Menschen mit großer Affinität zu asiatischen Ländern. Also lag es nahe, die Studierenden in Veranstaltungen zusammenzubringen. Aber selbst dann sei es zumindest zum Auftakt wichtig, Impulse hierfür zu geben, dass die Gruppen aufbrechen.

„Das Interesse aneinander ist grundsätzlich da, aber die Studierenden mischen sich nicht automatisch“, erläuterte die Professorin. Training in interkultureller Kommunikation könne erste Hürden abbauen. Ein weiterer Kniff könne sein, die Studierenden zunächst zusammen ein scheinbar banales Thema bearbeiten zu lassen. „Wenn sie über Blockbuster oder Kochrezepte diskutieren, wundern sie sich zwar über die unwissenschaftliche Aufgabenstellung, aber sie interagieren, ohne es sich bewusst zu machen“, hat Andreas Heller beobachtet. Die Vorgehensweise habe sich auch bei Gruppen bewährt, die noch heterogener aufgestellt waren, wie zum Beispiel zwischen Student*innen aus Asien und überwiegend deutschen Maschinenbau-Student*innen.

Über gemeinsame Veranstaltungen im Curriculum und besondere Angebote im Studium generale wie auch im ehrenamtlichen Engagement für ausländische Student*innen könnten auch Student*innen Internationalisierungserfahrungen machen, die nicht die Möglichkeit haben, ihr Studium mit einem Auslandsaufenthalt zu bereichern. Die Arbeitswelt der Zukunft erfordere entsprechende Erfahrungen. Deshalb drückte Chiao-Hua Lin ihr Bedauern darüber aus, dass aufgrund der Pandemie die Auslandsaufenthalte für Student*innen der STUST stark erschwert sind. Umso mehr sei es wichtig, sie mit ausländischen Gaststudent*innen zusammenzubringen.

Die Rolle des Hochschulpersonals

Prof. Dr. Gabriele Thelen gab einen weiteren Aspekt für das Gelingen der Internationalisierung von Hochschulen zu bedenken: Die nötige Sensibilisierung und Schulung des Hochschulpersonals und auch der Lehrenden. Sie haben unmittelbaren Kontakt zu ausländischen Student*innen und damit Einfluss darauf, wie diese an der Hochschule ankommen und integriert werden. Eine besondere Mittlerrolle könnten ausländische Dozierende und Sprachlehrer*innen einnehmen, merkte Andreas Heller dabei an. Er, selbst in den USA geboren und aufgewachsen, werde von ausländischen Student*innen „als einer von ihnen“ betrachtet, so dass es leichter falle, sich mit Fragen und Bedenken an ihn zu wenden, bevor eine offizielle Stelle oder Professor*innen angesprochen würden, „auch bei ganz niederschwelligen Fragen, zum Beispiel, ob die Verkäuferin in der Bäckerei immer so ruppig ist“. Von grundsätzlicher Bedeutung sei, betonte Gabriele Thelen, so zu kommunizieren, dass Studierende verstehen: „Oft bremst dann doch kein interkulturelles, sondern wirklich ein sprachliches Problem die Integration aus.“

Weitere Informationen zu Internationalisierungsmaßnahmen an der HTWG

Die Internationalisierung ist integraler Bestandteil der strategischen Zielsetzungen der HTWG. Sie wirkt sich aus auf Lehre, Transfer und Forschung, Weiterbildung und Verwaltung. Hier ein Überblick über die Internationalisierungsaktivitäten an der HTWG. (aw)

Bildquelle: geralt/Pixabay