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Mit Biene Maja zum Erfolg

Eine sechsköpfige Gruppe Studierender steht links und rechts nebene einem Holz-Bienenhotel auf einer grünen Wiese.

Fleißig wie die Bienen waren sechs Wirtschaftsrechts-Studierende: Innerhalb von 35 Tagen haben sie im Fach Projektmanagement ihre Idee umgesetzt: Sponsoren gefunden, Spenden eingeworben, Genehmigungen beantragt – und vier Bienenhotels gebaut und aufgestellt

Projektmanagement ist im sechsten Semester des Studiengangs Wirtschaftsrecht fest im Curriculum verankert. Wie die praxisorientierte Lehre in diesem Fach konkret aussehen kann, zeigte Prof. Dr. Rainer Laier: Seine Studierenden hatten die Aufgabe, sich eine Projektaufgabe zu stellen, einen Auftraggeber bzw. Paten für das Projekt zu finden und das Projekt schließlich umzusetzen. Vom Semesterstart bis Mitte Mai. Nun mussten die Projektgruppen ihre Ergebnisse präsentieren und ihre Erfahrungen schildern. „Dabei zeigte sich, dass die kleinen Projekte beispielhaft für das Projektmanagement in großen Firmen steht“, sagte Prof. Dr. Rainer Laier. Und es habe sich gezeigt, dass Projekte oft dank des Engagements und der Leidenschaft der Projektbeteiligten erfolgreich seien: „Sie alle haben sich mit ihrem Projekt identifiziert. Sie wollten etwas bewegen und haben sich reingehängt“, würdigte er die Leistung der Studierenden.

Einer besonderen Herausforderung hatte sich dabei das Projektteam „WRBee“ zu stellen. Die sechs Studierenden hatten zunächst eine andere Projektidee verfolgt. Als sich herausstellte, dass es hierfür keinen Bedarf gibt, zogen sie die Reißleine und entschieden sich für ein neues Projekt: Den Bau und das Aufstellen von Bienenhotels auf dem HTWG-Campus. Als Auftraggeberin übernahm Wirtschaftsrechts-Professorin Dr. Susanne Engelsing die Patenschaft.
Das Problem: Nun hatten die Studierenden nur noch 35 Tage zur Umsetzung Zeit. In dieser Zeit mussten sie Standorte auf dem Campus definieren, Genehmigungen einholen, mögliche staatliche Fördertöpfe recherchieren, nach Mitstreitern suchen, Sponsoren ansprechen und Spenden einwerben. Und die Unterkünfte für die Wildbienen bauen. Immerhin hatten sie hierfür ausreichend Expertise im Team: Janick Kamphues beschäftigt sich bereits seit mehreren Jahren mit Wildbienen und den für sie geeigneten Unterschlupf.

Die Suche nach Kooperationspartnern zum Beispiel in anderen Fakultäten wie auch nach Fördermöglichkeiten wie zum Beispiel bei der Stadt Konstanz oder über das Umweltministerium oder das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz waren nicht erfolgreich. Umso mehr aber die Suche nach Sponsoren und Spenden. Konstanzer Baumärkte zeigten sich aufgeschlossen und stellten Material unentgeltlich zur Verfügung. Mit einem Kuchen- und Waffelstand vor der Mensa konnte das Team Spendengelder einnehmen. „Dass wir für Bienenhotels auf dem Campus sammelten, stieß auf großes Interesse - vielleicht hat es uns dabei auch die Biene-Maja-Begleitmusik geholfen“, sagt Giulia Iacomino lachend.

Vier Bienenhotels mit einem Materialwert von insgesamt 350 Euro hat das Team zwei Tage vor der Abschlusspräsentation gebaut. Sie stehen nun auf der Wiese hinter dem P-Gebäude und hängen an Bäumen am M-Gebäude, am Sozialgericht und am G-Gebäude. Dort sollen die Kästen über die nächsten Jahre von Studierenden der Biowissenschaften der Universität betreut werden.

„Es war schön zu sehen, wie groß das Interesse an dem Thema ist“, sagt Projektleiter Philipp Damoune. So sei die Bereitschaft, noch mehr Bienenhotels am Campus einzurichten, da. Ein Wunsch der Studierenden ist, dass in ganz Konstanz mehr dieser Bienenunterkünfte aufgestellt bzw. – gehängt werden. „So ein Hotel zu bauen, ist ganz einfach, wenn man einige kleine Tipps beachtet“, sagt Janick Kamphues . Prof. Dr. Susanne Engelsing war von der Umsetzung des Projekts angetan. Auch sie werde nun ein Bienenhotel eröffnen, stellte sie in Aussicht.

Da im Rahmen des Projekts eine Zusammenarbeit mit dem Green Office der Universität Konstanz nicht gelungen war, denken Prof. Dr. Susanne Engelsing und Prof. Dr. Rainer Laier darüber nach, in der nächsten Projektmanagement-Veranstaltung einen ersten Schritt für die Gründung eines solchen Green Office an der HTWG anzustoßen. „Dabei sind auch rechtliche Fragen zu berücksichtigen. Somit ist es für Studierende des Wirtschaftsrechts hervorragend geeignet“, sagt Engelsing.

Wildbienen

•    585 verschiedene Arten in Deutschland
•    Beinahe alle Arten sind heutzutage als bedroht einzustufen
•    Wildbienen erreichen mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie Honigbienen
•    Wildbienen sind Einzelgänger. Den meisten fehlt die Fähigkeit zu stechen.
•    Bewohner der HTWG-Hotels sollen sein: Mauerbienen, Scherenbienen, Löcherbienen, insb. die gehörnte Mauerbiene, diverse Grab- und Faltenwespen

Die anderen Projekte:

Alle umgesetzten Projekte sind laut Prof. Dr. Rainer Laier gelungen. Eine Gruppe hatte zum Beispiel ein Confidence-Boost-Event auf die Beine gestellt. Mit Hilfe von Referentinnen aus Konstanzer Unternehmen hatten sie das Ziel, das Selbstbewusstsein von Studentinnen für anstehende Bewerbungsgespräche zu stärken. „Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer in vergleichbaren Positionen. Als Grund dafür wird unter anderem genannt, dass Frauen sich in Bewerbungsgesprächen weniger vorteilhaft als ihre männlichen Mitbewerber präsentieren. Unser Ziel war daher, den Studentinnen Wege zu einem gestärkten Selbstbewusstsein aufzuzeigen und den Grundbaustein für ein sicheres Auftreten zu setzten“, sagte Rashna Grabow.
Ein anderes Team hat Ideen für das Studierendenmarketing des Studiengangs Wirtschaftsrecht erarbeitet, eine weitere Gruppe hat einen „Perspektivwechsel“ vorbereitet: „Wir werden im Oktober ein Event veranstalten, in welchem wir untypische Arbeitgeber vorstellen und so auch die Möglichkeit zum Networken bieten werden“, kündigte Laura Cifuentes an.
Zwei weitere Projekte beschäftigten sich mit Nachhaltigkeitsthemen: Eine Gruppe beschäftigte sich mit Möglichkeiten, den Papierverbrauch an der Hochschule unter anderem mit Papierboxen an Kopierern zu reduzieren, eine andere damit, umweltfreundliches Papier zu nutzen – wie zum Beispiel Graspapier, das auf der Schwäbischen Alb produziert wird. (aw)