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Nach dem Rennen ist vor dem Rennen

Premiere: Das Bodensee Racing Team hat seinen Rennwagen Iltis zum ersten Mal mit Elektroantrieb auf die Strecke geschickt. Das interdisziplinäre Team setzt seine Erfahrungen aus der Saison schon jetzt für den Iltis22E um.

Der Umstieg vom Verbrenner auf den Elektroantrieb wäre schon zu normalen Zeiten ein Kraftakt gewesen. Umso größer ist die Leistung des Bodensee Racing Teams, das den Wechsel trotz der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen umgesetzt hat. „Wir haben praktisch auf einer weißen Leinwand angefangen“, erläutert Maximilian Kelm, Organisationsleiter der vorangegangenen Saison. Das heißt, das Team konnte beim Antrieb nur noch wenig von dem reichen Erfahrungsschatz nutzen, den es sich in den vergangenen 15 Jahren mit dem Verbrennerantrieb erarbeitet hatte. Seit 2006 hat das interdisziplinäre Team jährlich einen neuen Rennwagen konzipiert und gebaut, mit dem es bei den internationalen Wettbewerben der Forumla Student angetreten war. Nun stand ein Neuanfang an: Das Elektro-Fahrzeug musste von Grund auf neu konzipiert werden, die Studierenden sich in neue Fachthemen einarbeiten – unter Pandemieeinschränkungen.

Trotz aller Hürden hat es das BRT geschafft, seinen Iltis ins Rennen zu schicken. Der Erste Wettbewerb fand im österreichischen Spielberg statt. „Das war ein tolles Event und unglaublich stark für die Motivation“, sagt Kelm. Für viele Teammitglieder war es der erste „echte“ Kontakt mit der Formula Student, ein Ereignis, auf das sie fast zwei Jahre hingearbeitet hatten. „Die Internationalität und Interdisziplinarität sind immer wieder beeindruckend“, sagt Alexander Preuss, Technikleiter der letzten Saison. Schmerzhaft, aber nicht frustrierend war das Abschneiden: Der Iltis hat die strengen Sicherheitschecks und Regularien zunächst nicht bestanden und durfte in der Folge nicht bei dynamischen Disziplinen antreten. „Es war schade, anderen Teams beim Fahren zuschauen zu müssen, aber wir müssen ehrlich sein: Für uns war das ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt Kelm. Sämtliche Vorbereitungscamps und Testfahrten waren Corona geschuldet ausgefallen, während derer das Team noch vieles hätte prüfen und optimieren und so Erfahrungen sammeln können. Nun fungierte eben der erste Wettbewerb als eine Art Trainingscamp.

Eine Gruppe rund 20 junger Leute steht in einem Festzelt rund um einen Rennwagen.

Für die Elektroklasse setzt die Formula Student noch mehr Tests bei der technischen Abnahme als für die Verbrenner voraus. So werden zum Beispiel die allgemeine Elektronik, die Batterie, die Mechanik geprüft. Die Veranstalter stellen hohe Anforderungen an die Sicherheit. Werden zum Beispiel Gas und Bremse versehentlich gleichzeitig aktiviert, darf das Fahrzeug erst zehn Sekunden danach wieder losfahren. Das Modul des Iltis erlaubte dies zu früh – schon nach neun Sekunden. Das Team arbeitete weiter an seinem Fahrzeug und fuhr die Früchte beim zweiten Wettbewerb ein: Auf dem Hockenheimring absolvierte der Iltis21E die Abnahme und erhielt grünes Licht für das Rennen.
„Wir haben sehr viel auf technischer Seite gelernt. Wir werden das alles nun dokumentieren und im nächsten Iltis umsetzen“, kündigt Alexander Preuss an. Schon jetzt wenden die Studierenden ihre Erkenntnisse an: Auch wenn der Iltis21E nicht mehr ins Rennen gehen wird, haben sie ihn überarbeitet und auf dem Flugplatz Konstanz und dem Fahrsicherheitszentrum in Steißlingen geprüft. „Beim Testen lernen wir extrem viel“, betont Maximilian Kelm.

Ein Rennwagen auf der Rennstrecke unter einem Regenschauer.

Das Team geht hochmotiviert in die nächste Saison. „Man muss sehen, dass wir 2006 mit unserem ersten Verbrenner auf Platz 32 von 38 Teams gelandet sind, 2019 haben wir dann den 11. Platz unter 60 Teams belegt. Auch mit dem Elektroantrieb werden wir uns steigern“, kündigt Maximilian Kelm an. Die Studierenden freuen sich darauf, im neuen Semester mehr in Präsenz arbeiten und hierfür auch neue Teammitglieder gewinnen zu können. Die Arbeit im BRT mache allen nicht nur unglaublich Spaß. Sie verbessere auch erheblich die Startbedingungen im Berufsleben: Die BRTler lernen viele gefragte Soft Skills wie Selbstorganisation und Teamarbeit, Selbstständigkeit und die Freude am Ausprobieren. Darüber hinaus pflegt die Fahrzeugindustrie gute Verbindungen mit der Formula Student. „Ein riesiger Vorteil des BRT ist die enge Verbindung zur Industrie innerhalb des Teams und auch bei den Events“, betont Maximilian Kelm. Die Mitarbeit eröffne somit Einblicke und Türen. Und: Die Teammitglieder wenden viele Fachkenntnisse aus ihrem jeweiligen Studiengang unmittelbar an.

Student*innen aller Studiengänge der HTWG und der Universität Konstanz sowie Besucher*innen des Studienkollegs können sich für eine Mitarbeit beim BRT bewerben. In einigen Studiengängen der HTWG werden 1 bzw. 2 ECTS-Punkte im Rahmen des Studium generale anerkannt. Es können unbenotete und benotete Prüfungsleistungen wie beispielsweise Projekt-, Bachelor- oder Masterarbeiten erbracht werden.

Weitere Informationen auf den Seiten des Bodensee Racing Teams.

Bilder: Stefan Oechslein und Maximilian Fiege