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Nachhaltigkeitsszenarien für Konstanz

Zwei Studentinnen stehen vor einem sitzenden Publikum. Hinter ihnen hängen Plakate an einer weißen Wand.

Kooperation über Hochschulgrenzen hinweg: Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen haben Nachhaltigkeitsszenarien für den Landkreis Kon-stanz erarbeitet. Sie haben sie an der HTWG präsentiert.

Im Modul Nachhaltige Raumentwicklung entwickelten die Studierenden im Bachelor-Studiengang Landschaftsplanung und Naturschutz für den Landkreis Konstanz Nachhaltig-keitsszenarien. Sie stellten sie an der HTWG den Akteuren der Klimakonferenz Konstanz und des Konstanzer Ernährungsrates vor, nachdem bereits die Auftaktveranstaltung mit Prof. Dr. Maike Sippel und Prof. Dr. Michael Bühler von der HTWG in Konstanz stattgefunden hatte.
Die Studierenden aus Nürtingen untersuchten die aktuell drängenden Fragen der Versor-gung mit regenerativen Energien, mit ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln sowie der Pro-duktion von ausgewählten Gütern des täglichen Bedarfs (u.a. Wohnraum und Kleidung). Dabei war die Maßgabe, die Bevölkerung des Landkreises ausschließlich aus Ressourcen des Landkreises zu befriedigen, um für die Szenarioentwicklung einen konkreten und limitierten Raumbezug des ökologischen Fußabdruckes zu erzwingen. Weitere Vorgaben waren Kli-maneutralität anzustreben und mit der Gemeinwohlökonomie eine der Triebfedern für die jahrhundertealte Formulierung des Konzeptes zur nachhaltigen Ressourcenbewirtschaftung aufzugreifen (die Wirtschaft dient dem Menschen, nicht umgekehrt).
„Aufgrund unseres aktuellen Lebensstils - Energieverbrauch, täglicher Konsum, insbesonde-re Fleisch als Nahrungsmittel - ergaben sich zunächst Überschreitungen der Produktionska-pazität des Landkreises um ein Vielfaches“, erläutert Dr. Alexander Peringer, Professor für Landschaftsökologie und Ressourcenschutz an der Hochschule Nürtingen. Die Studierenden hatten nun die Aufgabe Produktions- und Nachfrageseitig gesellschaftliche und technologi-sche Transformationsprozesse in Form demographischer Entwicklung, gesunder Ernäh-rungsweise, Ausbau regenerativer Energien und Dämmung von Wohngebäuden und Aus-wirkungen des Klimawandels auf die Nahrungsmittel- und Holzproduktion zu berücksichti-gen. Durch Bilanzrechnungen konnten Entwicklungspfade aufgezeigt werden, die bis 2050 eine regionale und auskömmliche regenerative Energie- und biologisch-ökologische Nah-rungsmittelversorgung vorschlagen. Wesentliche Faktoren für die Ermöglichung dieses Ziels waren die Umstellung unserer Ernährungsweise, innovative Produktionsformen der Land-wirtschaft, der Ausbau regenerativer Energien, die Dämmung vorhandener Wohngebäude und Neubauten aus Holz.
Die Landnutzungsformen der Entwicklungspfade, ihre konkrete Verteilung im Raum und die Lebensweise der Menschen im Landkreis wurden abschließend hinsichtlich ihrer Effekte auf die Biodiversität, Ökosystemleistungen und auf ihre Klimaneutralität hin bewertet. Vor al-lem durch die Umstellung konventioneller Landwirtschaft auf Ökolandbau konnten Verbes-serungen durch integrativen Naturschutz auf der Produktionsfläche erzielt werden. In die Betrachtungen zur Klimaneutralität ging neben der Umstellung auf Elektromobilität und eines regenerativen Energiemix auch Lebenszyklusanalysen für Wohnbau und Solarpanels ein. Hier ergaben sich unlösbare Konflikte. „Um Senkenfunktionen für die auch nach Ab-schluss dieser hypothetischen und gewagten Transformationen in 2050 noch emittierten Treibhausgase bereitzustellen, müssten 91 Prozent der Landkreisfläche aufgeforstet werden. In der Folge wäre eine regionale Nahrungsmittel- und Energieversorgung unmöglich“, resü-mieren die Studierenden. Die anhaltend zu hohen Treibhausgasemissionen trotz regenera-tiver Energieerzeugung und Elektromobilität ergaben sich vor allem aus dem allgemeinen Konsum.
In der Zusammenschau ergab sich die Energieversorgung als am leichtesten mit vorhande-nen Technologien neutralisierbar. In der Nahrungsmittelproduktion reduzierte die Umstel-lung auf Ökolandbau die Emissionen deutlich. „Der allgemeine Konsum jedoch (Urlaub, Neu statt Gebraucht, die Langlebigkeit von Gütern) überwiegt deutlich und für eine neutrale Entwicklung fehlt bislang der der politische und gesellschaftliche Antrieb“, so Peringer. Die Denkanstöße für eine regional- nachhaltige Entwicklung basierend auf integrativen Analy-sen und unter Klimawandel und Gemeinwohlperspektiven wurden dankbar in Konstanz aufgenommen.