Sicher und sauber: Studenten entwickeln eine Grillstation für öffentliche Plätze
Was auf den ersten Blick aussieht wie eine schicke Edelstahl-Küchenzeile, ist eine Grillanlage für öffentliche Plätze. Sie hält hygienisch saubere Grillplatten vor, ist einfach und sicher für Nutzer zu bedienen und schützt Anwohner vor Müll und Geruchsbelästigung. Sie wurde von Studenten entwickelt.
Die Maschinenbau-Studenten Felix Warrisch und Andreas Nuber haben mit Ausdauer, Innovationsfreude, Hartnäckigkeit und einem Hang zum Perfektionismus eine Grillstation entwickelt, die gleichermaßen Grillmeister wie auch die Anbieter öffentlicher Grillplätze und sogar deren Anwohner hellhörig machen könnte. Sie ist leicht zu reinigen und zu warten, hat eine wertige Anmutung und lässt sich von den Betreibern individuell einrichten: Gas- oder Elektrobetrieb? Induktionsplatten oder Elektroplatten? Auch die Betriebszeit lässt sich einstellen, so dass auf Wunsch zum Beispiel um 23 Uhr im wahrsten Sinne der Ofen aus ist.
Nutzer werden die Station per App buchen und sich darauf verlassen können, saubere Grillplatten vorzufinden. Anwohner werden nicht durch Grillrauch und herumliegende Einweggrills belästigt, Grünflächen werden geschont. Beim Sommerfest der Hochschule inspizierte auch der Konstanzer Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn die Anlage und sagte „In Konstanz besteht ein Bedarf an qualitätsvollen, öffentlichen Grillstellen. Das Projekt der HTWG wird von Seiten der Stadt Konstanz begrüßt.“
Die Maschinenbau-Studenten Andreas Nuber und Felix Warrisch (ganz links und ganz rechts) haben eine Grillstation für öffentliche Plätze entwickelt – einfach bedienbar, vandalismussicher und hygienisch sauber. Sie präsentierten die Entwicklung mit ihrem Betreuer Karl-Hermann Katzoreck (rechts) beim Sommerfest der HTWG unter anderem dem Konstanzer Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (zweiter von links).
Mehr als drei Jahre haben die Studenten, betreut vom Lehrbeauftragten Karl-Hermann Katzoreck, an diesem Projekt gefeilt. Die Kernidee entzündete sich bei Felix Warrisch während eines Australien-Aufenthalts, wo ähnliche Grillstationen auf öffentlichen Plätzen zur Verfügung stehen. Verschiedene Marktanalysen, unter anderem mit der Ludwig-Maximilian-Universität München, befeuerten das Vorhaben: In Deutschland - nicht nur am Studienort Konstanz - besteht Bedarf. Die hohen Anforderungen an die Hygiene und Sicherheit haben Produktentwicklung maßgeblich vorangetrieben. Messebesuche dienten dazu, unterschiedliche Reinigungskonzepte zu erarbeiten und mögliche Sponsoren für dieses Projekt zu gewinnen. Und die Ideen loderten stetig weiter, was sich in dem dynamischen Lastenheft wiederfand.
Nun steht der Prototyp: Knapp zwei Meter lang, einen Meter breit und hoch. Auf den schnellen Blick wie eine kleine Küchenzeile, ummantelt von glänzendem Edelstahl. Der Prototyp verfügt über zwei Heizplatten oben in der Mitte, die im Ruhebetrieb von zwei Deckeln abgedeckt sind. Rechts und links davon ist eine Art Lager, wo sich Grillpfannen befinden.
Die Funktionsweise: Mit Start der Buchungszeit fahren zwei saubere Grillpfannen über einen Antrieb nach oben über die Heizplatten. Erst wenn sie eingerastet sind, lassen sich die Deckelhälften öffnen und die Energie der Heizplatten steuern, der Grillspaß kann beginnen. Das Grillgut – vom Gemüse, über Käse bis Fisch, Fleisch und Wurst – brutzelt nach wenigen Minuten. Werden die Deckelhälften nach Abschluss des Grillvorgangs wieder verschlossen, werden die benutzten Grillpfannen wieder über einen Antrieb abtransportiert und im Gehäuse gelagert.
Blick über fachlichen Tellerrand
Bis dies alles wie gewünscht funktionierte, mussten Felix Warrisch und Andreas Nuber weit über ihren fachlichen Tellerrand hinausschauen. Felix Warrisch selbst studiert Maschinenbau Entwicklung und Produktion im siebten Semester. Mit ins Boot geholt hat er seinen Kommilitonen Andreas Nuber, ebenfalls im siebten Semester, aber im Studiengang Maschinenbau Konstruktion und Entwicklung. „Die fachliche Breite ist bemerkenswert“, bescheinigt Prof. Dr. Uwe Kosiedowski, schließlich mussten sich die Studenten auch mit Regelungstechnik, elektrischen Antrieben, mit Sensorik und weiteren Herausforderungen befassen. Unterstützt wurden sie von Karl-Hermann Katzoreck. Der Lehrbeauftragte für Konstruktion hat an das Projekt geglaubt und ist unbändig stolz auf die Studenten. „Es ist faszinierend, dass sich Herr Warrisch und Herr Nuber schon zum Start des Studiums mit unerschütterlicher Ernsthaftigkeit und Gründlichkeit diesem Projekt gewidmet haben. Ich weiß, wie viel Tiefschläge es gab. Aber bei der gründlichen Herangehensweise war mir klar, dass das kein Strohfeuer ist“, so Katzoreck.
Nun widmen sich Warrisch und sein Team den nächsten Schritten: Die Patentbeantragung ist vollzogen, Feldversuche stehen an und die Beantragung eines EXIST-Stipendiums. Als Mentor hat sich der Präsident der Hochschule persönlich zur Verfügung gestellt: Prof. Dr. Carsten Manz, selbst Maschinenbau-Professor, freut sich, dass die HTWG mit ihrem breiten Fächerspektrum die Umsetzung solcher Projekte ermöglichen kann. Schließlich ist das Grill-Team in der weiteren Realisierung auf weitere Disziplinen angewiesen: Eine Kommunikationsdesignerin spricht nicht nur bei der Anmutung des Geräts mit, sondern auch bei der Vermarktungsstrategie. Informatiker werden die App zur zuverlässigen Buchung der Station programmieren. „Der Perfektionismus der beiden Studenten ist schwer ruhigzustellen“, sagt Lehrbeauftragter Karl-Hermann Katzoreck lachend. Es gibt viele, die den beiden für den zukünftigen Erfolg die Daumen drücken: Ihre Familien, die Professoren und nicht zuletzt die Studierenden, die sich auf den Grillabend am See freuen. Und sicher auch der eine oder andere Bauhof-Mitarbeiter, der die Einweggrills entsorgen und die abgekokelten Rasenflächen reanimieren muss. (aw)