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Tiefe Reflexion gepaart mit leichter Spielfreude

Portrait von Dan Shürich, der in einem Vorlesungssaal auf einem Holz-Klappstuhl sitzt.

Der preisgekrönte Architekt Dan Schürch aus Zürich zeigt beim Vortrag an der HTWG Konstanz, warum für ihn „die Stadt in der Hauptrolle“ ist.

Das Hunzikerareal in Zürich gilt als gelungenes Beispiel für genossenschaftliches Wohnen. Duplex Architekten hatte den zugrundeliegenden Wettbewerb 2009 bereits zwei Jahre nach Bürogründung gewonnen. Hinter dem Zürcher Büro stehen Anne Kaestle und Dan Schürch. Letzterer kam auf Einladung von Professor Dominik Fiederling vom Fachgebiet Gebäudelehre und Entwerfen an die Hochschule Konstanz, um im Rahmen der Reihe „Oberflächen des Wohnlichen“ einen Einblick in sein Schaffen zu geben.

Bestens passte sein Vortrag in die Reihe, denn sehr lebendig machte Schürch klar, mit wieviel Herzblut er sein Architektendasein betreibt. Dabei geht es einerseits um Oberflächen, entwirft Duplex Architekten doch regelmäßig Fliesen oder Putzstrukturen für seine Gebäudeentwürfe, baut diese dann im kleinformatigen oder auch 1:1-Modell und entwickelt so eine eigene Handschrift. Auch werden schon mal Fassaden, an historische Vorbilder angelehnt, wellenförmig und großflächig aufgespannt. Viel wichtiger aber ist der Aspekt des Wohnlichen, des Lebens, des Miteinanders, der stets im Vordergrund steht. Dan Schürch sagt selbst, dass er das „emotionale Potential“ eines Gebäudes ausloten und nutzen möchte. Nicht nur die einzelnen Räume innerhalb eines Gebäudes sollen in ihrer Nutzung durchdacht sein, sondern vor allem die Räume außerhalb, in denen Nachbarschaft und Begegnung stattfindet. Welcher Wert dem Austausch und dem gemeinsamen Leben, das gerade Stadträume auszeichnet, beigemessen wird, muss aktiv entschieden werden. Nur so können Künstler und Handwerker, die in vielen gemischten Quartieren erwünscht sind, sich die Räumlichkeiten dort auch leisten.

Jeder Entwurf wird auf das Menschliche zugeschnitten, lärmgeplagte Orte durch geschickte Ausrichtung bewohnbar gemacht oder solche, denen eine Geschichte fehlt, mit einer neuen „alten“ versorgt, wenn z. B. ein traditionelles Schweizer Bahnhofshüsli ins Niemandsland verpflanzt wird, um dort als Bistro, als Anlaufstelle für Geselligkeit, zu dienen. Den Studierenden gibt Dan Schürch folgerichtig drei Aspekte mit auf den Weg, die ihn in seinem Schaffen beeinflussen: Ein Architekt baut für Menschen und sollte sich dafür mit anderen zusammentun, dabei auch stets bedenken, wie winzig er in dieser Welt doch ist. Das Storytelling beherrscht Dan Schürch, will dies auch in jedem Entwurf berücksichtigt wissen. Kurzum, die Identität eines (Stadt-)Raumes ist ihm wichtig – und steht stets an erster Stelle. (ks)

Bildtext: Dan Schürch von Duplex Architekten stellte einige preisgekrönte Entwürfe vor