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Von der Projekt-Studienreise zum digitalen Projekt

Gruppenfoto der Studierenden, die im Sommer 2020 Organisationen in Genf und Zürich besuchen wollten, von der Corona-Pandemie aber ausgebremst worden sind.

Jährlich ermöglicht das Career- & Project-Center Studierenden der HTWG mit Studierenden aus Spanien und den USA eine Projekt-Studienreise zu international tätigen Organisationen in Genf und Zürich. Die Studierenden ließen sich in ihrem Engagement durch die Corona-Pandemie und deren besonderen Herausforderungen nicht ausbremsen.

„Mit dem ILDP (dem International Leadership Development Program) der HTWG unterwegs in Genf, Zürich und Konstanz“. So hätte der Titel dieses Beitrags lauten können. Am 15. März 2020 jedoch wurde die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz wegen der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus geschlossen. Nun galt es für alle Beteiligten, das geplante internationale Projekt, in dem eine Projekt-Studien-Reise nach Genf, Besuche bei internationalen Organisationen und Treffen mit Studierenden aus Spanien und den USA vorgesehen waren, neu zu erfinden. Was bleibt von einem internationalen Projekt nach dem Corona-Lockdown?

Bereits im Wintersemester 2019, im ersten Teil des Projektes, verbrachten 15 motivierte Studierende aus verschiedenen Studiengängen viele längere Sitzungsnächte an der HTWG. Gemeinsam mit Prof. Dr. Jan Rosche, dem Initiator und Begleiter des ILDP, wurde die Projekt-Studienreise 2020 nach Genf sowie die gemeinsame Arbeit mit Studierenden vom Elizabethtown College/PEN/USA und der INSA Business School aus Barcelona vorbereitet. „Als angesichts Corona klar war, dass die internationale Zusammenarbeit in Genf und Konstanz nicht wie geplant möglich sein wird, war anfangs die Enttäuschung im Team natürlich sehr groß“, erinnert sich Teilnehmerin Mariam Ajineh, die im vierten Semester Wirtschaftssprachen Asien und Management studiert. Sie fügt an: „Die ursprünglich gewählten Themen-Schwerpunkte „Leadership, Liberation & Protection“ gewannen vor dem Hintergrund der Pandemie-Krise jedoch eine völlig unerwartete neue Bedeutung.“ Das ILDP-Team in Konstanz entschied sich im Konsens dafür, das Projekt nicht aufzugeben, sondern umzubauen und als erstes ILDP-Genf-Team das Projekt digital weiterzuentwickeln.

Angesichts einer schnellen Neustrukturierung des zweiten Teils des Projektes traf sich das HTWG-Team in regelmäßigen Video-Konferenzen. Angeregt und ausführlich wurden Situationen, Ziele und Maßnahmen rund um Corona besprochen. Mit Blick auf die Themen „führen und vertrauen, schützen, sich zurückziehen und auf das Wesentliche konzentrieren, Situationen reframen, befreien und Spielregeln lockern“ hätten alle Teilnehmenden ganz neue überraschende Perspektiven, Ideen und Erkenntnisse gewinnen können, betont die Studentin. „Mit Hilfe der Strategie des Doppelns wurde ein neues Lernformat entwickelt und digital realisiert: beginnend mit ganz individuellen, persönlichen Reflektionen zu Hause, über Paargespräche, Kleingruppen-Runden und Dialogrunden im Gesamtteam über Zoom wurden gewonnene Erkenntnisse und Erfahrungen ausgetauscht und verglichen“, erläutert Mariam Ajineh. Eine sich ergebende experimentelle Zusammenarbeit mit Roberto Hirche vom Improtheater Konstanz habe allen auf dem persönlichen wie gemeinsamen Lernweg in gelungener Form weitergeholfen: Spielerisch ging es um das Loslassen, den auch immer wieder notwendigen Change in Projekten und das Ja-Sagen zur aktuellen Situation.

Gerade in der Projektphase seit Mitte März konnte das ILDP-Genf-Team in bemerkenswerter Form eine große Flexibilität und ausnahmslose Kreativität für das Finden von Alternativen in Krisen beweisen. „Die interdisziplinäre Gruppe aus Studierenden hat gerade in der Zeit während des Lockdowns verstanden, dass ein Projekt und dessen Ziele nur bis zu einem gewissen Maße planbar ist. Vor manchen Krisen lässt sich ein Projekt und lassen sich die damit verbundenen Ziele einfach nicht schützen. Das Team nutzte die Chance, neue Ziele und Möglichkeiten für das Projekt und die Gruppe zu finden“, sagt die Studentin. „In Summe bot das Projekt letztlich unverhofft überaus gute Chancen sowohl strategische Planungskompetenzen wie auch Ausprobier- und Improvisationsqualitäten weiterzuentwickeln“, so abschließend Prof. Dr. Jan-Dirk Rosche.

Die Antwort auf die anfangs gestellte Frage „Was bleibt von einem internationalen Projekt nach einem Lockdown?“ ist für Mariam Ajineh folgende: „insbesondere viele völlig überraschende neue Erfahrungen und ein herausragendes Team!“