Fakultät Informatik
Die Informatik ist Treiber der digitalen Transformation in der Gesellschaft. Wir bieten Ihnen praxisnahe Ausbildungen für eine zukunftssichere und vielfältige Berufstätigkeit.
Ruhestand Prof. Dr. Oliver Bittel

Foto: Herr Prof. Dr. Oliver Bittel
Wer hat das Glück 33 Jahre seiner Berufung nachgehen zu können? Es ist Informatikprofessor Dr. Oliver Bittel. Seine Art: engagiert, begeisternd und respektvoll. Seine Lehre: motivierend, praxisnah und zukunftsorientiert.
Herr Dr. Oliver Bittel wurde 1992 als Professor für anwendungsorientiertes Programmieren für den Studiengang Technische Informatik an der Hochschule Konstanz berufen. Er hat etliche Generationen von Studierenden unterrichtet – und ja, es sind wirklich schon Kinder seiner ehemaligen Studierenden dabei. Ferner hat er zahlreiche Entwicklungen der Fakultät Informatik begleitet, wie z.B. die Studienreform auf das Bachelor-/Mastersystem, die Umgestaltung bestehender Studiengänge oder die Einführung neuer Studiengänge, die er z.T. als Studiengangsleiter für die Studiengänge Technische Informatik und Software Engineering sowie als Dekan mitgestaltet und umgesetzt hat. Seine Herangehensweise war durch sachorientiertes und ausgleichendes Agieren sowie durch einen freundlichen und wertschätzenden Umgang gegenüber den Studierenden, den Mitarbeitenden und der Professorenschaft geprägt. Zudem trat er Menschen und Themen immer interessiert und offen entgegen.
Werdegang
Seinen Diplomabschluss in Informatik mit Nebenfach Technische Kybernetik an der Universität Stuttgart legte Oliver Bittel 1986 ab. Fünf Jahre später folgte die Promotion in Informatik an der Universität Karlsruhe am Institut für Programmstrukturen und Datenorganisation (IPD). Das Thema: Ein tableaubasierter Theorembeweiser für die intuitionistische Logik.
Bereits seit seinem Studienabschluss war Oliver Bittel als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung in Karlsruhe tätig, zunächst im Bereich für formale Programmentwicklung, nach der Promotion im Bereich für korrekte Software. Eine berufliche Zwischenetappe legte er währenddessen als wissenschaftlicher Mitarbeiter für formale Programmentwicklung am IPD ein. Ergänzend war er als freier Mitarbeiter am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart im Bereich Montageplanung tätig.
Lehre
An der Hochschule unterrichtete Prof. Dr. Bittel zunächst im Diplomstudiengang Technische Informatik, danach im Bachelorstudiengang Angewandte Informatik sowie im Masterstudiengang Informatik der Fakultät Informatik. Dabei deckte er die Fachgebiete Programmiertechnik, Algorithmen und Datenstrukturen, Maschinenorientiertes Programmieren, Fuzzy-Logik, Neuronale Netze, Mobile Robotik und Künstliche Intelligenz ab. Dass er seiner Zeit voraus war, zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass er bereits Ende der Neunzigerjahre Neuronale Netze, als die notwendige Rechenleistung noch fehlte, unterrichtete und mobile Roboter, die damals noch in den Kinderschuhen steckte, lehrte.
Seinen Anspruch an seine Lehre kommunizierte er klar: Den Studierenden ein breites, fundiertes und anwendungsorientiertes Fach- und Methodenwissen in der Informatik zu vermitteln und sie darüber hinaus möglichst gut auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Dafür überlegte er sich immer wieder, wie er die Studierenden besonders in den Übungen motivieren konnte. Seine Freude über gefüllte Übungslabore war bis zum Ende unübersehbar und er sagte aus vollem Herzen: „Informatik ist mein Hobby und meine Berufung.“
Praxis auf allen Ebenen
Um die mobile Robotik und das damit verbundene autonome Fahren für die Studierenden anschaulich und praxisnah erlebbar zu machen, baute er das Labor für Mobile Robotik auf. Das Labor verfügt über verschiedene mobile Roboterplattformen, die mit einer Vielzahl von Sensoren wie laserbasierte Abstandsmesssysteme, RGBD-Kameras, IMU-Sensoren und GPS-Module ausgestattet sind und autonom navigieren können. Aber auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit war ihm wichtig, wie z.B. durch die fachliche Beratung des Bodensee Racing Teams beim Konstruktionswettbewerb Formula Student. Um stets den Bedarf seitens der Unternehmen im Blick zu halten, war die Pflege von Unternehmens-, Industrie- sowie Alumnikontakten Teil seiner Arbeit.
Die Vermittlung seiner Themen war Prof. Dr. Bittel auch über die Lehre hinaus wichtig. So beteiligte er sich mit seinem Robotik-Labor an sehr vielen Vorführungen innerhalb und außerhalb der Hochschule, insbesondere am KI-Tag 2019 wurden etliche Highlights präsentiert. Der fahrende und sprechende Roboter „Peoplebot“ führte unter seiner Betreuung z.B. als Co-Moderator durch die Abschlussgala zum Jahr der Wissenschaft 2009 – damals noch ferngesteuert und mit eingesprochenen Texten. Besonders wichtig waren Prof. Dr. Bittel zudem Kooperationen mit Schulen, um das Interesse für die mobile Robotik und die Informatik zu wecken. Dafür bot er zahlreiche Vorführungen mit Studierenden des Robotiklabors an und über einige Jahre einen Roboterwettbewerb an der Hochschule, die sogenannte Lego Mindstrom Challenge.
Forschung
Um am Puls der Entwicklungen zu bleiben, forschte und publizierte Prof. Dr. Bittel regelmäßig. Seine Schwerpunktthemen hierbei waren die Mobile Robotik und Reinforcement Learning. Dafür repräsentative Themenbereiche sind: 2D- und 3D-Umgebungskartierung, Selbstlokalisierung und Navigation, Sensordatenverarbeitung und -fusionierung, Objekterkennung, Roboterarm-Kinematik oder Kooperatives Verhalten in der Robotik. Für diese Fragestellungen spielen KI, maschinelles Lernen, Deep Learning und Algorithmen eine wichtige Rolle. In einer großen Menge von Abschlussarbeiten sowie Teamprojekten der Bachelor- und Masterstudiengänge finden sich diese Themenbereiche wieder. Neben seinen Publikationen führte Professor Bittel zudem mehrere Forschungsprojekte in den Bereichen Satellitennavigation und mobile, autonome Roboter durch.
Die besten Wünsche
Im Namen der ganzen Fakultät danken wir Prof. Dr. Oliver Bittel herzlich für seinen sehr engagierten und langjährigen Einsatz für die Fakultät Informatik sowie für seine zahlreichen Leistungen und integrative Art. Wir freuen uns, dass er durch einen Lehrauftrag noch für die Fakultät tätig sein wird.
Wir wünschen Professor Bittel das Beste für seinen weiteren Lebensweg sowie viel Freude bei dem Entdecken weiterer Länder und Kulturen über und unter Wasser – auf Fernreisen und als Gelegenheitstaucher. Darüber hinaus wünschen wir ihm viel Spaß beim Basketballspielen und Tanzen sowie Muße bei Jazz-Musik.