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Coronakrise: Studierende starten "HTWG hilft Schulen"

11.05.2020

Homeschooling fordert Schüler, Lehrer und Eltern. Studierende bieten ihnen unkompliziert ihre Unterstützung an. Mitstreiter sind willkommen.

Mathe, Physik und Wirtschaft, das sind bis jetzt die Fächer, in denen Schülerinnen und Schüler am meisten die Hilfe von Studierenden der HTWG angefragt haben. „Die Fragen kamen bisher vor allem von Schülern, die vor der Abschlussprüfung stehen“, sagt Alex Jäger. Er studiert Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik an der HTWG und hat die Initiative „HTWG hilft Schulen“ angestoßen. Die Idee ist: Studierende der Hochschule unterstützen Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer in dieser für sie herausfordernden Zeit.

Schülerinnen und Schüler schicken Fragen - Studierende helfen

Das heißt konkret: Schüler können ihre konkreten Fragestellungen mit Angabe des Unterrichtsfachs und der Klassenstufe an htwg-hilft-schulen@htwg-konstanz.de schicken. Anschließend werden die Anfragen anonym in einem Moodle-Kurs  veröffentlicht. Studierende können sich auf die Frage melden und erhalten dann die Kontaktdaten, um den jeweiligen Schüler oder die Schülerin auf dem Lösungsweg zu unterstützen.

Auch wenn Abschlussklassen nun wieder Unterricht haben, besteht das Angebot weiter – für alle Klassenstufen. „Wir wollen Schülern, denen im Homeschooling der fachliche Austausch mit Mitschülern oder Lehrern fehlt, mit unserem Wissen unter die Arme greifen“, erläutert Jäger. Mitstreiterin Theresa Kuderer, die im sechsten Semester Verfahrens- und Umwelttechnik studiert, sagt: „Das kann bei Mathe, Physik aber auch Englisch, Geschichte, Politik und anderen Fächern sein, von Grundschule bis Gymnasium, gleich welche Klassenstufe. Da reicht mal ein kurzes Telefonat oder ein Online-Meeting, um eine Aufgabe zu erklären oder eine halbe Stunde Englisch zu üben.“

Kreditsicherheit? Parabeln und Funktionen? Flächenberechnung?

Die Kommunikation läuft über einen Moodle-Kurs. Hier sind auch zur Orientierung die Bildungspläne der verschiedenen Schulfächer in den verschiedenen Schultypen hinterlegt. Bisherige Fragen kamen von Schülern aus dem Berufskolleg, dem Wirtschaftsgymnasium, oder der Realschule. Die Fragen bezogen sich im Bereich Wirtschaft zum Beispiel auf Beteiligungsfinanzierung und Kreditsicherheit. In Mathematik ging es um Parabeln und Funktionen, Bruchgleichungen, Wahrscheinlichkeitsrechnung oder Flächenberechnung. „Manchmal ging es nur darum, kurz etwas zu erklären, ein andermal hat es geholfen, Übungsaufgaben zu machen“, hat Theresa Kuderer beobachtet. Die Fragestellungen waren bisher so, dass sie mit dem Fachwissen der Studierenden beantwortet werden konnten. Manchmal waren sie fast zu einfach, könnte man meinen, wenn ein Student enttäuscht schreibt, dass er gerne auch einem weiteren Schüler helfen würde, weil das erste Anliegen so schnell erledigt war.

Unterstützung auch für Lehrerinnen und Lehrer

Auch Lehrerinnen und Lehrer könnten die Kompetenzen der Studierenden nutzen, zum Beispiel zur Überarbeitung einer Präsentation für das E-Learning oder der Erstellung eines Erklärvideos. Wie viel Zeit die Studierenden für ihren ehrenamtlichen Einsatz aufwenden, entscheiden sie individuell selbst. Sie möchten mit ihrer Hilfe nichts verdienen, sie ist keine professionelle Nachhilfe. „Aber wir hoffen, dass wir damit Schülerinnen und Schüler, die derzeit durch die Distanz zu ihren Mitschülern und Lehrern Schwierigkeiten beim Lernen haben, ein niederschwelliges Angebot machen können“, sagt Theresa Kuderer. Manchmal sei die Hemmschwelle vielleicht größer, sich an einen Lehrer zu wenden oder sie sind nicht gut erreichbar, die Eltern könnten bei Fachfragen nicht helfen oder seien selbst beruflich eingespannt – dann springen die Studierenden ein.

Wie kann ich in der Corona-Zeit helfen?

Ein offener Brief des Präsidenten der Studienstiftung des deutschen Volkes, in dem er dazu aufrief, als von der Gesellschaft unterstützter Studierender dieser nun etwas zurückzugeben, legte den Grundstein des Projekts. „Der Brief hat mich motiviert“, erinnert sich Alex Jäger. Dazu kam seine Teilnahme beim Hackathon der Bundesregierung „WirVsVirus“, bei dem ebenfalls die Frage im Mittelpunkt stand: Wie kann ich in der Corona-Zeit helfen? So sei die Idee gewachsen, das Fachwissen der Studierenden der HTWG Schulen der Region zur Verfügung zu stellen.

Abfrage bei Schulen bestätigt Bedarf

Kathrin Pallasch, Leiterin der Zentralen Studienberatung der HTWG, die auch die Kontakte zu den regionalen Schulen pflegt, hat die Initiative begrüßt und Alex Jäger Türen für die Umsetzung geöffnet. Technische Fragen waren zu klären, aber auch Fragen des Datenschutzes. „Ich habe mich gleich aus mehreren Gründen sehr über die Initiative gefreut“, sagt Kathrin Pallasch. Zum einen könne für Schülerinnen und Schüler die Hemmschwelle vor der Hochschule abgebaut werden, wenn sie Studierende als hilfreiche Partner kennenlernen. Zum anderen helfe das Projekt Studierenden, sich ihres Fachwissens und ihrer Lernkompetenzen bewusst zu werden, was gerade jetzt guttun könne.

Die Zentrale Studienberatung steht den Studierenden nun bei Fragen rund um die Themen „Nachhilfe geben“ oder „schwierige Gespräche führen“ zur Verfügung. „Ich hatte mich bei Lehrern unserer Partnerschulen umgehört, worin derzeit Bedarf besteht. Dabei hat sich der Wunsch nach einem Eins-zu-Eins-Kontakt bestätigt“, sagt Kathrin Pallasch. Das neue Angebot ist für alle Beteiligten trotz der aktuellen Einschränkungen leicht von Zuhause aus umsetzbar.

Digitaler Lernraum für Studierende

Parallel zum Angebot für Schüler haben die Studierenden in Zusammenarbeit mit der ZSB auch eine Online-Plattform für ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen geschaffen, den „Studi-Lernraum“. „Da auch für die Studierenden die Kontaktbeschränkungen gelten, fehlt der spontane persönliche Austausch auf dem Campus und das Treffen in Lerngruppen ist nicht möglich“, erläutert Theresa Kuderer, die als studentische Hilfskraft die Plattform betreut. Nun können sich Studierende in einem digitalen Lernraum von Studierenden für Studierende fakultäts- und semesterübergreifend unterstützen.

Kathrin Pallasch ermuntert die Studierenden: "Nutzen Sie den Lernraum, um Ihre Fragen zu stellen und zu diskutieren oder auch um nach Kommilitonen zu suchen, die Ihnen zu einem Thema gezielt helfen können." Immer mittwochs wird es zudem wöchentlich live eine Online-Lerngruppe für Mathe im Studi-Lernraum geben, damit Studierende gemeinsam üben können. Zwischen 10:30 und 12:00 Uhr können sich Studierende austauschen. "Somit habt Ihr eine feste Lernzeit im Alltag, in denen Ihr gemeinsam bisherige Fragen - ob inhaltlich oder organisatorisch - klären könnt", sagt Theresa Kuderer zur Einladung ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen. Der dazugehörige Link ist über den Moodle-Kurs aufrufbar.

Sie sind Student_in und wollen sich bei HTWG hilft Schulen engagieren und Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrer unterstützten? Dann melden Sie sich hier an:
Moodle-Kurs für HTWG hilft Schulen

Sie sind Student_in und wollen dem digitalen Studi-Lernraum beitreten? Dann melden Sie sich hier an:
Moodle-Kurs digitaler Studi-Lernraum

Sie sind Schüler_in oder Lehrer_in und möchten sich an die Studierenden wenden und ihnen Fragen zusenden:
htwg-hilft-schulen@htwg-konstanz.de

 

Fotonachweis: Pixabay