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Wegbereiter für den internationalen Arbeitsmarkt

09.01.2020

Die HTWG will noch internationaler werden: Sie erhält hierfür eine Förderung von knapp 1 Million Euro. Studierende, Lehrende und Verwaltungsangestellte können davon profitieren.

„HAW.International“ heißt das Förderprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), über das die HTWG 985.000 Euro für eine Projektlaufzeit von vier Jahren erhält. Damit hat die HTWG die größtmögliche Fördersumme in Höhe von 1 Million Euro im Modul B des Programms nahezu ausgeschöpft.

Präsident Prof. Dr. Carsten Manz begrüßt das Engagement der Kolleginnen und Kollegen, welches nicht nur in dem wettbewerblichen Verfahren deutlich wurde. „Durch die Vorbereitung zur Antragstellung konnten maßgebliche Akteure zusammengebracht werden. Unabhängig vom Erfolg bei der Akquise von Fördermitteln gelingt es uns, den Internationalisierungsanspruch als eine unserer fünf strategischen Zielsetzungen noch besser umzusetzen“. Die jüngsten Auslandsdienstreisen des Präsidenten insbesondere in Richtung Asien haben immer wieder gezeigt, wie sehr die HTWG als wertvoller Partner gesehen wird.

„Wegbereiter-Konzept“ überzeugt

In einem umfangreichen Verfahren hat ein Projektteam das Konzept zur Antragstellung erarbeitet. Das Ziel: Prozesse zur weiteren Internationalisierung der Hochschule voranzutreiben. Das Vorgehen: In zwei neu konzipierten Studiengängen soll der Weg zur Internationalisierung beispielhaft geebnet werden. Die Hochschule bzw. die Fakultäten sollen von den Erfahrungen dieser zwei Pilotprojekte profitieren können, um professionell und effizient neue Programme aufzubauen. „Die Kolleginnen und Kollegen müssen dann bei sämtlichen Organisationsfragen das Rad nicht neu erfinden. Sie können vielmehr auf den hier gemachten Erfahrungen aufbauen und auf ihre Projekte übertragen, wie international vermarktbare Studienprogramme funktionieren können“, sagt Dr. Konstantin Hassemer, Professor für Internationales Management und Studiendekan der Asien-Studiengänge der HTWG. Er hat im Projektteam mitgearbeitet, um den Antrag auf den Weg zu bringen.

Mikroprojekte: Small Internationalization Projects

Neben den beiden Pilotprojekten sollen Studierende von sogenannten Small Internationalization Projects (SIP) profitieren können. Zum Beispiel startet der Studiengang Kommunikationsdesign im Sommersemester 2020 für ein Projekt die Kooperation mit der Jagran Lakecity University in Bhopal (https://www.htwg-konstanz.de/hochschule/magazin/wenn-der-tiger-ueber-den-campus-trabt/  ). Ziel ist, die verschiedenen Facetten des Lebens in einer Stadt am See – in Konstanz wie in Bhopal – in Fotoreportagen, Blogs und eventuell einem Bildband anschaulich zu machen. Obwohl es sich hier um laut Prof. Hassemer „erstaunlich unterschiedliche“ Hochschulen handle, hätten sich auf Anhieb 20 interessierte Studierende gemeldet. Auch andere Fakultäten der HTWG können sich innerhalb des Projekts HAW.International um eine Förderung von SIPs bewerben.

Stipendienmöglichkeiten für Studierende und Promovierende

Dank HAW.International und damit verbundener Projektmittel werden Studierende wie auch Promovierende (Outgoings und Incomings) in den Genuss von Stipendien kommen können. Die Finanzspritzen werden zwar nicht die Kosten des gesamten Aufenthalts decken können, aber doch eine erhebliche Anschubfinanzierung sein.
Einen hohen Stellenwert räumt das Projekt auch dem Thema Internationalization@home ein. „Hier werden wir betrachten, wie unsere Lehrmethoden anders gestalten können und zum Beispiel das Konzept Connected Classroom umsetzen können“, sagt Prof. Dr. Christian von Lübke, Regionalbeauftragter für Südostasien an der Fakultät Wirtschafts-, Kultur- und Rechtswissenschaften. Connected Classroom bezeichnet ein „virtuelles Klassenzimmer“, in dem zum Beispiel Studierende am Seerhein mit Studierenden aus aller Welt an einem Projekt zusammenarbeiten könnten.

Lehrende, Studierende und Verwaltungspersonal

Vor Präsidium, den Dekanen und dem Senat hat das Projektteam dafür geworben, das Thema Internationalisierung an der Hochschule in die Breite zu tragen und sichtbar zu machen. „HAW.Interntional“ macht über die Förderung über das Modul B hinaus noch weitere Angebote. Zum Beispiel bietet die Internationale DAAD-Akademie iDA ( www.daad-akademie.de/seminare-und-workshops/themenreihen/ida-sonderprogramm-haw-international/de/ ) praxisorientierte Fortbildungen an, um die Hochschulen für angewandte Wissenschaften bei der Internationalisierung und Umsetzung von internationalen Kooperationen zu unterstützen. Es sei Wille der Hochschule, dass alle Hochschulangehörigen – Studierende, Lehrende und auch das Verwaltungspersonal – von der Internationalisierung profitieren bzw. sie umsetzen können. Mittelfristig sei der Aufbau einer International School of Technology and Management attraktiv.

Vorbildcharakter der Hochschulen für angewandte Wissenschaften

Mit dem Förderprogramm HAW.International unterstützt der DAAD gezielt Hochschulen für angewandte Wissenschaften bei der Internationalisierung. Denn: Gerade von den HAW-Absolventinnen und –Absolventen werden in einem globalisierten Arbeitsmarkt entsprechende Kompetenzen gefordert. „Auch kleine und mittlere Unternehmen sind immer internationaler aufgestellt; sie erschließen sich Absatzmärkte rund um den Globus und investieren in neue Standorte weltweit. Deshalb benötigen sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die international ausgebildet sind und über entsprechende sprachliche und interkulturelle Kompetenzen verfügen“, so der DAAD auf seiner Website.
Dazu kommt ein weiterer Aspekt: „Die Geldgeber haben ein Interesse daran, das Markenprodukt HAW ins Ausland zu exportieren. Das heißt: Die starke Praxisorientierung schon während des Studiums kann – wie auch die für Deutschland typische anwendungsorientierte Ausbildung – ein Vorbild für andere Länder sein“, führt Prof. Dr. Matthias Werner, Leiter des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen Elektro- und Informationstechnik, aus. Besonders deutlich wird dies beim künftigen Studiengang Internationales Wirtschaftsingenieurwesen Elektro- und Informationstechnik. Das interdisziplinär aufgesetzte Studienprogramm mit der Kombination von Wirtschafts- und Technikinhalten ist so im Ausland kaum bekannt, in Deutschland aber seit knapp 100 Jahren ein Erfolgsmodell. Das immer weiter fortschreitende Wachstum globaler Wertschöpfungskooperationen fordere nun umso dringender das vernetzte, interdisziplinäre und internationale Denken.

Neuer Bachelor Studiengang: Internationales Wirtschaftsingenieurwesen Elektro- und Informationstechnik

Der neu zu konzipierende Bachelor-Studiengang internationales Wirtschaftsingenieurwesen Elektro- und Informationstechnik ist mit dieser Schwerpunktsetzung deutschlandweit der erste seiner Art. „Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen ist für die meisten Hochschulen im Ausland noch erklärungsbedürftig“, erläutert Prof. Dr. Matthias Werner. Im Englischen gebe es noch nicht einmal eine eindeutige Bezeichnung für „Wirtschaftsingenieurwesen“, ergänzt Prof. Dr. Gunter Voigt. Geläufig sei zum Beispiel „industrial engineering“, was allerdings nicht die Inhalte Management und Ingenieurwesen vereine, sondern vor allem auf die Produktionstechnik abziele. Umgekehrt würden auch im Ausland die besonderen Fähigkeiten der Wirtschaftsingenieurinnen und –ingenieure sehr geschätzt. „Der Bedarf und die Nachfrage nach Absolventinnen und Absolventen ist ungebrochen groß. Unternehmen fordern jedoch immer stärker zusätzlich solche Kompetenzen, die für ein erfolgreiches agieren in internationalen Kontexten erforderlich sind“, betont Prof. Dr. Werner.
Prof. Dr. Voigt erläutert am Beispiel Energiewende: „Es reicht für die Arbeit im Strommarkt nicht, nur die elektrotechnischen Kenntnisse zur Produktion von Storm zu kennen bzw. umgekehrt nur marktwirtschaftliche Aspekte zu betrachten. Der Strommarkt bringt Instabilitäten im Netz – Wirtschaftsingenieure können mit den breit gefächerten Herausforderungen besser umgehen.“

Doppelabschluss – an der HTWG und einer ausländischen Hochschule

Mit mindestens einer Partnerhochschule wird bei dem neuen Studiengang ein Doppelabschluss möglich sein. Im Idealfall werden bereits zum Start zwei Hochschulen zur Auswahl stehen – derzeit liebäugelt das Team mit einer Hochschule in Europa und einer in China.
Der Studiengang wird in Teilen englischsprachig sein. Die Zusatzbezeichnung „international“ gehe jedoch nicht nur auf die Zweisprachigkeit zurück, sondern vor allem auch auf die Ergänzung des Curriculums um die Vermittlung interkultureller Kompetenz und Fragen des internationalen Managements. Als konsekutiver Masterstudiengang bietet sich der bereits bestehende Studiengang International Project Engineering an.

Neuer Masterstudiengang: International Management Asia-Europe

Schon zum Sommersemester sind Einschreibungen für das zweite Pilotprojekt, den Masterstudiengang International Management Asia-Europe (MIM), möglich. Er ist an der Fakultät Wirtschafts-, Kultur- und Rechtswissenschaft beheimatet und eine Weiterentwicklung des schon seit 13 Jahren bestehenden Masterstudiengangs Internationales Management Asien. MIM ermöglicht auf Wunsch einen englischsprachigen Doppelabschluss – an der HTWG sowie an der Southern Taiwan University of Science and Technology (STUST www.htwg-konstanz.de/de/aktuelles/news/start-fuer-double-degree-programm-mit-taiwan/ ). Die Fakultät streckt nun noch die Fühler nach einer weiteren Hochschule in Asien aus, an der ein Abschluss parallel zur HTWG möglich sein wird, avisiert sind Indien, Südkorea oder Malaysia.
Ein Studiengang für Internationales Management sei nicht ungewöhnlich, wohl aber die Fokussierung auf Asien und der starke Bezug auf die Handhabung von Komplexität und Risiken, betont Prof. Dr. Konstantin Hassemer. Diese beiden Besonderheiten hätten schon in den zurückliegenden Jahren dazu geführt, dass 40 bis 50 Prozent der bisherigen Masterstudierenden nach dem Erlangen ihres Bachelor-Abschlusses an einer Universität an die HTWG gewechselt sind. Um neben der wissenschaftlichen Vertiefung auch die Anwendungsorientierung weiterhin gewährleisten zu können, sind auch Projektpartner aus der Wirtschaft – in Deutschland wie in Asien – involviert.

Schaffung von fünf Stellen

Insgesamt 1,7 Stellen verteilt auf mehrere Köpfe sollen für die Umsetzung des Projektes HAW.International an der HTWG besetzt werden. Je zwei Kräfte mit einem Stellenanteil von 20 Prozent sollten Unterstützung bei IT und Übersetzung (Englisch) leisten, je zwei 40-Prozent-Stellen sind für die Administration der zwei Pilotstudiengänge eingeplant. Eine 50-Prozent-Stelle steht für die Projektkoordination zur Verfügung. Die Ausschreibungen liefen Anfang Dezember, mit Einstellungen ist mit März 2020 zu rechnen.
Schon in den vergangenen Monaten haben die Projektverantwortlichen Partner im Ausland besucht bzw. aus dem Ausland auf dem Campus willkommen geheißen, um die Zusammenarbeit auf- und auszubauen. Zum Beispiel hat Prof. Werner die Kontakte an die Qingdao-University of Science and Technology vertieft, an der unter anderem auch deutschsprachig gelehrt wird, Prof. Dr. Christian von Lübke hat in Malaysia Vertiefungsgespräche geführt, Prof. Dr. Wurong Shih von der taiwanesischen Partnerhochschule STUST und Mit-Initiator der Double Degree-Vereinbarung mit der HTWG hat sich einen Eindruck von den Masterprogrammen verschafft, Verena Gründler hat in Peking mit der Außenhandelskammer sowie mit Alumni über Formen der Zusammenarbeit gesprochen und Prof. Dr. Gunter Voigt hat Nelius Bekker, Dozent für Electric Power Systems an der University of Stellenbosch in Südafrika bei seinem Besuch an der HTWG in Lehrveranstaltungen einbinden können. (Foto)

Weitere Informationen sind erhältlich bei den Projektleitern Prof. Dr. Konstantin Hassemer, Prof. Dr. Christian von Lübke, Verena Gründler und Prof. Dr. Matthias Werner.

Internationales Studium an der HTWG

Knapp die Hälfte der Studierenden der HTWG verbindet das Studium mit einem Auslandsaufenthalt – für ein integriertes Auslandssemester an einer Partnerhochschule, ein Praxissemester bei einer Firma im Ausland oder zur Anfertigung der Abschlussarbeit. Derzeit zählt die HTWG 81 Partnerhochschulen. Im Studienjahr 2018/19 gingen 404 Studierende ins Ausland (7 nach Afrika, 14 nach Australien/Ozeanien, 57 nach Amerika, 182 nach Europa, 144 nach Asien). Umgekehrt waren zum Studienjahr 2018/19 141 internationale Austauschstudierende eingeschrieben (2 aus Afrika, 44 aus Amerika, 63 aus Asien, 32 aus Europa).