Architektur
Bachelor und Master
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(07/20) ...ist der Titel einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe, die im vergangenen Sommersemester hochschulöffentlich im Fachgebiet Städtebau (AR) stattfand. Prof. Leonhard Schenk hatte drei internationale Experten zum „Morgengespräch“ eingeladen. Die Gäste berichteten zu Themen der Stadtplanung und des Städtebaus aus ihren Heimatländern.
Jeroen Mensink, Architekt und Stadtplaner aus Amsterdam, Niederlande, machte Mitte Juni den Anfang. Auf die Frage von Leonhard Schenk, „What’s going on in Amsterdam“ antwortete er prompt: „A lot!“ In einem digitalen Rundgang durch die niederländische Hauptstadt stellte er den fast 60 Teilnehmern verschiedene Projekte vor, wie Oostelijke Havengebied, Zeeburgeriland und IJburg. Den Zuhörern wurde deutlich, mit welcher Geschwindigkeit Projekte in Amsterdam umgesetzt werden. Jeroen Mensink beschäftigt sich auch mit Infrastuktur-Themen, was für einen typischen Architekten doch eher ungewöhnlich ist. Er erläuterte den Zuschauern anhand von Grafiken sehr anschaulich, wie er diese Projekte angeht, sie strukturiert und dann planerisch umsetzt. So macht er sich beispielsweise Gedanken über die Versickerung von anfallendem Regenwasser, dessen Menge bei breiteren Straßen automatisch zunimmt. Die Entwässerung wird in den Entwurf geschickt integriert.
Antworten zu der Frage „Was ist eigentlich die Produktive Stadt“ gab der deutsche Architekt und Stadtplaner Prof. Stefan Werrer aus Stuttgart/Aachen. Der Begriff „productive city“ kursiert seit 5-10 Jahren und wurde im Jahre 2012 in der Ausstellung „Making City“ in Rotterdam erstmals aufgegriffen. Die unaufhörliche Urbanisierung stellt die Welt vor enorme soziale, wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen. Städte müssen daher auf andere Weise gestaltet und organisiert werden. Wohnen und Arbeiten vermischen sich immer mehr, nicht erst in den letzten Monaten. Büros werden zu Wohnräumen, dadurch erfahren auch Stadträume eine Transformation. An den Beispielen „Werksviertel in München“ und einem Gründerzentrum in Karlsruhe zeigte er sehr anschaulich, wie die Produktive Stadt der Zukunft aussehen kann.
Bei der dritten Veranstaltung schalteten wieder über 40 Teilnehmer am frühen Morgen digital nach Mexiko. Der Architekt René Salinas, Suma Estudio Urbano, Victoria, México gab Antworten auf die Frage: „What’s going on in Tamaulipas?“. Dabei schilderte er, welche Probleme durch die Expansion der Städte dort entstehen. Der größte Teil der mexikanischen Bevölkerung lebe in Städten. Das Wohnen werde dabei immer weiter an die Peripherie gedrängt. In den Innenstädten überwiege die Infrastruktur wie beispielsweise Rathaus, Kirchen, Einkaufsmeilen, eigentliches „Leben“ finde dort aber nicht mehr statt. Am Stadtrand finde man zum Beispiel das „social housing“, Viertel ohne Infrastruktur wie Krankenhäuser oder Läden – die Bewohner halten sich dort nur zum Schlafen auf.
Dem gegenüber stünden die „gated communities“, luxuriöse Wohnquartiere, die sich durch Mauern von der äußeren Umwelt abschotten. Die Bewohner bewegen sich dort nur noch mit Autos, natürliche Landschaft würden dort nicht mehr existieren, statt dessen prägen weiße Mauern, Vorgärten, Villen und SUVs das Erscheinungsbild dieser Wohnviertel.Die Hauptaufgabe für die Stadtplanung in Mexico sieht er darin, die Stadt und ihre öffentlichen Räume wieder attraktiv für Fußgänger und Radfahrer zu machen und Innenstädte zu reaktivieren. Anhand verschiedener Beispiele präsentierte er mit Vorher-Nachher-Grafiken anschaulich, was er diesbezüglich mit seinem Büro-Team umsetzen konnte.
Die drei Veranstaltungen, die alle über WebEx-Meeting angeboten wurden, zeigte den vielen interessierten Zuhörern eindrücklich, dass die Aufgaben und Probleme in Europa und Mexico im Kern die gleichen sind. Die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, Herangehensweisen und Umsetzungen gaben den teilnehmenden Studierenden und Fachleuten wertvolle Impulse. Es bleibt zu wünschen, dass auch in den kommenden Semestern ein internationaler Austausch wie dieser fortgeführt wird. Wir danken Prof. Leonhard Schenk für die Organisation und die Öffnung der Vorträge für alle Hochschulangehörigen, so dass viele Interessierte die Möglichkeit hatten, an den Vorträgen live dabei zu sein.
Text: Conny Lurz