Architektur

    Bachelor und Master

    Dekoratives grafisches Element

    Weiterdenken, weiterbauen

    (4/23) Wie können hochwertige Elemente als Bauteile neu genutzt werden, die für den Bau des Stuttgarter Hauptbahnhofs zum Einsatz kamen? Daran forscht derzeit ein interdisziplinäres Team.

    Etwa 5.000 mBrettsperrholz werden für die geometrisch komplexen Betonschalungen benötigt, die auf der Baustelle des neuen Hauptbahnhofes in Stuttgart zum Einsatz kommen. Nach der Produktion von Stützen, Gewölben und anderer Bauteile sind diese Schalungen nicht mehr zu gebrauchen. Zumindest dort. Wie können die hochwertigen Elemente als Bauteile weiter genutzt werden?

    Im Rahmen des Forschungsprojekts Stuttgart 210 untersucht ein interdisziplinäres Forschungsteam der HFT Stuttgart, der HKA Karlsruhe, des Reallabors Mannheim und der HTWG Konstanz Lösungsansätze zur Wiederverwendung der Schalungselemente als hochwertige Bauteile. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden einerseits die unmittelbare Wiederverwendung der zur Verfügung stehenden Schalelemente für passende Anwendungen und andererseits die Anpassung der Elemente auf weitgehend rechteckige und plane, stabförmige und flächige Geometrien für alltägliche Bauaufgaben untersucht.

    Zu den erklärten Zielen des Projekts gehört das Aufzeigen von Zukunftsstrategien zur hochwertigen Nutzung von Abbruch- bzw. Abfallmaterial. Zudem möchte das Team für die Adaption von Entwurfsentscheidungen an bestehende Ressourcen sensibilisieren. Statt den Materialbedarf an vorgegebene Entwürfe anzupassen, sollte sich aus der Sicht der Forscher*innen der Entwurfsprozess an den vorhandenen Ressourcen orientieren. Für verschiedene Entwürfe werden funktionale, gestalterische, konstruktive und tragwerksplanerische Möglichkeiten ermittelt, ein Ökobilanzierungsverfahren für Re-Use-Baukomponenten entwickelt und die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen für 1:1-Anwendungen erforscht.

    Die Stadt Mannheim hat sich im Rahmen des Forschungsprojekts bereits 18 HKT-Elemente für das erste Reallabor gesichert. Der kleine Experimentalbau mit einer Grundfläche von etwa 10 x 12 Metern bietet durch die sich selbsttragende Gebäudehülle der HKT-Elemente ein breites Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten. Diese reichen von einer Mensa für Schüler*innen über einen Bewegungsraum für einen Kindergarten bzw. einen Waldkindergarten bis hin zu einem Aufwärmraum für Obdachlose oder einem Proberaum für das Nationaltheater Mannheim.

     

    Projektbeteiligte der HTWG Konstanz

    Fachgebiet Baukonstruktion und Entwerfen
    Prof. Dipl.-Ing. Stefan Krötsch
    Koordination der Forschungsinhalte und Bearbeitung entwurflicher und baukonstruktiver Themen
    Projektleitung: Roman Kreuzer M.A.
    WHK: Katharina Raabe B.A., Maximilian Stemmler B.A., Alessandro Mac-Nelly B.A.

    Fachgebiet Energieeffizientes Bauen
    Prof. Dr.-Ing. Thomas Stark
    Entwicklung eines Ökobilanzierungsverfahrens für Re-Use-Baukomponenten, Ökobilanzierung des Projekts und Energiekonzept
    Projektleitung: Dr.-Ing. Viola John

     

    Das Projekt wird vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) im Rahmen der Holzbauoffensive finanziert. ProHolz Baden-Württemberg übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit und Koordination. Die Firma Züblin Timber, von der die Schalungselemente hergestellt wurden, unterstützt das Forschungsprojekt als Praxispartner, indem sie die digitalen Abbundpläne zur Verfügung stellt.

    Text: Roman Kreuzer, Baunetz Campus, Tobias Stilz