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Best-Practice-Beispiele für den Erwerb von China-Kompetenz

Gruppenfoto des Teams des Chinazentrums der HTWG. Von links: Dr. Helena Obendiek, Prof. Dr. Gabriele Thelen und Yinchun Bai.

Das China-Zentrum der HTWG hat das „Handbuch China-Kompetenz“ herausgegeben. Elf Hochschulen geben Einblicke in ihre Erkenntnisse und „lessons learned“ im Austausch mit China. Die Beiträge der HTWG zeigen die große Erfahrung der Hochschule im Kontakt mit China.

China stellt westliche Gesellschaften vor Herausforderungen. Sein rasanter technologischer Fortschritt fasziniert, sein politisches Agieren beunruhigt. Gerade die jüngsten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zeigen einmal mehr: China-Kompetenz ist dringend nötig. Hochschulen spielen bei der Vermittlung ebendieser China-Kompetenz eine Schlüsselrolle.
Wie aber können an der Hochschule Teilkompetenzen, wie interkulturelle Fähigkeiten, ein Grundverständnis von Chinas Wirtschaft, Politik, moderner Geschichte und Gesellschaft sowie fachspezifisches Wissen und Sprachkenntnisse zielgruppengerecht vermittelt werden? Welche Voraussetzungen müssen an den Hochschulen gegeben sein, um einen kompetenten Umgang mit China in der Praxis erlernen und umsetzen zu können?

Beiträge aus elf Hochschulen, neun Artikel aus der HTWG

Auf diese Fragen will das nun veröffentlichte Handbuch Antworten geben. Die dokumentierten Erfahrungen in der Umsetzung von China-Kompetenzmaßnahmen stammen aus elf deutschen Hochschulen, die im Rahmen einer BMBF-Förderlinie ihre China-Aktivitäten stärken bzw. neue Aktivitäten entwickeln konnten und/oder Mitglied im Verbund der Chinazentren an deutschen Hochschulen (VCdH) sind. Das Leitungsteam des China-Zentrums der HTWG Prof. Dr. Gabriele Thelen (im Bild oben in der Mitte), Dr. Helena Obendiek (im Bild links) und Yinchun Bai (im Bild rechts) hat zur Erstellung der Beiträge aufgerufen und sie lektoriert.
In fünf Kapiteln sind 30 Artikel gebündelt. Neun Artikel darunter sind von Lehrenden, Mitarbeiter*innen und Alumni der HTWG verfasst. Sie zeigen die langjährigen und fundierten Erfahrungen der Hochschule im Austausch mit China.

Beispielhaft für Zusammenarbeit mit Partnerländern mit schwierigen Gesellschaftssystemen

„Die Zusammenstellung von Erfahrungsberichten zu einzelnen Hochschulmaßnahmen, die im Sinne von Best Practice auch Hinweise zum Umgang mit zu erwartenden Schwierigkeiten geben, verfolgt eine zweifache Zielsetzung. Einerseits wird deutlich, welche Strukturen etabliert (und finanziert) werden müssen, damit die Hochschulen der Forderung nach mehr China-Kompetenz in ihren Einrichtungen gerecht werden können. Gleichzeitig erhalten Hochschulleitungen, Akademische Auslandsämter sowie alle anderen Engagierten an den Hochschulen Anregungen zur Umsetzung ebensolcher China-Kompetenzmaßnahmen“, heißt es im Vorwort wie auch weiter: „Die Herausforderung, an deutschen Hochschulen den Aufbau von China-Kompetenzen zu fördern, ist damit in gewisser Weise als beispielhaft auch für andere Partnerländer zu verstehen, die aufgrund ihrer Gesellschaftssysteme als schwierig empfunden werden. Wenn sich Hochschulen dieser Herausforderung stellen, werden sie ihrer Verantwortung als ideale Orte für den gemeinsamen Lernprozess internationaler Zusammenarbeit und gemeinsamer Problemlösung gerecht.“

Zum Inhalt

Der erste Teil mit dem Titel „Deutsch-chinesische Begegnungen: historische Wurzeln und heutige Praxis im Hochschulkontext“ lädt zur kritischen Auseinandersetzung mit unserer eigenen China-Wahrnehmung ein.

Der zweite Teil zeigt auf, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, um an Hochschulen handlungsfähig zu sein. Am Beispiel der Kooperation zwischen HTWG Konstanz und dem Beijing Institute of Technology (BIT) stellen Roland Luxemburger und Dr. Helena Obendiek den Aufbau von Partnerschaftsprogrammen zwischen unterschiedlichen Hochschultypen vor.
Der dritte Teil „Verankerung von China-Kompetenz als fachübergreifende Qualifikation an der Hochschule“ stellt unterschiedliche Konzepte für Kurse und Zertifikatsprogramme zum Aufbau von China-Kompetenzen für Studierende, Lehrende und Mitarbeiter*innen vor. Im Beitrag der HTWG stellt Marcella Hödl die China-Exkursionen im Masterstudiengang International Management Asia-Europe als eine Plattform für einen vertieften europäisch-chinesischen Dialog vor. Die HTWG-Alumni Miriam Theobald und Marcel Münch geben Tipps für „De-Code China“, indem sie in Formate zur Analyse von Innovationspotentialen in Geschäftsmodellen der chinesischen Digitalökonomie Einblick geben.

Mit gleich drei Beiträgen ist die HTWG im vierten Teil vertreten, der die Integration chinesischer Studierender in ihrem Auslandsstudium in den Blick nimmt und fragt: „China-kompetent als Lehrende und in der Verwaltung: Wie gelingt das Studium für Chines*innen?“

Verena Gründler und Prof. Dr. Gabriele Thelen stellen interkulturelle Projektarbeit zur Betreuung chinesischer Studierender aus Sicht des Akademischen Auslandsamts vor. Yinchun Bai und Prof. Thelen betrachten chinesische Studierende in der wissenschaftlichen Auseinandersetzungskultur an deutschen Hochschulen und Prof. Dr. Konstantin Hassemer präsentiert die Integration ins Studium durch »Lernteamcoaching« in kulturell gemischten Lerngruppen.

Der fünfte Teil trägt den Titel „Kurskonzepte zum Aufbau interkultureller Kompetenz in kulturell gemischten Gruppen am Beispiel Deutschland-China: »Augenhöhe« herstellen“. Hier steht im Vordergrund, dass jegliche internationale Zusammenarbeit auf emotionaler und interkultureller Kompetenz basiert. Denn gemeinsames Problemlösen erfordert immer auch die Fähigkeit, persönliche Begegnungssituationen im professionellen und interkulturellen Kontext für beide Seiten befriedigend gestalten zu können. Wie die hierfür notwendigen Kompetenzen gestärkt werden können, das zeigt Prof. Dr. Gabriele Thelen im Beitrag „Die Lehrveranstaltung »Kommunikationspsychologie« an der HTWG“. Sie stellt den hierzu entwickelten Ansatz „get_connected“ zur „Verbindung mit dem Selbst und den Anderen vor“, den sie als Vorbereitung auf Begegnungssituationen zwischen Fremden (Beispiel China-Deutschland) beschreibt. In den zwei folgenden Beiträgen stellen Prof. Thelen, Dr. Helena Obendiek, und Yinchun Bai vor, wie dieser Kursansatz zur Förderung der Zusammenarbeit auf Augenhöhe in kulturell gemischten Teams eingesetzt werden kann. Mit der Beschreibung einzelner Unterrichtssequenzen und entsprechender Evaluationsergebnisse geben sie konkrete Anregungen zur Umsetzung von get_connected-Kursen auch an anderen Hochschulen..

Das Handbuch ist als Open Access Publikation im transcript Verlag erschienen und kann dort im Volltext als pdf-Datei heruntergeladen werden.
Die Deutschabteilung der Tongji Universität in Shanghai plant, Teile des Handbuchs ins Chinesische zu übersetzen. Der erste Beitrag der Herausgeberinnen ist bereits auf Chinesisch auf der Seite der Plattform des Zentrums für Chinesisch-Deutschen Gesellschaftlich-Kulturellen Austausch (CDGKA) der Tongji Universität erschienen.