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Kontakte für die Nach-Corona-Zeit

Prof. Dr. Beate Bergé reicht eine Dokumentenmappe über eine Tisch. Rechts und links des Tisches stehen Vertreter der Presidency University in Bangalore.

Freude über die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding an der Presidency University in Bangalore, einer privaten Hochschule, die ein ähnliches Profil wie die HTWG hat und auf ihrem Campus in der Nähe des IT-Hubs Bangalore über eine erstklassige Infrastruktur verfügt.

Indien ist in vielerlei Hinsicht für die Arbeitswelt der Zukunft ein interessantes Land. Die HTWG baut die Kontakte sowohl zu Hochschulen wie auch Unternehmen aus. Bereits im Sommer soll eine Robotics Challenge stattfinden – zunächst im virtuellen Raum.

Dem Schwellenland Indien werden große Entwicklungspotentiale und eine schnell wachsende Volkswirtschaft zugeschrieben. Auch wenn das Land in den nächsten Monaten vermutlich stark von der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen betroffen sein wird, birgt Indien langfristig mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern vielfältige Chancen. „Indien ist ein zunehmend wichtiger Wirtschaftsraum in Asien, auch für deutsche Unternehmen“, betont Prof. Dr. Beate Bergé, Vizepräsidentin Lehre und Qualitätssicherung und Professorin für Volkswirtschaftslehre in den Asienstudiengängen. Gleichzeitig sei die Indienkompetenz unter Studierenden noch wenig ausgeprägt. Häufig prägten Klischées das Bild von Indien, die zwar manche Facetten des Landes bestätigten, aber auch den Blick auf andere Realitäten verstellten.

Neue Chancen in Studium und wissenschaftlicher Weiterbildung

Um ihren Studierenden und in der wissenschaftlichen Weiterbildung neue Chancen zu eröffnen, ist die HTWG interessiert daran, ihre Kooperationen mit Hochschulen wie auch Unternehmen in Indien zu vertiefen. In der Internationalisierungsstrategie der Hochschule spielt das Land eine wichtige Rolle, unter anderem im Programm HAW.International, über das die HTWG vom Deutschen Akademischen Austauschdienst mit knapp 1 Million Euro gefördert wird.

Wenige Wochen vor dem Lockdown haben Prof. Dr. Beate Bergé und Prof. Dr. Konstantin Hassemer, Studiendekan der Asienstudiengänge und Professor für Internationale Betriebswirtschaftslehre sowie Projektleiter von HAW.International, aktuelle und potentielle Partner in Mumbai, Bhopal, Indore und Bangalore besucht. Die Reise hatte das Ziel, bereits bestehende Hochschulkooperationen auszubauen, neue aufzubauen und Kontakte zu Unternehmen zu vertiefen.

Verbindungen nach Bhopal werden immer enger

Immer enger werden die Verbindungen zur Jagran Lakecity University. Die in Bhopal beheimatete Universität ist erst 2013 gegründet worden. Sie zählt rund 2000 Studierende und wurde bereits trotz ihrer jungen Jahre mehrfach ausgezeichnet. Zu ihren Schwerpunkten zählen unter anderem Wirtschaft, Recht und Ingenieurwesen. Neben Prof. Dr. Konstantin Hassemer war Prof. Dr. Frank Best bereits als Gastdozent an der JLU, im letzten Jahr hat eine Gruppe von Masterstudierenden der HTWG für einige Tage die Universität besucht. Nun standen Gespräche zum doppelabschlussfähigen Masterprogramm „International Management Asia-Europe“ im Mittelpunkt. „Die konkret vereinbarten Maßnahmen lassen einen positiven Ausblick auf die vom DAAD geförderte Programmentwicklung zu“, resümierte Prof. Dr. Hassemer.
Der geplante 14-tägige Austausch von Kommunikationsdesign-Studierenden der HTWG und Design-Studierenden der JLU im Rahmen eines gemeinsamen Projektes im Frühjahr 2020 musste wegen der Corona-Pandemie zwischenzeitlich auf Eis gelegt werden. Das Projekt wird im Rahmen von HAW.International gefördert.

Prof. Dr. Konstantin Hassemer (links) und Prof. Dr. Beate Bergé wurden auch am Indian Institute of Management in Indore willkommen geheißen.

Anbahnung von Kooperationen im IT-Hub Bangalore

In Indore standen Besuche beim Indian Institute of Management (IIM) und beim Indian Institute of Technology auf dem Programm. Beide sind „Indian Institutes of National Importance“, die international anerkannt und als Kooperationspartner sehr gefragt sind. Mit dem IIM wurde ein Memorandum of Understanding unterschrieben, ebenso mit der Presidency University in Bangalore, einer privaten Hochschule, die ein ähnliches Profil wie die HTWG hat und auf ihrem Campus in der Nähe des IT-Hubs Bangalore über eine erstklassige Infrastruktur verfügt. Die Hochschule bietet ca. 9500 Studierenden eine breite Auswahl an Ingenieurstudiengängen an, aber auch Rechtswissenschaften oder Management-Programme.

Bei Tech Mahindra in Bangalore haben Prof. Dr. Konstantin Hassemer (zweiter von links) und Prof. Dr. Beate Bergé (Mitte) die Kontakte weiter vertieft.

Softwaregigant Tech Mahindra und die indische Niederlassung des bekannten deutschen Herstellers Festo waren die abschließenden Besuchsziele in Bangalore. Schon 2019 haben HTWG und Tech Mahindra mit einer gemeinsam unterzeichneten Absichtserklärung den Grundstein zur Zusammenarbeit gelegt. Unter anderem verbrachte bereits Prof. Dr. Ditmar Ihlenburg, Professor für Innovationsmanagement, einen Forschungsaufenthalt in Bangalore, um bestehende Kontakte zu den dort ansässigen Industrieunternehemen und Hochschulen weiter zu vertiefen und die Zusammenarbeit insbesondere in der gemeinsamen Betreuung von Projekt- und Abschlussarbeiten aufzubauen. Im Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen wird nun bereits gemeinsam mit Tech Mahindra im Themenbereich „Intelligent Robotics“ eine Abschlussarbeit betreut.

Ideenwettbewerb: Robotics Challenge

Intelligente Roboter, eine vernetzte Produktion und neue Technologien werden die Arbeitswelt der Zukunft verändern. Im Fokus von zukünftigen Produktionsperipherien steht die Kollaboration zwischen Menschen und Maschinen, die immer mehr Hand in Hand arbeiten werden. Auf Basis der zunehmenden Digitalisierung, sowie der sich stetig veränderten Anforderungen an Menschen und Maschinen wird die Mensch-Robotik-Kollaboration eine entscheidende Grundlage für die Entwicklung neuer Services für die Arbeitswelten der Zukunft sein. An dieser Stelle wird gemeinsam mit der Hochschule und der Industrie ein Ideenwettbewerb gestartet. berichtet Prof. Ihlenburg.

Der Ideenwettbewerb zum Thema „Intelligent Robotics of the Future“ hat zum Ziel die neusten Services und besten Roboterbeispiele zu sammeln. Dabei versteht sich der Ideenwettbewerb als offene Plattform für kreative Ideen, Konzepte und Visionen. Als Teilnehmer sind sowohl praxisnahe Experten aus der Wirtschaft als auch Experten und Studierende aus der Wissenschaft angesprochen. Gesucht werden vor allem Beispiele aus der Industrie in Bezug zur Mensch-Roboter-Kollaboration. Experten, Studierende, Startups und Unternehmen erhalten die Möglichkeit auf dieser Plattform ihre Ideen zur Mensch-Roboter-Kollaboration zu präsentieren. Die besten Beiträge erhalten nach Ablauf des Wettbewerbs die Möglichkeit der persönlichen Vorstellung der Ideen vor einer ausgewählten Jury.

Zur Ermittlung der Preisträger wird die Jury mit hochrangigen Wissenschaftlern aus dem Bereich Open Innovation, Robotik und Technologiemanagement besetzt, darüber hinaus werden noch weitere Experten aus der Industrie hinzugezogen. „Eigentlich war für die Preisträger auch eine persönliche Vorstellung der eingereichten  Ideen im Rahmen der Konstanzer Langen Nacht der Wissenschaft geplant“, berichtet Prof. Ihlenburg. Dies soll nun in einem anderen Rahmen möglich sein.

Neue Lehrbeauftragte

Tech Mahindra ist sich dessen bewusst, dass durch die Veränderungen der Arbeitswelt komplexe Herausforderungen und neue Fragestellungen aufkommen. Auch ethische Aspekte werden zunehmend bei der Automatisierung durch Roboter berücksichtigt werden müssen. „Ethische und soziale Fragen werden daher auch eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung neuer Industriestandards spielen“, sagt Prof. Ihlenburg. Daher wurde zu diesem Thema Herr Harpal Toor als Experte für Künstliche Intelligenz von dem indischen IT-Dienstleistern als Lehrbeauftragter für die HTWG gewonnen.

Ein weiterer neuer Lehrbeauftragter kommt von Wuerth Industrial Services India Pvt. Ltd., in Pune. Erstkontakte zu Würth in Pune wurden durch einen Absolventen einer der Asien-Studiengänge der HTWG hergestellt. Ein näheres Kennenlernen erfolgte durch Unternehmensbesuche im Rahmen von zwei Studienreisen von HTWG-Studierenden nach Indien 2016 und 2019 unter der Leitung von Prof. Dr. Beate Bergé und Prof. Dr. Konstantin Hassemer. Diese Kontakte wurden weiter durch eine Veranstaltung des German-Indian-Roundtable Konstanz im November 2019 vertieft. Würth baut parallel zum Industrie Kerngeschäft in Pune die Medienentwicklung und -produktion aus. „In Indien können die Medien z. B. für Smart-E-Learning, Web-based-Training und VR-/AR-App-Lösungen lokal zu sehr attraktiven Konditionen erstellt werden“, erläutert Prof. Ihlenburg. Norman Dentel, CEO von Wuerth Industrial Services India Pvt. Ltd, wurde als Lehrbeauftragter für das Thema „Systemized Sales Processes“ gewonnen. Er lehrt bereits im laufenden Sommersemester und wird die Veranstaltung auch im Wintersemester wieder anbieten. (aw)

Bild oben: Freude über die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding Memorandum an der Presidency University in Bangalore, einer privaten Hochschule, die ein ähnliches Profil wie die HTWG hat und auf ihrem Campus in der Nähe des IT-Hubs Bangalore über eine erstklassige Infrastruktur verfügt.