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Lehre an der HTWG – wie soll sie sein?

Blick in einen großen Raum, in dem Menschen in einem Kreis zusammensitzen.

Mit Vorlesungsbeginn startete der Prozess zur Erarbeitung eines „Leitbilds Lehre“. Lehrende, Studierende und Mitarbeiter*innen sind dazu eingeladen. Dass der Austausch zwischen Fakultäten und Statusgruppen fruchtbar ist, zeigte der erste Workshop.

„Was macht richtig schlechte Lehre aus?“, für manche ist die Frage, so irritierend sie sein mag, vielleicht einfacher zu beantworten als die Definition für „richtig gute Lehre“. Deswegen stand sie bewusst am Anfang. Jede*r hat Erfahrungen mit Lehre gemacht: In der Schule, im Musikunterricht, in der Ausbildung, im Studium, bei Weiterbildungen. Und jede*r kann deshalb Beispiele aufführen - schlechte, aber hoffentlich vor allem gute. Solche Beispiele, eigene Erwartungen und Wünsche waren zum Einstieg beim ersten Workshop zur Entwicklung des Leitbilds Lehre gefragt. Kurzweilig wurde er von Prof. Dr. Julia Rózsa moderiert, Gründerin und Leiterin der SRH-Akademie für Hochschullehre. Fünf weitere Workshops werden folgen, um möglichst viele Gedanken, Sichtweisen und Ideen einzubinden und davon zu profitieren (Anmeldungen sind dazu jederzeit noch möglich, weitere Informationen unten).

Vizepräsident Prof. Dr. Thomas Birkhölzer, bei dem der Leitbildprozess angesiedelt ist, ist es wichtig, dass nicht vor allem der Einsatz der Technik in der Lehre Inhalt der Diskussionen sein soll: „Es geht vielmehr um Grundsätzliches - zum Beispiel: Wollen wir rein kognitives Wissen vermitteln? Oder fühlen wir uns auch für die Persönlichkeitsbildung verantwortlich? Und was macht speziell Hochschullehre aus?“ Aber natürlich fließen auch Erfahrungen der Pandemie-Jahre in die Diskussion ein: „Wir wollen nicht zu 2019 zurück“, stellt Birkhölzer klar. Die vergangenen zwei Jahre hätten den Einsatz neuer technischer Möglichkeiten beschleunigt. Nun sei die Zeit, die Erfahrungen zu reflektieren und die angestoßenen Veränderungen für die Zukunft des Lehrens und Lernens zu optimieren.

Perspektivenwechsel öffnet den Blick

Bewusst sind zu den insgesamt sechs Workshops nach dem Losverfahren jeweils zwei Fakultäten „zusammengewürfelt“ worden. So trafen beim Auftakt Mitglieder der Fakultät Informatik auf Mitglieder der Fakultät Architektur und Gestaltung. „Es ist fruchtbar, wenn sich Menschen miteinander austauschen, die nicht ohnehin schon eng zusammenarbeiten“, hat Mihai Ganea, Projektmanager DIGITALL, während des Workshops beobachtet. Auch Studierende sind deshalb selbstverständlich zu den Workshops eingeladen.Unterschiedliche Perspektiven öffneten den Blick. Und sie machen es leichter, einen Schritt zurückzutreten, um besser zu reflektieren: „Was machen wir hier eigentlich? Warum? Und wie können wir es noch besser machen?“

Kontroverse Ansichten kamen mitunter bei strukturellen und technisch-organisatorischen Themen auf. „Im Kern aber herrschte überwiegend breiter Konsens, sowohl zwischen den Fakultäten als auch in der Lehrenden- und Studierendenperspektive, zum Beispiel was die Angebots- und räumliche Gestaltung der Hochschule als attraktiven Lernort anbelangt, die Lernatmosphäre, die Praxisrelevanz, Lernerfolg oder gegenseitige Wertschätzung“, sagt Marie-Pierre Locher, Referentin Mediendidaktik im Projekt DIGITALL.

Referentin Marie-Pierre Locher schreibt stehend auf ein Flipchart. Neben ihr sitzen drei Kolleginnen und Kollegen.

Diskussion: Was ist meine Rolle?

Immer wieder aber stand die Frage nach dem Rollenverständnis im Mittelpunkt – von Lehrenden und Lernenden. Dies zeigte sich zum Beispiel beim Blick auf die Methode Inverted Classroom und die Diskussion über geeignete Einsatzmöglichkeiten: „Hier waren die Meinungen nicht immer einhellig was Einsatzhäufigkeit, Zeitpunkt (Studienphase) und Fächereignung anbelangt. Die starken Befürworter waren der Meinung, dass die reine Wissensvermittlung durch gute und vielseitige Lernmaterialien weitestgehend in Selbstlernphasen erfolgen kann (und sollte) und die Kontaktzeit mit Lehrenden besser für vertiefende Verständnisfragen, Diskussionen und Praxisbeispiele zu nutzen seien. Andere gaben zu bedenken, dass die Erhöhung von Selbstlernphasen auch dazu führen könne, dass Studierende weniger voneinander lernen, also das peer-learning gegebenenfalls zu kurz kommen könnte. Skeptiker fragten, ob bei 'zuviel' Inverted Classroom und Anhebung der Selbstlernphasen möglicherweise der absolute Workload für Studierende steigen könnte“, berichtet die Referentin.

Die Moderatorin unterhält sich mit einem Studenten.

Leidenschaft fürs Lehren und Lernen

Wie wird das Leitbild Lehre am Ende aussehen? Auch das soll im Laufe der Workshops erst noch erarbeitet werden. Es soll aber auf jeden Fall das Lehren, Lernen und Leben an der Hochschule beeinflussen. „Es wird eine ‚Ausrichter‘-Funktion haben, also als eine Art Leuchtturm, an den sich Gremienmitglieder bei lehrrelevanten Entscheidungen ausrichten können“, kündigt Vizepräsident Birkhölzer an.
Bis es soweit ist, soll noch viel diskutiert werden, gerne auch kontrovers. Jede*r ist willkommen. „Man hat nicht keine Meinung zu Lehre“, ist Marie-Pierre Locher überzeugt. Deshalb sind Vertreter*innen aller Statusgruppen der Hochschule eingeladen, sich beim laufenden Prozess einzubringen, an dessen Ziel ein „Leitbild Lehre“ steht.
Die Ergebnisse des ersten Workshops fasste ein Teilnehmer aber schon malzusammen: „Es geht um Leidenschaft für Lehren und Lernen. Das ist der Kern von allem.“

Die nächsten Workshops finden zu folgenden Terminen im Senatssaal (Gebäude G) statt:
Freitag, 20. Mai, 10 - 16h
Montag, 23. Mai, 12:30 - 19h
Freitag, 3. Juni, 10 - 16h
Dienstag, 28. Juni, 12:30 - 19h
Freitag, 15. Juli, 10 - 16h

Anmeldungen sind möglich unter dem Link zur Anmeldung.
Interessierte Studierende können sich an leitbild@htwg-konstanz.de wenden oder direkt unter https://terminplaner4.dfn.de/MpZKbPXznBe5biMj für einen der Workshops anmelden.