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Transfer ins echte Leben

Rund 90 Schülerinnen und Schüler sitzen in einem Vortragssaal. Sie sind von hinten zu sehen. Vorne am Rednerpult steht Studienberaterin Sandra Flügel.

Rund 90 Zehntklässler des Gymnasiums Überlingen haben einen Tag an der HTWG verbracht. Sie arbeiteten an konkreten Fragestellungen, lernten Studierende und Absolvent*innen und auch Labore kennen und erhielten so Einblick in das Studieren an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften.

Die Welt steht nach dem Schulabschluss offen. Wie aber können Schüler*innen sich in der Vielzahl ihrer Möglichkeiten orientieren? Rund 90 Zehntklässler des Gymnasiums Überlingen haben einen Tag lang die HTWG besucht, um sich ein Bild von verschiedenen Studiengängen zu machen, Absolvent*innenen und deren Werdegang nach dem Studium kennenzulernen und einen Einblick in das Studieren an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften zu erhalten. Es war ihr erster Besuch an einer Hochschule und deshalb von besonderer Bedeutung, sagt Lehrerin Andrea Ernst: „Der Kontakt ist wichtig für die Entwicklung von Zielen in der Schülerlaufbahn, gerade zu Beginn der Oberstufe und vor der Wahl der Leistungsfächer.“

Der rote Faden dabei, den Studienberaterin Sandra Flügel von der Hochschule gezogen hatte: Die Schüler*innen entwickelten zunächst in Gruppen eine Lösungsidee zu Problemen aus ihrem Alltag. Im Laufe des Tages konnten sie zusammenstellen, in welchen Studiengängen und welchen Laboren der Hochschule sie die entsprechenden Kompetenzen zur Umsetzung ihrer Idee finden könnten. Zum Beispiel für die Entwicklung einer „WoBusApp“: Zwei Schülerinnen hatten die Idee für diese App, die Busnutzern den Standort und die Auslastung von Bussen des öffentlichen Nahverkehrs anzeigt, damit sie entscheiden können, ob sich das Warten lohnt oder ob sie eventuell den Bus einer anderen Linie bevorzugen sollten. Durch die Messung der Auslastung könnten aber auch die Betreiber der Linien wertvolle Daten sammeln, um ihr Liniennetz zu optimieren. Klingt gut, wer aber könnte eine solche App erstellen? Zum Abschluss des Tages zählten die Schülerinnen auf: Absolvent*innen der Studiengänge Elektrotechnik und Informationstechnik könnten zum Beispiel die Sensorik an den Bustüren konzipieren und auch die Übermittlung und Verarbeitung der GPS-Daten. Absolvent*innen der Betriebswirtschaftslehre könnten aus den erfassten Daten Schlüsse für die Betreiber ziehen. Designer*innen könnten die App so gestalten, dass die Nutzer*innen sie gerne und ohne Probleme nutzen.

Das Konzept war also aufgegangen, freut sich Studienberaterin Sandra Flügel. „Mir war zum einen wichtig, dass die Schüler*innen eine Idee davon bekommen, was hinter der Bezeichnung eines Studiengangs steht. Was bedeutet eigentlich Wirtschaftsingenieurwesen, was Verfahrenstechnik oder BWL?“, erläutert sie. Zum anderen wollte sie die Bandbreite der Studienangebote aufzeigen. Bei Andrea Ernst rannte sie damit offene Türen ein: „Es ist wichtig für die Schüler zu sehen, dass es nicht nur ihre Schulfächer gibt“, betont die Lehrerin.

Laboringenieur Manfred Schollenberger steht in einem weißen Kittel zwischen Laborschränken und blickt in die Kamera. Von hinten sind die Rücken von Schülern zu sehen, die im Halbkreis um ihn stehen.
Laboringenieur Manfred Schollenberger machte den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Überlingen bei ihrem Campustag an der HTWG im Labor für Partikeltechnologie und Sortiertechnik deutlich, wie sehr Ergebnisse der Verfahrenstechnik ihren Alltag prägen: Von der Schokocreme zum Frühstück über die Kleidung bis zu Medikamenten.

Einblick in Labore begeistert

Gerade der Blick in einzelne Labore der HTWG habe die Schüler*innen begeistert, sagt Lehrerin Andrea Ernst im Rückblick. Zum Beispiel vermittelte Prof. Dr. Sören Knoll im Wasserbaulabor eine Vorstellung davon, womit sich Bauingenieur*innen unter anderem beschäftigen, im Labor für Partikeltechnologie und Sortiertechnik erläuterte Laboringenieur Manfred Schollenberger Möglichkeiten der Verfahrenstechnik, im Open Innovation Lab überraschten 3D-Drucker, Fräsen und sogar Näh- und Stickmaschinen die Schüler. Das Bild von Regelungstechnik, Gesundheitsinformatik und Robotik ist ebenso im Austausch mit Lehrenden und Studierenden schärfer geworden wie vom Studiengang Wirtschaftsrecht. Zur Freude ihrer früheren Lehrerin stellte eine ehemalige Schülerin des Überlinger Gymnasiums, nun Wirtschaftsrechtsstudentin, diesen Studiengang vor. „Der Tag war auch für mich als Lehrkraft eine Hilfe. Ich weiß nun, an wen ich mich bei Fragen zu Studiengängen und –inhalten wenden kann“, resümierte eine begleitende Lehrerin.

Austausch mit Absolvent*innen und Gründer*innen

Die Schüler*innen konnten auch Absolvent*innen der Hochschule kennenlernen. So berichteten Wirtschaftsingenieurin Katja Seiter und Felix Duffner, der Internationales Projektmanagement studiert hat, von ihrem selbst gegründeten Unternehmen Eddilake und wie sie sich darin mit ihren jeweils individuellen Kompetenzen aus dem Studium ergänzen.
Andrea Ernst honorierte den Einsatz der Studierenden und Absolventen während des Campustags: „Die Beratung von Studenten für Schüler ist wichtig, da die Studenten oft anders Gehör finden als Lehrer und Eltern“, so ihre Erfahrung. Insbesondere das MINT-Mentoring weckte bei den Schülerinnen Interesse. Bei dem Angebot können Schülerinnen, die an MINT-Fächern (Mathe, Naturwissenschaft, Informatik und Technik) interessiert sind, mit Studentinnen in Kontakt treten und sich mit diesen als Mentorinnen bei regelmäßigen Treffen austauschen, um in ihre Studienwahl zu besprechen.

Bild oben: Mehr als 90 Schüler*innen der zehnten Klassen des Gymnasiums Überlingen haben an einem Campustag die Hochschule Konstanz, Studierende und Absolvent*innen und die Inhalte verschiedener Studiengänge kennengelernt.