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Praxisprojekt mit Fahrspaß

07.01.2020

Abdriften erwünscht: Maschinenbau-Studenten haben ein Drift-Trike im Internet entdeckt. Dann haben sie es sich einfach selbst gebaut.

Wer sich zu Weihnachten ein Drift-Trike gewünscht, es aber nicht bekommen hat, könnte sich ja einfach eines selbst bauen. Die Maschinenbau-Studenten Robert Winklar und Hannes Emrich haben es gemacht. Sie haben Drift-Trikes im Internet gesehen, fanden die Vehikel „richtig cool“ und haben sich selbst eines gebaut. Als Studienleistung im Rahmen ihres Studiums Maschinenbau Konstruktion und Entwicklung, im Labor für Produktentwicklung und Maschinenkonstruktionen bot sich Ihnen hierfür die Möglichkeit.

Angefangen hat das Projekt mit der Konstruktionsarbeit 4 im 5. Semester. Hier hat Robert Winklar mit einem Kommilitonen das gesamte Trike mit einem CAD Programm in 3D konstruiert. „Es war gar nicht so einfach, die vielen unterschiedlichen Komponenten zusammenzufügen, damit am Ende alles passt“, erläutert Robert Winklar. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, angefangen bei der Auswahl des Motors, über die Räder bis hin zum Design des Rahmens. Die Studenten der HTWG haben ihr individuelles Drift-Trike ausgearbeitet und konstruiert.

In der Projektarbeit 1 im sechsten Semester ging es dann ans Bauen. Als Mitstreiter hat Robert Winklar hierfür Kommilitone Hannes Emrich gefunden. „Das hat dann noch mehr Spaß gemacht als das Konstruieren“, sagt Robert Winklar lachend. Einfach wurde es dennoch nicht, nun musste sich zeigen, ob die Konstruktion stimmte. Den kompletten Rohrrahmen mussten sie selbst herstellen, biegen und verschweißen. „Das Biegen und fachgerechte Verschweißen der Rohre waren dabei eine Herausforderung“, führt Hannes Emrich aus. „Überall waren noch Kleinigkeiten zu erledigen wie z.B die Aufnahme der Bremsanlage, das war schon knifflig“, ergänzt sein Kommilitone.

Dank ihrer Begeisterung haben die beiden Studenten auch einen Sponsor gefunden, so dass sie für ein Drift-Trike lediglich 700 Euro an Materialkosten aufbringen mussten. Als Komponenten dienten unteranderem eine Motorrad-Bremsanlage und ein modifizierter Standmotor eines Stromaggregats. Als Sitz dient nun ein ausgemusterter Traktorsessel. Besondere Unterstützung erhielten sie von der Go-Kart-Bahn Alemannenring in Singen, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stand und die benötigten Teile aus dem Kartsport zur Verfügung stellte.

Ihr dreirädriges Gefährt wird von einem ca. 10 PS starken Benzinmotor angetrieben. Bis zu 70 km/h schaffen die Trikes je nach Übersetzung. Dabei ist das schnelle Fahren aber nicht Sinn und Zweck, sondern das Driften, also das kontrollierte Ausbrechen der Hinterachse. Der Einsatz der Fahrzeuge ist allerdings beschränkt: Fahren beziehungsweise driften dürfen die Studenten mit ihnen nur auf Privatgelände. Die Testfahrt auf einem ehemaligen Militärflugplatz hat sichtlich Spaß gemacht.

Und die Lehre: „Das Projekt war an sich nicht so sehr innovativ, dennoch war es eine sehr gute Übung für den bevorstehen Arbeitsalltag“, räumt Hannes Emrich ein. Auch Studierende anderer Hochschulen haben sich bereits den Bau von Drift-Trikes zur Aufgabe gemacht. Kein Wunder, denn: „Das Projekt war unglaublich wertvoll für uns. Es ist einfach etwas anderes, das Projekt von Beginn bis Ende umzusetzen und gerade für Jungingenieure sehr wichtig, Planungsfehler auf diese Weise erkennen zu können“, sagt Hannes Emrich. „Das ist schon super, dass die HTWG hier die Möglichkeiten dazu bietet“, fügt Robert Winklar hinzu.

Ihr Professor ist voll des Lobes: „Die Studenten haben sehr wohl, wenn auch nicht nach gängiger Definition, innovativ konstruiert. Sie haben die Gestaltungsgrundregel einfach Konstruieren konsequent umgesetzt und ein Sportfahrzeug ohne störungsanfällige elektronische Steuerung und Assistenzsysteme entwickelt und gebaut. Die einfache Konstruktion führt in den meisten Fällen zur kostengünstigsten und funktionssichersten Lösung. Weiter sind einfache, auf die Funktion reduzierte Konstruktionen auch am ehesten ressourcenschonend sagt Prof. Dr-Ing. Dr.sc.agr. Kurt Heppler.

Und noch jemand fand die Umsetzung des Projekts mehr als respektabel: Als Robert Winklars Bruder von dem Drift-Trike hörte, wollte er direkt auch eins. Also bauten die beiden Studenten einfach noch ein zweites.