Ausstellungsprojekt "link zur künstlichen intelligenz"
08.08.2019
Ein Gastbeitrag von Janne Tüffers, Universität Konstanz
In einer hochschul- und disziplinübergreifenden Lehrveranstaltung der Universität Konstanz, der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz und der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen entstand die Ausstellung „Link – zur Künstlichen Intelligenz“. Sie ist noch bis zum 8.September 2019 im Konstanzer Turm zur Katz zu sehen.
Disziplinen verlinken
„Das Erlebnis der Ausstellung steht klar im Fokus“, so die einleitenden Worte in der Dokumentation zum interdisziplinären Ausstellungsprojekt „Link“, durch welche ich blättere, um mir als Gast des Seminars einen Überblick zu verschaffen. Auf über 200 Seiten sind die Ergebnisse des ersten Semesters der hochschulübergreifenden Lehrveranstaltung aufgezeigt: Ein unverkennbares Corporate Design, kreative Marketingmaßnahmen, ausgefeilte Konstruktionspläne, Raumgestaltung, inhaltliche Konzepte und technische Details diese Ausarbeitung zeugt von interdisziplinärer Zusammenarbeit. Für das Ausstellungsprojekt „Link – zur Künstlichen Intelligenz“ kooperieren Studierende aus der Geschichte, Architektur, Informatik, den Studiengängen Literatur-Kunst-Medien, Kommunikationsdesign und Musikdesign. Das gemeinsame Ziel: Eine innovative und interaktive Ausstellung, die den Besuchenden die Verbindung zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz (KI) nahe bringt. Ein Raum für Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ‒ mit Erlebnischarakter, versteht sich.
Jan Behnstedt-Renn, Dozent für Medien und Geschichte an der Universität Konstanz und einer der Projektverantwortlichen (siehe Infokasten), erklärt: „Die Zusammenarbeit zwischen der Universität und der HTWG zur Realisierung einer Ausstellung besteht bereits seit einigen Jahren. Im Zwei-Jahres-Rhythmus erarbeiten Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen Konzept und Umsetzung einer Ausstellung und erlernen dabei Kenntnisse der Ausstellungsgestaltung und Kuratierung sowie wichtige kommunikative Fähigkeiten“. Das Potenzial dieser Lehrkooperation zeigte das Vorgängerprojekt „Rebuild Palmyra?“ aus dem Jahr 2017, das von dem Archäologen Prof. Dr. Stefan Hauser von der Universität Konstanz betreut wurde. Das Konzept für „Link“ konnte bereits die Jury des Hochschulwettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum Wissenschaftsjahr 2010 überzeugen und wird mit 10.000 Euro gefördert.
Das Konzept entwickeln
Alle konzeptionellen Überlegungen aus dem vorangegangenen Semester sind in der umfangreichen Dokumentation zusammengefasst. Sie bildet damit die Basis für das Sommersemester, in welchem die Ausstellung realisiert werden wird. Dass diese Pläne zwar gedruckt aber noch lange nicht in Stein gemeißelt sind, wird schnell deutlich. Im Seminar, zu dem die Studierenden in Projektgruppen eingeteilt erscheinen, um ihre Aufgabenbereiche mit den Professoren zu diskutieren, werden sowohl Inhalte als auch Methoden ständig hinterfragt, überarbeitet und weiterentwickelt. Welche technischen Details zu KI lassen sich verständlich aufbereiten? Mit welcher Erwartung betreten Besucherinnen und Besucher die Ausstellungsräume? Wohin richten sie als erstes ihre Aufmerksamkeit? Wie kann man sich dies zunutze machen? Lassen sich die interaktiven Elemente intuitiv bedienen? Informationen und Anwendungen müssen vereinfacht, alle Eventualitäten berücksichtigt und Umsetzungsmöglichkeiten geklärt werden. Es sei Herausforderung und Bereicherung zugleich, in solch diversen Projektgruppen zu arbeiten, so Seminarteilnehmerin Theresa Haugg.
Auch bei der Konzeption im Wintersemester war Teamfähigkeit gefragt: In fünf Gruppen arbeiteten die Studierenden je ein Konzept aus, welches sie anschließend in einem Pitch präsentierten. Die einzige Vorgabe war das Thema Künstliche Intelligenz, die Herangehensweisen reichten von kritischen über erklärende Ansätze bis hin zur Präsentation von KI-verursachten Dystopien. Studierende und Professoren stimmten darüber ab, welche Idee weiterverfolgt werden sollte. Gewonnen hat ein vierstufiges Ausstellungskonzept, das sich an der Ästhetik von Computer- und Netzwerkarchitektur orientiert. Auf den Ebenen „Desktop“, „Platine“, „Server“ und „Chatroom“ sollen die Besucherinnen und Besucher mit Eindrücken und Erwartungen an KI in der popkulturellen Darstellung konfrontiert werden, über historische Kontexte und Systeme der Mensch-Maschine-Interaktion informiert werden, sich mit aktuellen Anwendungen, Entwicklungen und gesellschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzen und am Diskurs teilnehmen. Die Verbindungen ‒ die Links ‒ zwischen Mensch und Maschine, zwischen Forschung und Alltag aber auch zwischen Menschen untereinander werden so beleuchtet und reflektiert.
Eine Ausstellung realisieren
Für jeden der vier Ausstellungsräume sowie für weitere Aufgabenbereiche wie beispielsweise Marketing und Sponsoring wurden Projektteams eingeteilt und somit Verantwortlichkeiten vergeben. „Trotzdem wird es am Ende darauf hinauslaufen, dass all diejenigen, die Kapazitäten haben, den anderen helfen werden, weil die Ausstellung dann einfach stehen muss“, mutmaßt Theresa Haugg. Diese Verantwortung sei neu und viele Aufgaben würden per „Learning by Doing“ gemeistert: Wirtschaftlich zu denken, Kooperationen aufzubauen, Deals auszuhandeln und gemeinsam zu prüfen, welche Ideen in Zeit und Budget umsetzbar sind, all diese Dinge sieht die Studentin als Chance, sich für das Arbeitsleben zu wappnen. Ihr Team kümmert sich um das Marketing, was auch Öffentlichkeitsarbeit, Finanzierung und Projektmanagement einbezieht. Die Eröffnung der Ausstellung in Konstanz, die Planung des Rahmenprogramms und die Organisation weiterer Ausstellungsorte fallen damit in ihren Aufgabenbereich.
„Link – zur künstlichen Intelligenz“ ist ab dem 3. Juli 2019 im Turm zur Katz für drei Monate zu sehen. Öffentliche Vorträge und Diskussionsrunden mit prominenten KI-ForscherInnen, UnternehmerInnen, PublizistInnen, dem Konzert einer KI-Sinfonie, Open-Air Kinoabende und Vertiefungsworkshops sollen die Ausstellung bereichern und diverse Perspektiven auf künstliche Intelligenz präsentieren. Im Anschluss soll „Link“ als Wanderausstellung in weitere deutsche Städte reisen.
Künstliche Intelligenz erleben
Die Thematik des Wissenschaftsjahres 2019 – Künstliche Intelligenz „Zeigt eure Forschung!“ – macht deutlich, wie relevant sowohl die aktuellen Entwicklungen im Bereich KI als auch eine durchdachte Vermittlung dieser Entwicklungen sind; „Link“ trifft mit dieser Verknüpfung den Nerv der Zeit. „Wir möchten den Besucherinnen und Besuchern ermöglichen, sich auf spielerische Weise mit intelligenten Systemen, ihren Anwendungsbereichen und Auswirkungen auf unser alltägliches Leben auseinanderzusetzen. Neben klassischen Inhalten der Wissensvermittlung ist es uns wichtig, die interaktiven Stationen als Einheit aus technischer Anwendung, Inhaltsvermittlung und Meinungsbildung zu gestalten“, fasst Behnstedt-Renn zusammen. Auch Thesesa Haugg vertritt eine ähnliche Ansicht: „Letztendlich soll eine Ausstellung natürlich informieren und bereichern, aber ich glaube sie sollte auch immer ein Erlebnis sein.“ Ihrer Meinung nach seien die Zeiten von Glasvitrinen und langen Texten im Museum vorbei, jedenfalls wenn man – wie sie – ein breites Publikum ansprechen möchte. Ich bin gespannt, was uns stattdessen erwarten wird ‒ mit welchen multimedialen Eindrücken, überraschenden Informationen und neuartigen Interaktionen uns „Link“ in ihren Bann ziehen wird.
Über das Projekt:
Die Ausstellungsprojekt „Link – zur künstlichen Intelligenz“ ist eine gemeinsame Lehrveranstaltung der Universität Konstanz, der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) Konstanz und der staatlichen Hochschule für Musik Trossingen. Letztere ist zum ersten Mal Kooperationspartner in der langjährigen Zusammenarbeit der Konstanzer Hochschulen zur Ausstellungsgestaltung, welche von Harald Reiterer, Professor für Informatik und Informationswissenschaft an der Universität Konstanz, und Eberhard Schlag, Professor für Architektur und Design an der HTWG, geleitet wird. Maßgeblich am Projekt beteiligt sind zudem Falk Schreiber, Professor für Computational Life Sciences, Daniel Klinkhammer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Human-Computer Interaction Group, Ulf Hailer, Dozent für alte Geschichte, und Jan Behnstedt-Renn, Dozent für Medien und Geschichte an der Universität Konstanz.
Öffnungszeiten der Ausstellung
Di - Fr 10 - 18 Uhr
Sa So 10 - 17 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 3€/ Kinder 2€
Angemeldete Schulklassen frei
Turm zur Katz
Wessenbergstr. 43
78462 Konstanz