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HTWG-Student sucht Frau: Rinderzüchter Ende Oktober bei RTL

22.10.2020

Studierender an der HTWG Konstanz, Rinderzüchter, Unternehmer, Startup-Gründer und „Bauer sucht Frau“-Kandidat – man kann wohl zu Recht behaupten, dass Patrick Romer ganz schön engagiert ist! Wir haben mit ihm über die Dreharbeiten gesprochen und darüber, wie es mit so vielen Nebenjobs funktioniert, ein Studium erfolgreich abzuschließen.

Zugegeben, seine Bewerbung bei „Bauer sucht Frau“ hat Patrick Romer gut geplant. Kurz vor Beginn der ersten Dreharbeiten verteidigte der 24-jährige im Frühjahr seine Bachelorarbeit an der HTWG im Fach Wirtschaftsingenieurwesen Elektro- und Informationstechnik (EIW). „Zwischen meinen Freunden und mir war das immer schon ein Running Gag, dass ich mich ja mal bei 'Bauer sucht Frau' bewerben könnte und dieses Jahr war der optimale Zeitpunkt dafür“, erzählt der frisch gebackene Bachelor of Engineering.

35 schottische Hochlandrinder und ein Studium: Patrick Romer arbeitet bis zu 25 Stunden pro Woche auf dem Hof

Denn zuvor hätte der Landwirt, der gemeinsam mit seinen Eltern eine Hochlandrinderzucht in Dingelsdorf betreibt, wohl wenig Zeit gehabt, um nebenher noch bei „Bauer sucht Frau“ mitzuwirken. Neben dem Hof hat die Familie Romer nämlich auch noch einen Furnierhandel. Furnier werden wenige Millimeter dicke Blätter aus edlem Holz genannt, die zum Belegen anderer Materialien verwendet werden, um eine edle Holzoptik zu erzeugen.

Die Romers kaufen in ihrem Betrieb Holz aus verschiedenen europäischen Ländern ein, lassen es verarbeiten und verkaufen es an ihre Kunden. „Insgesamt arbeite ich etwa 20 bis 25 Stunden pro Woche auf dem Hof und im Betrieb“, sagt Patrick Romer. Seine Arbeitszeiten variieren aber von Woche zu Woche und je nach Jahreszeit.

„Im Sommer ist meistens weniger zu tun als im Winter“, sagt der Bachelor-Absolvent. Denn dann stehen die rund 35 schottischen Hochlandrinder der Familie Romer zur Landschaftspflege auf verschiedenen Flächen der Stadt Konstanz. Sie halten zum Beispiel im Wollmatinger Ried das Gebüsch und die Vegetation in Schach.

Die Arbeit ist nicht planbar: Wenn die Rinder ausbüchsen, ruft die Polizei an

Im Winter stehen die Tiere zwar ebenfalls draußen, es muss aber eingestreut und zugefüttert werden. „Frieren tun sie nicht. Die haben ein dickes Fell. Eher schwitzen sie im Sommer“, sagt Patrick Romer. Neben der Landschaftspflege lässt die Familie aber auch regelmäßig Tiere schlachten und vertreibt deren Fleisch. Um den Nachwuchs langfristig zu sichern, züchten sie die Mutterkühe selbst. Diese Tiere müssen wiederum gezähmt werden.

Das Zähmen nimmt besonders viel Zeit in Anspruch. „Nach ihrer Geburt sind die Kälber etwa eine Woche lang zahm, danach werden sie scheu“, erklärt Patrick Romer. Um das zu verhindern, muss der Landwirt sich regelmäßig mit den Zuchttieren beschäftigen. So gewinnt er ihr Vertrauen und erhält es.

Die Arbeitszeiten sind ist zudem nicht immer planbar. „Wenn die Polizei anruft, weil die Tiere ausgebüchst sind und irgendwo auf der Straße stehen, muss es spontan natürlich schnell gehen“, sagt der Bachelor-Absolvent.

Die Arbeit mit den Rindern birgt Gefahren: Ein Bulle wiegt etwa eine Tonne

Ganz ungefährlich ist die Arbeit auch nicht. Die Rinder der Familie Romer sind zwar zahm und haben ihre Hörner in der Regel unter Kontrolle, wenn im Sommer aber viele Fliegen unterwegs sind, machen sie hin und wieder auch unkontrollierte Bewegungen.

Eigentlich sind es aber gar nicht die langen Hörner der Tiere, die besonders gefährlich sind. Viel eher kann es passieren, dass ein Tier einen Menschen zu Tode drückt. Der zahme Zuchtstier der Romers, genannt „Uranus vom Knausserwald“, bringt immerhin eine Tonne auf die Waage. Der prämierte Stier ist aber außergewöhnlich ruhig und friedlich.

„Unser zweiter Bulle, den wir eigentlich ebenfalls zur Züchtung verwenden wollten, ist leider zu temperamentvoll. Zu ihm gehe ich nicht mehr gerne auf die Weide“, erzählt Patrick Romer. Sie werden in wohl leider zum Schlachter bringen müssen. Trotz des Zeitaufwands und der Gefahren wollte Patrick Romer die Arbeit mit den Tieren aber noch nie missen, auch nicht während seines Studiums.

Die Kühe sind Patrick Romers Erholung: „Top-Manager zahlen viel Geld für so etwas.“

„Die Tiere sind mein Ausgleich“, sagt der 24-Jährige. Wenn er den ganzen Tag am Computer gesessen habe, dann freue er sich darauf, mit den Rindern in der Natur arbeiten zu können. „Es gibt Top-Manager die zahlen viel Geld für so etwas“, sagt der Bachelor-Absolvent schmunzelnd.

Sein Bachelorstudium hat Patrick Romer trotz der vielen Arbeit nach Plan durchgezogen. „Ich schiebe nicht gerne auf“, sagt er. Ein typisches Studentenleben hatte der Jungbauer aber nicht. „Ich hatte zwei gute Kameraden, mit denen ich mein Studium gemeinsam bestritten habe“, erzählt er. Beim entspannten Sonnen auf dem Campus oder am Seerhein waren die drei aber nicht anzutreffen und auch Studierendenpartys sind nicht Patrick Romers Ding. Dafür engagiert er sich sehr in der Fasnet und im Musikverein.

Nach seinem Abi an der Geschwister-Scholl-Schule hatte der Landwirt kurz überlegt, Agrarwissenschaften zu studieren. „Das war mir dann aber zu eindimensional“, erinnert er sich. Auch weil er wegen des Hofs in der Gegend bleiben musste, entschied er sich schließlich für den Studiengang EIW an der HTWG. Ob ihm sein Studienfach etwas für die Arbeit bringt? „BWL ein bisschen vielleicht für den Betrieb. Es ist aber eher andersherum“, sagt der Bachelor-Absolvent.

Traktor, elektronischer Weidezaun und Moocall-Sensor: Die Arbeit hilft im Studium

Im Betrieb habe er schon vor dem Studium viel mit elektronischen Anlagen zu tun gehabt, zum Beispiel am Traktor oder am Weidezaun. „Im Studium ging es dann natürlich noch viel mehr in die Tiefe, ich war so aber schon gut vorbereitet“, sagt Patrick Romer. Einmal habe er auch versucht, eine Software für einen Moocall-Sensor zu programmieren.

„Der Sensor wird am Schwanz von trächtigen Kühen befestigt. Mit Hilfe der Software kann er anhand der Position des Schwanzes feststellen, wann die Kuh kalbt“, erklärt er. Den Sensor hat er bereits angeschafft, für die Programmierung fehlte dann bisher aber doch die Zeit. Kein Wunder, immerhin arbeitete der Landwirt in den ersten Monaten dieses Jahres bereits an einem Algorithmus für das Projekt seiner Bachelorarbeit.

Gemeinsam mit einem Kommilitonen entwickelte er eine Plattform, die Rankings anderer Bewertungs-Plattformen im Internet zusammenführt. „So entsteht durch die Weisheit der Masse ein neues Ranking mit viel mehr Bewertungen. Auf unserer Plattform können Nutzer die Bewertung dann zusätzlich für andere Nutzer verifizieren“, erklärt er. Außerdem sollen sie in Zukunft auch eigene Rankings auf der Plattform erstellen können. Denn aus der Bachelorarbeit soll unter dem Namen „Snaktag“ ein Startup entstehen, erzählt Patrick Romer.

Historischer Rekord bei „Bauer sucht Frau“: Patrick Romer erhielt so viele Bewerbungen wie keiner vor ihm

Zusätzlich hat er sich für das Wintersemester für den Master im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit Vertiefungsrichtung Elektro- und Informationstechnik (MWI-EI) beworben. Mit Erfolg! Seit vergangener Woche besucht er wieder Vorlesungen an der HTWG.

Die Dreharbeiten für „Bauer sucht Frau“ fanden glücklicherweise vor dem Wintersemester statt. „Nach der ersten Ausstrahlung im Mai, als wir Bauern vorgestellt wurden, war es schon etwas stressig“, gibt Patrick Romer zu. In einer so kleinen Stadt wie Konstanz, war das Interesse an seiner Person plötzlich groß, er gab viele Interviews und es wurde viel geredet. Das störte ihn aber nicht, damit habe er ja gerechnet, sagt der Bachelor-Absolvent.

Auch das Interesse der potentiellen Traumfrauen war groß. Die Produktionsfirma teilte Patrick Romer mit, dass er den historischen Rekord an Bewerberinnen gebrochen habe. Entsprechend viele Briefe übermittelte die Produktion dem Landwirt dann auch, anhand derer er sich seine Wunschkandidatinnen für die Dreharbeiten im Juli aussuchen konnte. Wie die ganze Hofwoche ablief und ob die richtige Frau dabei war, kann man ab kommender Woche bei RTL verfolgen. Die erste Folge wird am Montag um 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Und wie muss die Traumfrau nun sein? „Naja, Ausstrahlung und Körperbau müssen schon passen, aber wichtiger ist mir die Person, die dahinter steckt“, sagt Patrick Romer. Dass seine Freundin auf dem Hof mitanpackt, erwarte er nicht unbedingt. „Die Tiere muss sie aber schon mögen“, sagt er. Immerhin bringt die Landwirtschaft auch Einschränkungen mit sich. „Eine Weltreise ist nicht drin“, sagt der Jungbauer.

Titelbild: Patrick Romer mit einem seiner Rinder. Foto: TVNOW/Stefan Gregorowius.