Architektur

    Bachelor und Master

    Dekoratives grafisches Element

    Innehalten und Vergangenes Revue passieren lassen – das tut manch einer zum Jahresende. Stefan Krötsch nutzte dafür die Vorbereitung seines Antrittsvortrages. Seit dem Sommersemester 2018 lehrt er in der Nachfolge von Josef Lenz als Professor für Baukonstruktion und Entwerfen an der HTWG Konstanz. Den Zuhörern in der vollen Aula präsentierte er am 12. Dezember 2018 zwar auch Lösungen, vor allem aber Fragestellungen, Themen und Projekte, denen er sich in seiner Zeit an der TU München als Assistent von Hermann Kaufmann und als Juniorprofessor an der TU Kaiserslautern sowie in seinem Münchner Architekturbüro gewidmet hat.

    Er hinterfragt geltende Bauprozesse, -materialien und Konstruktionsprinzipien: Wie kann nachhaltig, wirtschaftlich und effizient gebaut werden? Aus der Sichtweise des Umweltschutzes habe Bauen immer negative Auswirkungen, auch wenn z. B. Holz als Kohlenstoffspeicher vor dem Hintergrund des Klimawandels interessant sei. Zwar sei auch bei Holzbauten der Anteil erneuerbarer Baustoffe erschreckend gering, im Vergleich zum billigen Baustoff Beton, der heutzutage oftmals unreflektiert eingesetzt werde, habe er dennoch entscheidende Vorteile, denn allein die chemische Reaktion bei der Zementherstellung sei verantwortlich für 6-9 % des weltweiten CO2-Ausstoßes.

    Die Vorfertigung von Holzbauteilen verkürze zwar die Errichtungszeit auf der Baustelle, verlagere aber lediglich wichtige Koordinationsaufgaben in die Zimmerei und bewirke aufgrund des dortigen Vorlaufs kaum eine Verkürzung der Gesamtbauzeit. Krötsch fordert ein Denken „wie Handwerker“, um die wachsende Informationsflut und die dadurch ansteigende Komplexität im Bauablauf einzudämmen. Den heute üblichen mehreren Werkplänen für Tragwerk, Ausbau, Elektrik etc. könne man versuchen über Building Information Modeling (BIM) Herr zu werden, oder über eine Arbeitsweise, bei der die Verarbeitung reflektierend in den Entwurf einfließe. Ganz in diesem Sinne errichtete er mit Studierenden auf einem ehemaligen Kasernengelände in Mannheim einen Ort des Austausches und des Rückzugs für Flüchtlinge, und ebenso als studentisches Projekt ein Schulgebäude in Afrika.

    Holzwerkstoffe sind seine Leidenschaft. Auf diesem Gebiet betreibt er auch Bauforschung, um Produktionsabfälle der Holzindustrie sinnvoll in Decken zu verwenden. Bei all den Fragestellungen scheut sich Krötsch nicht, auch Schwierigkeiten zu benennen, und am Ende des Vortrages hatten die Zuhörer nicht nur Einblicke in das berufliche, sondern auch das private architektonische Umfeld des Hochschullehrers gewonnen.