Architektur
Bachelor und Master
Als Sprössling einer Vorarlberger Zimmermannsfamilie kam Hermann Kaufmann schon früh in Kontakt mit dem Baustoff Holz, lernte seine Verarbeitung und Eigenheiten kennen, vor allem aber die „Schönheit des Materials“. Er bezeichnet sich selbst als „Triebtäter in Sache Holz“. Wie sehr ihm der Holzbau am Herzen liegt, wird bei seinem Vortrag am 24. November 2018 in der prallvollen Aula deutlich.
Auf Einladung seines ehemaligen Mitarbeiters an der Technischen Universität München, Stefan Krötsch, der seit dem vergangenen Sommersemester an der HTWG Konstanz Baukonstruktion und Entwerfen lehrt, stellt er sein vielfach ausgezeichnetes Werk vor. Vor allem aber hält er ein flammendes Plädoyer für den Werkstoff Holz, für dessen vielfältige Einsatzmöglichkeiten und Vorteile – und für die Menschen, die mit diesem Werkstoff umgehen können. Denn er stellt gleich zu Beginn klar, dass zeitgemäße und technologisch anspruchsvolle Holzbauten nur dort entstehen können, wo es Handwerker gibt, die sie realisieren. Aus seiner Sicht haben es deshalb Architekten in den meisten Regionen der Welt schwer, innovative Holzbauten zu schaffen, da dort die Handwerkskulturen verlorengegangen seien. Höchst präzise Holzverarbeitung sieht er speziell in Vorarlberg. Er weist auch gleich auf die finanziell interessante, vor allem aber sehr genaue Herstellung vorgefertigter Bauteile hin. Gerade größere Holzbauten benötigten weitest gehende Vorfertigung, damit auf der Baustelle ein schneller Baufortschritt erreicht werden kann und keine feuchtebedingten Schäden auftreten.
Hermann Kaufmann will eine ursprüngliche Materialwelt in die Wohnumgebung zurückholen. Von den eher kleinen, maximal dreigeschossigen Gebäuden seiner Anfangsjahre hat er sich mittlerweile entfernt: Er war einer der ersten, der Holzbauten mit acht Stockwerken entwarf, und wirkte auch beim kanadischen Studentenwohnheim „Brock Commons Tallwood House“ mit, das bei seiner Fertigstellung im Jahre 2017 mit 53 Metern Höhe das höchste Massivholzhaus der Welt war.
Holz verträgt seiner Ansicht nach keine expressive Bauweise, sondern verlangt nach Pragmatismus, klaren Gebäudeformen. Dadurch seien Holzbauten auch keinen Moden unterlegen. Er fordert, wo möglich, lokales Holz zu verwenden, und scheut auch nicht den Verbund mit anderen Werkstoffen, wie Beton. Für materialtypische Einschränkungen, wie etwa die eher lineare Verwendungsweise, führt er anhand von Beispielen Lösungen auf, und sieht deshalb für Holzarchitektur nach dem „Vergessen der Moderne“, in der Holz kaum eine Rolle spielte, am Horizont wieder einen neuen Stellenwert.