Architektur

    Bachelor und Master

    Dekoratives grafisches Element

    Bis dahin soweit

    (07/22) Ortstermin mit Pfarrer Tobias Walkling (Lutherkirche) zur Zwischenpräsentation der Arbeitsergebnisse aus dem Seminar "Tisch für 12" von Prof. Myriam Gautschi.

    Raum wird einem nicht geschenkt, Raum muss erobert werden. Frei nach George Perec möchte der evangelische Kirchenbezirk Konstanz anlässlich verschiedener evangelischer Jubiläen bis 2025 drei Tische im öffentlichen Raum platzieren. 

    Aufgabe des Wahlpflichtfachs "Tisch für 12" war es, diese Tische zu entwerfen und (gegebenenfalls auch) umzusetzen und im öffentlichen Raum aufzustellen. Diese sollen an drei prägnanten Orten in der Konstanzer Altstadt platziert werden. Beim Treffen mit Pfarrer Tobias Walkling von der Studierenden- und Hochschulgemeinde (ESG) kam es zu ersten Ortsbegehungen und der Vorstellung des Entwurfs der Studierenden.

    Um sich dem Thema zu nähern und die Bedeutung von Kontext und assoziativen Bildern zu erörtern, wurde tageweise an verschiedenen Orten gearbeitet: in St. Gallen, in Sibratsgfäll (Vorarlberg) und in Sindelfingen (Besuch der "Abendmahl" Ausstellung von Ben Willikens im SCHAUWERK). Der Entwurf wurde in dieser Zeit an verschiedenen Workshop-Tagen entwickelt. Stadt, Landschaft und Kunst dienten als verschiedene Inspirationsorte, um sich nicht nur mit der Gestalt, Größe und Materialität eines Tisches auseinander zu setzen, sondern gleichzeitig weitere Bedeutungsebenen zu vertiefen. 

    Der Tisch ist Symbol für Kommunikation, Geselligkeit und Austausch. Meist besteht er aus einer waagerecht auf einer Stütze oder auf vier Beinen ruhenden Platte. Doch ein Tisch ist weit mehr als nur ein funktionales Möbelstück, ein Tisch ist vielmehr eine Einladung, durch die eigene Präsenz einen Ort zu schaffen. Intime Öffentlichkeit, nennt Daniel Martin Feige sein Essay zu den ethischen ästhetischen Aspekten des Esstisches und beschreibt die Rolle des Tisches wie folgt: „Die Tische, an denen wir essen, stiften eine Art vorübergehender oder sich fortsetzender Gemeinschaft. Gemeinsam an einem Esstisch zu sitzen, gibt uns Raum, uns mit uns und anderen über das zu verständigen, was wir sind.“

    Das SCHAUWERK Sindelfingen zeigt derzeit unter dem Titel RAUM UND GEDÄCHTNIS eine umfangreiche Retrospektive des Malers Ben Willikens. Willikens beschäftigt sich in seinen Gemälden und Zeichnungen seit mehr als 50 Jahren mit Raum und Architektur. Perspektivische Konstruktion, eine lange ausschließlich von Grautönen beherrschte Farbpalette und die konsequente Ausklammerung des Menschen kennzeichnen seine Werke. Über Raum und Architektur verhandelt Willikens existenzielle Fragen des Menschseins und dabei setzt er sich auch mit politischen Inhalten auseinander. Auch Willikens‘ Abendmahl (1976–79) ist in der Ausstellung zu sehen – ein Zitat der berühmtesten Abendmahlsdarstellung der Kunstgeschichte von Leonardo da Vinci. In seiner Version spart Willikens den Sohn Gottes und seine Jünger aus. Er beschränkte sich allein auf den symmetrischen Raum. Das Bild zählt zu den Ikonen deutscher Malerei nach 1945.

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    Tobias Walkling berät im Rahmen der Telefonseelsorge Schwarzwald-Bodensee per Chat Menschen in schwierigen Lebenssituationen.

    Text: Tobias Stilz