Architektur

Der Zusammenhang zwischen Konstruktion und Form – die »konstruktive Wahrhaftigkeit« – ist eines der Schlüsselthemen der Architektur der Moderne. Doch führt die Entwicklung neuer Baumaterialien und Konstruktionsmethoden zwangsläufig zu einer neuen Architektursprache oder ist das Bild einer durch konstruktive Gegebenheiten und funktionale Erfordernisse geprägten Architektur nicht selbst eine Konstruktion? 

Diese Frage wurde im Masterseminar Baugeschichte der Studiengänge Architektur der HTWG Konstanz an einem Bauteil untersucht, das als »Interface« zwischen innerer Konstruktion und äußerem Erscheinungsbild vermittelt – der Vorhangfassade.

Im Masterseminar Baugeschichte der Studiengänge Architektur an der HTWG Konstanz ging es Ende Januar 2023 auf Exkursion nach Dessau, wo das Thema Fassadenkonstruktionen an einem prominenten Beispiel praktisch untersucht wurde: Unter Leitung von Dr. Dorothea Roos (Stiftung Bauhaus Dessau) und Prof. Dr.-Ing. Andreas Schwarting (HTWG) konnte ein Teil der Vorhangfassade des Bauhausgebäudes von Walter Gropius aufgemessen und in einem 3D-Modell veranschaulicht werden. Das Modell liefert für ein geplantes Forschungsprojekt wertvolle Hinweise und Fragestellungen. 

Das 1926 errichtete Gebäude wurde 1945 bei einem Luftangriff getroffen und erhielt erst bei der Sanierung 1976 eine Vorhangfassade zurück, anders als die bauzeitliche Stahlkonstruktion jedoch in Aluminium ausgeführt. Heute ist das Gebäude als Baudenkmal zu besichtigen und beherbergt Räumlichkeiten der Stiftung Bauhaus Dessau, deren Zweck in der Bewahrung und Vermittlung des Bauhauserbes besteht und die auch Besitzerin des Gebäudes ist. 

Rundgänge durch den klassizistischen Landschaftsgarten vom Schloss Georgium, die Bauhaus-Meisterhäuser und die Siedlung Dessau-Törten, unter anderem mit einer Besichtigung der Sanierungsbaustelle des 1926 fertiggestellten Stahlhauses von Georg Muche und Richard Paulick, rundeten das Programm der Exkursion ab.