Architektur

    Bachelor und Master

    Dekoratives grafisches Element

    Getting things Done!

    (2/23) Zum Abschluss des vergangenen Wintersemesters 22/23 wurden 13 Master-Absolvent*innen, 28 Bachelor-8-Absolvent*innen und 17 Bachelor-6-Absolvent*innen verabschiedet, geehrt und gefeiert.

    Nachdem Prodekan Prof. Eberhard Schlag die angehenden Architekt*innen samt Angehörigen in der gut gefüllten Aula der HTWG im Rahmen der akademischen Feier mit einem einführenden Grußwort zum Abschluss ihres Studiums willkommen hieß, wurden diese von den jeweiligen betreuenden Professor*innen persönlich vorgestellt, beglückwünscht und von Vertreterinnen der Fachschaft beschenkt. Bemerkenswert und einzigartig an der Fakultät sei der familiäre Charakter und ein Austausch auf Augenhöhe mit anderen Studierenden, insbesondere in den Arbeitsräumen im Dachatelier, die die Hochschule zur Verfügung stellt. Eine Qualität, die sich auch in den Arbeiten zeige, so Prof. Schlag.

    Für die Bewertung der Masterthesen als Drittprüfer konnte in diesem Semester der Architekt und Stadtplaner Marcus Kottermair (Kottermair Rebholz Architekten) aus Murnau gewonnen werden, der sich in seiner Festrede direkt an die Absolvent*innen wandte, die er für die hohe Qualität der Arbeiten und die vielschichtige Auswahl der Themen lobte. Ebenfalls erwähnte er die familiäre und herzliche Atmosphäre, die aus der Sicht eines Externen, an der Fakultät vorherrsche. Die Vielzahl der Themen und Vielfalt der Aspekte und Aufgabenstellungen eines*r Architekt*in spiegele sich auch in den 13 Masterarbeiten auf eindrucksvolle Weise wider – sowohl in der Suche der Aufgabenstellung an sich, in der Auswahl der Themen, als auch in der Präsentation der Arbeiten. Jedem Projekt sei die Leidenschaft und die Suche nach der Beantwortung spezifischer Fragestellungen deutlich anzumerken. Wichtig für Marcus Kottermair ist die Auseinandersetzung mit Fragen und Kritik an der eigenen Arbeit und der eigenen Position ­– ein elementarer Teil der Aufgaben von Architekt*innen generell, da Fragestellungen im Prozess entscheidend seien, vor allem auch um das eigene Handeln immer wieder zu hinterfragen. Überhaupt, so Marcus Kottermair, sollte sich die Allgemeinheit von der Idee verabschieden, dass Probleme gelöst werden könnten. Stattdessen könnten wir Probleme nur verschieben. Hinter jeder vermeintlichen Lösung würden neue Probleme geschaffen, die den ursprünglichen Problemen gegenübergestellt werden und abgewogen werden müssten. Dieser Prozess sei stark abhängig von persönlichen Erfahrungen und Bewertungen. Es bedürfe eines kollektiven Austauschs auch von gegensätzlichen Positionen, was im engen Rahmen eines Architekturbüros oft schwierig sei. Auch deshalb, weil wir uns in einer Ambiguitäts-intoleranten Gesellschaft befänden, die schnelle, einfache Antworten und Wahrheiten vorziehe – statt Unschärfe und Vagheit, die oft im Klischee ende. Diese zeige sich auch in den vielen Normierungen, Richtlinien und Vorschriften, die für Architekt*innen gelten, die Uneindeutigkeiten und Mehrdeutigkeiten überwinden sollen, in ihrer Absolutheit aber zu unsinnigen Mehraufwänden und nicht selten zu Fehlentscheidungen führten. Die Aufgabe bestehe also gerade im Aushalten, in der Ambiguität und darin, die richtigen Fragen zu beantworten. Dazu ergänzte Marcus Kottermair beispielhaft das Prinzip der Induktionsfalle, die Vereinfachung der Welt durch die Projektion früherer Erfahrungen und Wissen auf zukünftige Erwartungen. In diesem Sinne forderte Marcus Kottermair die Absolvent*innen auf, stets wachsam und im offenen Diskurs mit anderen zu bleiben, nur das zu glauben, was man verstehe, und die Freude und Leidenschaft an der Architektur beizubehalten. Die notwendigen Fähigkeiten dazu hätten die Studierenden in ihrer Zeit an der Hochschule bereits erworben und verinnerlicht. 

    Prof. Oliver Fritz eröffnete im Anschluss den Reigen der Vorstellungsrunde der Master-Absolvent*innen – mit Tanyel Yelkenkayalar, der in seiner Arbeit ein Forum in Pforzheim an der Enz bearbeitete, eine innerstädtische Position mit vielfachen Nutzungsoptionen. Prof. Myriam Gautschi beglückwünschte Lena Conrad zu ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Erinnerung und Krieg am Beispiel des Kreuzlinger Grenzgürtels (einer Bunkeranlage) und Juliane Frey, die sich ebenfalls dem Thema Grenze und Grenzverlauf widmete – in Form eines verbindenden Raums auf dem Bodensee zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz. Prof. Eberhard Schlag gratulierte Judith Blatter zu ihrer Abschluss-Arbeit, der Beschäftigung mit dem Berliner Hubertusbad und Johanna Kuder, die sich im Rahmen ihrer Thesis mit der Frage nach Saatgut und Strategien zur Bewältigung der Bio-Diversitätskrise auseinandersetzte. Zudem Rebecca Bader, die sich mit einem hybriden Gebäude in Heilbronn beschäftigte, das die Bewohner*innen zurückholen soll ins Stadtzentrum. Michelle Kaszas hat ein Stadtbad in Pécs (Ungarn) bearbeitet, ein verfallenes architektonisches Juwel, das als dringend benötigtes Bad für die Bewohner*innen der Stadt mit neuem Leben erfüllt werden soll. Pauline Klafke hat sich in ihrem Masterprojekt mit der vielfältigen Nutzung eines Gestüts und dem Umbau zu einem Reit-Therapie-Zentrum beschäftigt. Marlee Priesmeyer hat sich einem verfallenen Gebäudeensemble aus den Sechzigerjahren im Kurort Bad Pyrmont angenommen, aus dem sie ein Künstlerhaus und Kulturzentrum samt angeschlossenem Hotel entwickelt hat. Prof. Hans Kazzer gratulierte Pia Böge zu ihrem Projekt der Revitalisierung eines alten Kohlekraftwerks in Hamburg am Fluss Bille. Prof. Stefan Krötsch gratulierte Ronja Schumacher zu ihrer Ausarbeitung einer prototypischen Sporthalle für die Stadt Albstadt. Prof. Andreas Schwarting stellte Anna Guglielmo und ihr Masterprojekt vor, die sich darin mit einem Ort in der Nähe der süditalienischen Stadt Lecce, einer landwirtschaftlichen Siedlung aus der Zeit des italienischen Faschismus beschäftigte und eine Konzeption für eine Revitalisierung entwickelt hat.


    Musikalisch begleitet wurde die akademische Feier von Zakaria Hamwi & Friends mit Dance of Fingers.

    Text: Tobias Stilz