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BODENSEE SUMMIT digital: Thema Künstliche Intelligenz stärkt Wettbewerbsfähigkeit

Künstliche Intelligenz ist kein Trend, es ist die entscheidende Zukunftstechnologie für Wirtschaft und Industrie – so das Fazit des jüngsten BODENSEE SUMMIT digital. Mehr als 170 Anmeldungen nicht nur von Unternehmer*innen, Führungskräften und Innovationsverantwortlichen aus den Bodensee-Anrainerstaaten, sondern auch aus Taiwan, Zypern und Italien zählte die inzwischen vierte Veranstaltung dieser Art, zu der das Bodensee Zentrum Innovation 4.0 (BZI 4.0) mit regionalen Partnern eingeladen hatte.

Das BZI 4.0 mit Sitz an der HTWG Hochschule Konstanz fördert seit 2016 die grenzüberschreitende Vernetzung zu Themen der digitalen Transformation, indem es wirtschaftliche mit wissenschaftlichen, institutionellen und verwaltungspolitischen Disziplinen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein verbindet, mit dem Ziel, grenzüberschreitend Synergien zu stärken, Forschungs- sowie Kooperationspartner*innen zusammenzubringen und Transferprojekte zu initiieren. Beim diesjährigen BODENSEE SUMMIT digital stand das „Thema der Stunde“, so Moderatorin Alissa Stern, im Mittelpunkt: Künstliche Intelligenz. Mit Praxisbeispielen aus den zehn Ländern und Kantonen der internationalen Bodenseeregion zeigte die Veranstaltung auf, wie die Herausforderungen der digitalen Transformation und die Einführung von Künstlicher Intelligenz erfolgreich gemeistert und Innovationen hervorgebracht werden können.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Branchen

In den Impulsvorträgen aus Wirtschaft und Wissenschaft wie auch in interaktiven Sessions wurde klar: Es ist keine Frage, ob künstliche Intelligenz in Zukunft eine Rolle spielt, sondern wann Unternehmen auf die Unterstützung von selbstlernenden Algorithmen setzen, beispielsweise um mehr Kunden zu gewinnen oder die Qualität in der Produktion zu erhöhen. Die Anwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Branchen sind vielfältig. „Sie spüren den Druck des Handelns. Doch gleichzeitig fragen Sie sich, wie Sie die Technologie in Ihr Unternehmen einführen sollen“, sagte Alexandra Boger, Leiterin des BZI 4.0 sowie Leiterin Transfer und Netzwerke an der HTWG an die Teilnehmer*innen gerichtet. Sie machte wie die Referent*innen des Summit Mut, die Chancen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bodenseeraum zu nutzen.

Ganz konkret: KI berechnet Brötchenabsatz für Bäckereien

Für erste Aha-Erlebnisse sorgte Prof. Dr. Walter Brenner mit seiner Keynote. Der Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen machte am Einsatz von KI in Bäckereien anschaulich, dass die Technologie sowohl ökonomische als auch ökologische Effekte erreichen kann. Auf Grundlage von zahlreichen Daten zu Verkaufszahlen je nach Wochentag, Uhrzeit und Jahreszeit (u.a. mit Berücksichtigung von Schulferien) wurden mit Hilfe von KI Absatzprognosen erstellt. Sein Forscherteam konnte so zum einen ungenutztes Absatzpotential aufzeigen, also wann mehr Backwaren verkauft werden konnten, zum anderen Überproduktion und damit auch Lebensmittel- und Energieverschwendung vermeiden.

Blick in das Studio mit Kamera auf die Moderatorin Alissa Stein gerichtet
An der HTWG war das Übertragungsstudio eingerichtet, links im Bild Moderatorin Alissa Stein.

Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft

Wie die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft KMU unterstützen kann, zeigte auch das Singener Unternehmen WEFA. Obwohl in dem Strangpresswerkzeugbau-Unternehmen die flexible Einzelteilfertigung dominiert, wurde durch Automatisierung und Digitalisierung der Arbeitsprozesse eine lückenlose Fertigungs-, Qualitäts- und Chargenrückverfolgung ermöglicht. Wie KI dabei unterstützen kann, erarbeitete das Unternehmen gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie. Man habe das Projekt offen und interessiert, aber mit einer geringen Erwartungshaltung gestartet, sei nun aber von den Möglichkeiten fasziniert, berichtete Geschäftsführer Dr. Joachim Maier. Ralf Huber, Leiter der WEFA-Abteilung Forschung und Entwicklung, empfahl aus dieser Erfahrung heraus den Summit-Teilnehmer*innen: „Just do it!“
Auch künftig werde das Unternehmen die Expertise insbesondere der angewandten Wissenschaften nutzen, kündige Maier an. Vielfältige Möglichkeiten, Forschungsknowhow mit Industrieknowhow zu verbinden, biete die Kooperation zwischen der HTWG Hochschule Konstanz und der Stadt Singen zu den Themenschwerpunkten Digitalisierung und Automatisierung, Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung, Mobilität und innovative Werkstoffe, mit dem Ziel ein Reallabor Singen aufzubauen.

Ohne gute Daten keine guten Ergebnisse

In allen Vorträgen wurde die Bedeutung von Daten und ihrer Analyse als Grundlage für die Arbeit mit KI deutlich. Welches – oft noch ungenutzte - Kapital Daten sind, wurde ganz besonders im Vortrag von Dr. Andreas Wagner, Leiter Data Science and Data Architecture bei der Hilti AG in Liechtenstein, offensichtlich: Hilti nutzt schon seit etwa zehn Jahren Data Mining, Data Science und Machine Learning für verschiedene Anwendungsfälle und Datentypen. Das Unternehmen segmentiert so Kunden für Marketingkampagnen, empfiehlt optimale Produkte, verbessert Verkaufsprognosen und unterstützt Entwicklungsingenieure, um noch schneller noch innovativere Produkte zu entwerfen. „Mit dem Aufkommen vernetzter Geräte werden auch datengetriebene Services ein immer wichtigerer Geschäftsbereich von Hilti“, betonte Wagner.


Die Veranstaltung war mit der gleichzeitig stattfindenen Regierungschefkonferenz in Herisau verzahnt. Im Bild von links nach rechts: Alexandra Boger (Netzwerkleitung BZI 4.0), Regierungsrat Alfred Stricker (IBK-Vorsitzender 2022), Dr. Frank Speier (Vorsitzender IBK-Kommission Wirtschaft). Foto: BZI4.0

Expertise rund um den Bodensee

Die Referent*innen und Teilnehmer*innen aus den Anrainerstaaten zeigten, dass „rund um den Bodensee eine enorme Expertise“ vorhanden ist, so Dr. Frank Speier, Vorsitzender der Kommission Wirtschaft der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) sowie Leiter des Europareferates im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg. Er erinnerte daran, dass die Gründung der IBK vor 50 Jahren unter anderem zum Ziel hatte, der damals dramatischen Verschmutzung des Bodensees Einhalt zu gebieten – mit Erfolg. Genauso erfolgreich könne man sich nun gemeinsam den aktuellen Herausforderungen stellen, betonte auch Regierungsrat Alfred Stricker aus Appenzell Ausserrhoden, der bis zum Veranstaltungstag Präsident der IBK war und live aus der Regierungschefkonferenz in Herisau zugeschaltet worden war, nachdem er den IBK-Vorsitz an die bayerische Staatsministerin Melanie Huml übergeben hatte.

Geeinte Anstrengungen sorgten dafür, dass es den Menschen in dem gemeinsamen und doch vielseitigen Kulturraum gut gehe. Die Teilnehmer*innen hätten bereits viel über die technischen Möglichkeiten der Nutzung von KI erfahren, „nun nehmen wir noch die Menschen dazu, die dahinterstehen und multiplizieren das, dann haben wir gewonnen im Bodenseeraum“, so Alfred Stricker.

Beispielhaft gab Dr. Daniel Risch, Regierungschef des Fürstentum Liechtenstein, Einblick in die digitale Agenda Liechtenstein. Das Fürstentum habe das Ziel, die nötige Infrastruktur bereitzustellen und mit entsprechenden Regularien Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Anwendung digitaler Technologien zu unterstützen. Er verwies darauf, dass die Kooperation rund um den Bodensee nur ein Gewinn sein könne. Viele High-Tech-Firmen in der Region seien zwar sehr spezialisiert, könnten aber dennoch bei ähnlichen Prozessen stark voneinander lernen.

Blick auf ethische Fragen

In einer Abschlussdiskussion ermutigten alle Teilnehmer*innen KMU, sich KI zunutze zu machen. Dr. Joachim Maier empfahl, Ängste von Mitarbeiter*innen ernst zu nehmen und prognostizierte, dass sie sich wie mit der Einführung von Industrierobotern verflüchtigten. Doch würden sich ganze Berufsgruppen verändern. Prof. Dr. Walter Brenner betonte nochmals: „Es gibt keine Alternative zur fortschreitenden Digitalisierung“ und rief zu einer Ausbildungsinitiative auf, denn aus seiner Sicht werde die Nutzung von KI eine so grundlegende Kompetenz wie das Verfassen von E-Mails.
Prof. Brenner appellierte, auch ethische Fragen nicht auszuklammern, aber nicht durch einseitige Betonung von Nachteilen Chancen verstreichen zu lassen. Dr. Joachim Maier forderte dazu von der Politik regulatorische Rahmenbedingungen, die nicht hemmen, aber das westliche Demokratieverständnis bewahren. Dr. Frank Speier verwies zu diesem Aspekt auf den Weg Baden-Württembergs, der weder der amerikanische noch der chinesische sei. Man habe sich für eine „ethische KI“ entschieden, die menschenzentriert sei.
Mit dem Cyber-Valley in der Region Tübingen/Stuttgart, dem Innovationspark KI in Heilbronn, regionalen Exzellenzzentren, internationalen Allianzen und Förderprogrammen effektive Unterstützungsmaßnahmen. Diese zu nutzen und auf Ansprechpartner*innen aus den Interaktiven Sessions zuzugehen, dazu ermutigte auch Alexandra Boger. Sie verwies ergänzend auf den Kompetenzatlas Bodensee, ein Kompendium mit umfassenden Informationen über Förderungen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Erfahrungsaustausch und Kooperationsmöglichkeiten in der Vierländerregion Bodensee.
Auch im nächsten Jahr wird ein BODENSEE SUMMIT digital stattfinden. Dann zum Schwerpunkt „Mobilität“.

Über den BODENSEE SUMMIT digital

Die jährliche Konferenz bietet Unternehmer*innen, Führungskräften und Innovationsverantwortlichen aller Anrainerländer des Bodensees die Möglichkeit, sich branchen- und regionsübergreifend auszutauschen und zu vernetzen. Der BODENSEE SUMMIT digital behandelt Fragestellungen rund um die Themen digitale Innovation und Transformation. Die Teilnehmer*innen lernen dabei nicht nur von den Referent*innen und Expert*innen, sondern auch durch den interaktiven Austausch voneinander. Der BODENSEE SUMMIT digital hat das Ziel, vorhandenes Wissen aus der Region für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sichtbar und zugänglich zu machen. Er hilft Unternehmer*innen, Führungskräften und Innovationsverantwortlichen, offene Fragen rund um die Digitalisierung zu adressieren und zu diskutieren. Expert*innen und Verantwortliche aus dem KMU-Umfeld, aus Forschungseinrichtungen sowie Hochschulen vermitteln in verschiedenen Formaten neuestes Wissen aus Praxis und Wissenschaft.

Der BODENSEE SUMMIT digital wird durch das Bodenseezentrum Innovation 4.0 (BZI 4.0), ansässig an der HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung, im Rahmen der Digitalisierungsinitiative Bodensee der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) organisiert.
Das Transfer-Netzwerk ist Ansprechpartner für Unternehmen der Vierländerregion Bodensee bei Fragen rund um die digitale Transformation. Das BZI 4.0 fördert auf verschiedenen Wegen den Austausch von Wirtschaft, Wissenschaft, Intermediären und Politik im Bodenseeraum, um mit seinen Partnern insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Bewältigung des digitalen Wandels zu unterstützen.
 

 

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DER FÖRDERER
Der BODENSEE SUMMIT digital wird im Rahmen der Digitalisierungsinitiative Bodensee von der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) gefördert. Die IBK ist ein kooperativer Zusammenschluss der zehn Anrainerländer und   -kantone des Bodensees. Mit der Digitalisierungsinitiative Bodensee unterstützt die IBK auf verschiedenen Wegen die grenzüberschreitende Vernetzung von Digitalisierungsaktivitäten der zehn Länder und Kantone rund um den See.